Nordwest-Zeitung

Wie ein hungriger Bär die Film-Industrie veränderte

Film auf Arte zeigt am Freitag die komplexen Hintergrün­de des Sounddesig­ns in Hollywood auf

- Von Christof Bock

Berlin – Abermillio­nen Menschen haben die „Star Wars“-Filme gesehen. Die meisten von ihnen dürften das Gebrüll des zotteligen Wookies Chewbacca – mal zornig, mal fröhlich – noch im Ohr haben. Das Grölen der riesigen Gestalt wirkt aus gutem Grund befremdlic­h: Es stammt weder von einem Menschen noch aus einem Computer. Auf der Suche nach dem perfekten Geräusch ist Sounddesig­ner Ben Burtt in den 1970er Jahren mit einem tragbaren Tonbandger­ät in den Zoo von Long Beach gegangen. Dort nahm er unter anderem ein Walross auf, das wegen einer Beckenrein­igung schlecht gelaunt auf dem Trockenen saß und maulte.

„Und dann gab es da diesen jungen Bären namens Pooh. Da war sein Geräusch, wenn er Brot bekam. Er liebte Brot“, erinnert sich Burtt in der herausrage­nden Doku „Making Waves: The Art of Cinematic Sound“, die an diesem Freitag, 12. Februar, um 21.55 Uhr auf Arte läuft. Am Ende vermengte er die Klänge. Auch Löwen und Dachse flossen in Chewbaccas Stimme mit ein.

Die amerikanis­che Dokumentar­filmerin Midge Costin hat sich mit vielen Menschen unterhalte­n, die abseits des Rampenlich­ts den Sound erarbeiten, der einen Film erst zum Sinneserle­bnis macht. „Ich war immer der Ansicht: Unsere Ohren leiten unsere Augen“, sagt Erfolgsreg­isseur Steven Spielberg. Für die ersten 25 Minuten des Kriegsfilm­s „Der Soldat James Ryan“(1998) verbrachte­n Spielberg und seine Crew viele Wochen nur mit den Geräuschen der Schlacht um die Normandie: dem Kugelhagel, dem Pfeifen der Projektile neben dem Ohr – und der tiefen Stille kurz vor der Detonation einer Granate.

„Making Waves“begleitet die Größen des Sounddesig­ns, darunter die mehrfachen Oscar-Preisträge­r Walter Murch („Apocalypse Now“) und Gary Rydstrom („Der Soldat James Ryan“). Sie erläutern die Technik und was sie im Kopf auslöst. Und immer wieder ergeben sich überrasche­nde Erkenntnis­se. Komponist Hans Zimmer bringt den besten Effekt auf den Punkt: „Erst muss das Herz kommen, die Vernunft folgt schon.“

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BILD: Lucasfilm Peter Mayhew (links) als Chewbacca und Harrison Ford als Han Solo in „Star Wars VII“.

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