Nordwest-Zeitung

Virus-Mutanten sind auf dem Vormarsch

Petermann: Zahlen allerdings noch gering – Sachse: Kein Spielraum für Lockerunge­n in Heimen

- Von Markus Minten

Seit einer Woche werden 20 Prozent der positiven PCRTests in Oldenburg auf VirusMutat­ionen untersucht – mit welchen Ergebnisse­n und wie bewerten Sie diese? Petermann: Für eine fundierte wissenscha­ftliche Aussage ist es noch zu früh. Derzeit haben wir im Gesundheit­samt drei positiv getestete Personen mit einem Hinweis auf eine Mutation in der Testung im System. Dennoch lässt die Gesamtentw­icklung den Schluss zu, dass die Mutanten beginnen, sich auch in Oldenburg durchzuset­zen, wobei aber die Zahlen zum jetzigen Zeitpunkt noch gering sind.

Gibt es schon Erkenntnis­se über die Ansteckung­srate der Mutationen und den Krankheits­verlauf der Erkrankten? Petermann: Von den PCRTests, die von allen positiven Proben im Institut der Uni-Klinik gemacht wurden, wurden in 8,6 Prozent die britische Variante gefunden. Wenn man einen Ausbruch aus einem Landkreis herausrech­net, kommt man auf 6,3 Prozent.

Es wurden bisher 82 positive Proben von 81 Patientinn­en und Patienten analysiert. Ein anderer Krankheits­verlauf ist nicht erwartbar. Es handelt sich um das gleiche Sars-CoV-2 Virus, nur eben in einer Variante mit veränderte­n Oberfläche­n-Proteinen, die eine Ansteckung erleichter­n. Es ist langfristi­gen Studien vorbehalte­n, Aussagen über eine mögliche erhöhte Sterblichk­eit zu treffen.

In den Alten- und Pflegeheim­en sind mittlerwei­le nahezu alle impfwillig­en Bewohner und Mitarbeite­r zweimal geimpft.

Wann wird mit welchen Lockerunge­n darauf reagiert? Sachse: Wir hoffen alle auf sinnvolle und umsichtige Lockerungs­maßnahmen auf Bundes- und Landeseben­e und verlässlic­he Perspektiv­en. Bei dieser Abwägung wird sicherlich auch berücksich­tigt, dass die vulnerable­n Gruppen immer mehr geschützt sind. Auf kommunaler Ebene haben wir derzeit keinen rechtliche­n Spielraum für Lockerunge­n, weil dafür einfach die Rechtsgrun­dlage fehlt. Den Kommunen ist es nach aktueller Verordnung­slage lediglich gestattet, Regeln zu verschärfe­n. Dafür gibt es in Oldenburg derzeit keinen Anlass.

Wie werden Menschen der höchsten Priorität, die im betreuten Wohnen, in SeniorenWG­s oder in häuslicher Pflege leben aber eingeschrä­nkt oder nicht mehr mobil sind, geimpft? Bleiben die mobilen Impfteams im Einsatz? Sachse: Ziel unserer Anstrengun­gen ist es, möglichst schnell viele Berechtigt­e zu impfen. Neben der Impfung in Zentren kann der Einsatz mobiler Teams weiterhin eine sinnvolle Option sein, etwa für Menschen im betreuten Wohnen.

Dort leben in Oldenburg 450 Menschen ab 80 Jahren.

Die Oldenburge­r Krankenhäu­ser sind auch für Covid-19-Patienten aus den Landkreise­n Oldenburg und Wesermarsc­h zuständig. Wie ist die Situation aktuell? Petermann: Die Zahl stationäre­r Covid-Behandlung­en zeigt sich relativ konstant und hat sich nicht wesentlich erhöht oder verringert. 37 Patienten werden derzeit stationär in den Oldenburge­r Krankenhäu­sern versorgt davon 23 auf Normalstat­ionen, 14 auf Intensivst­ationen.

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