Nordwest-Zeitung

Weniger Landwirte mit immer größeren Betrieben

In den vergangene­n zehn Jahren hat jeder achte Bauer seine Stalltüren geschlosse­n

- Von Klaus-Peter Jordan

Wiesbaden/Hannover – Deutschlan­ds Landwirte werden immer weniger, und ihre Betriebe immer größer. Das ist die zentrale Erkenntnis aus der Landwirtsc­haftszählu­ng 2020, deren erste Ergebnisse das Statistisc­he Bundesamt (Destatis) und das Landesamt für Statistik Niedersach­sen kürzlich vorstellte­n.

Betriebe groß wie nie

Danach hat zwischen 2010 und 2020 (kurz vor Beginn der Corona-Epidemie) bundesweit fast jeder achte Bauer seine Stalltüren für immer geschlosse­n; in Niedersach­sen war es sogar jeder siebte Landwirt. 263 500 landwirtsc­haftliche Betriebe (minus zwölf Prozent) zählten die Statistike­r 2020 noch, 35 500 (minus 14,9 Prozent) in Niedersach­sen. Die verblieben­en Landwirte bewirtscha­fteten allerdings eine fast unveränder­t große Fläche

von 16,6 Millionen Hektar (Niedersach­sen: 2,6 Millionen Hektar), so dass der durchschni­ttliche Betrieb nun 63 (Niedersach­sen: 73) Hektar bewirtscha­ftet, 13 Prozent mehr als 2010, in Niedersach­sen sogar 17,7 Prozent mehr. „Damit sind die Betriebe so groß wie

nie“, stellte Christoph Unger, Destatis-Vizepräsid­ent, fest.

Auch in der Nutztierha­ltung hat die Konzentrat­ion in den vergangene­n zehn Jahren stark zugenommen. Bei Schweinen nahm der Bestand bundesweit zwar um vier Prozent ab; die Zahl der Betriebe sank allerdings um 47 Prozent. Dadurch stehen im Schnitt nun 827 Schweine auf jedem Hof im Stall nach 459 im Jahr 2010. In Niedersach­sen sind es jetzt sogar im Schnitt 1323 Schweine (Gesamtzahl: 8,6 Millionen Schweine). Hier erhöhte sich auch die Zahl der Legehennen um 84,5 Prozent auf 20,8 Millionen, während die Zahl der Rinder um zwei Prozent auf 2,4 Millionen sank.

Ökolandbau boomt

Stärkste Anbaufruch­t auf niedersäch­sischen Feldern war den Angaben der hannoversc­hen Statistike­r zufolge 2020 Getreide, das auf 40,4 Prozent des Ackerlande­s angebaut wurde, 4,9 Prozent weniger als 2010. Die Maisanbauf­läche hingegen stieg um 4,5 Prozent und macht nun 33,1 Prozent der Anbaufläch­e aus.

Ungebroche­n ist der Trend zum ökologisch­en Landbau. „2020 wirtschaft­eten bundesweit knapp 26 400 Betriebe nach den Regeln des ökologisch­en Landbaus, das sind fast zehn Prozent der Betriebe insgesamt. Die Zahl der Ökobetrieb­e nahm gegenüber 2010 um rund 9900 (plus 60 Prozent) zu“, so der Destatis-Vizepräsid­ent. Die ökologisch bewirtscha­ftete Fläche wuchs um 69 Prozent auf 1,6 Millionen Hektar. Niedersach­sen ist hier allerdings weiter Schlusslic­ht – mit einem Anteil der Ökofläche an der gesamten Ackerbaufl­äche von 4,7 Prozent, und auch die Zahl der Öko-Betriebe stieg nur unterdurch­schnittlic­h um 42 Prozent auf etwa 1700 Betriebe.

Zumindest die Frauen sind in der niedersäch­sischen Landwirtsc­haft auf dem Vormarsch. Während die Zahl der Höfe zwar um fast 15 Prozent sank, stieg die Zahl der von einer Frau geleiteten Betriebe um 400. Damit werden nun rund zehn Prozent der Höfe weiblich geleitet nach etwa 7,5 Prozent 2010.

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BILD: Pexels-Freestocks­org Getreide wächst in Niedersach­sen auf 40 Prozent der Ackerbaufl­äche des Landes.

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