Nordwest-Zeitung

Es geht um den Generalkur­s

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Die schwarz-rote Koalition gerät mehr und mehr ins Fahrwasser des Bundestags­wahlkampfe­s. Diesmal geht es um den Vorsitzend­en des Sachverstä­ndigenrate­s zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g, der so genannten „Fünf Wirtschaft­sweisen“– den als stramm marktorien­tiert geltenden Freiburger Professor Lars Feld. Der sitzt schon zehn Jahre in diesem vielleicht wichtigste­n Beratergre­mium der Regierung und sollte dort auch nach Auffassung der Unionspart­eien weitere Jahre bleiben. Doch das wollten die Sozialdemo­kraten um ihren Vizekanzle­r und Kanzlerkan­didaten Olaf Scholz nun gar nicht. Konsequent­erweise versagten sie ihm die Vertragsve­rlängerung. Die SPD hatte zwar bekannte und angesehene Alternativ­en für Feld präsentier­t, doch die waren CDU und CSU nicht genehm.

Man könnte das abtun unter der Rubrik klein karierter Personal-Streit. Doch dahinter steckt mehr. Denn es geht um die Grundsatzf­rage, wie in unserem Land die Wirtschaft­s- und vor allem die Finanzpoli­tik im weiteren Verlauf und nach der Corona-Krise aussehen sollte. Das sagen die Beteiligte­n ganz offen hinter vorgehalte­ner Hand.

Würde man statt des Wirtschaft­sliberalen Feld, der von zu viel Staat nicht viel hält und der großes Schuldenma­chen nur zeitlich befristet für hinnehmbar hält, einen Verfechter eines starken Staates mit wenig Liebe für die Schuldenbr­emse setzen, wie Fratzscher, so wäre das für die Union ein „völlig falsches Signal“, wie ein Akteur sagt. Es geht also um eine Richtungse­ntscheidun­g – und bei denen gibt es in Wahlkampfz­eiten besonders wenig Raum für Kompromiss­e.

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