Wie ein hungriger Bär die Film-Industrie veränderte
Film auf Arte zeigt am Freitag die komplexen Hintergründe des Sounddesigns in Hollywood auf
Berlin – Abermillionen Menschen haben die „Star Wars“-Filme gesehen. Die meisten von ihnen dürften das Gebrüll des zotteligen Wookies Chewbacca – mal zornig, mal fröhlich – noch im Ohr haben. Das Grölen der riesigen Gestalt wirkt aus gutem Grund befremdlich: Es stammt weder von einem Menschen noch aus einem Computer. Auf der Suche nach dem perfekten Geräusch ist Sounddesigner Ben Burtt in den 1970er Jahren mit einem tragbaren Tonbandgerät in den Zoo von Long Beach gegangen. Dort nahm er unter anderem ein Walross auf, das wegen einer Beckenreinigung schlecht gelaunt auf dem Trockenen saß und maulte.
„Und dann gab es da diesen jungen Bären namens Pooh. Da war sein Geräusch, wenn er Brot bekam. Er liebte Brot“, erinnert sich Burtt in der herausragenden Doku „Making Waves: The Art of Cinematic Sound“, die an diesem Freitag, 12. Februar, um 21.55 Uhr auf Arte läuft. Am Ende vermengte er die Klänge. Auch Löwen und Dachse flossen in Chewbaccas Stimme mit ein.
Die amerikanische Dokumentarfilmerin Midge Costin hat sich mit vielen Menschen unterhalten, die abseits des Rampenlichts den Sound erarbeiten, der einen Film erst zum Sinneserlebnis macht. „Ich war immer der Ansicht: Unsere Ohren leiten unsere Augen“, sagt Erfolgsregisseur Steven Spielberg. Für die ersten 25 Minuten des Kriegsfilms „Der Soldat James Ryan“(1998) verbrachten Spielberg und seine Crew viele Wochen nur mit den Geräuschen der Schlacht um die Normandie: dem Kugelhagel, dem Pfeifen der Projektile neben dem Ohr – und der tiefen Stille kurz vor der Detonation einer Granate.
„Making Waves“begleitet die Größen des Sounddesigns, darunter die mehrfachen Oscar-Preisträger Walter Murch („Apocalypse Now“) und Gary Rydstrom („Der Soldat James Ryan“). Sie erläutern die Technik und was sie im Kopf auslöst. Und immer wieder ergeben sich überraschende Erkenntnisse. Komponist Hans Zimmer bringt den besten Effekt auf den Punkt: „Erst muss das Herz kommen, die Vernunft folgt schon.“