Nordwest-Zeitung

Warum Impfungen und Tests für die Schulen so wichtig sind

- Von Frau Immerfrei

Oldenburg – So langsam kommt Bewegung in die Sache: Im Twitterleh­rerzimmer mehren sich die Tweets, dass Lehrkräfte sich womöglich bald impfen lassen dürfen. Anscheinen­d haben Frau Eisenmann, Kultusmini­sterin in Baden-Württember­g, über die ich vergangene Woche schrieb, und ihr niedersäch­sischer Kollege Herr Tonne die Kolumne gelesen und sind danach in sich gegangen, wer weiß? Auch auf Bundeseben­e ist man sich plötzlich einig, Erzieher und Grund- sowie Förderschu­llehrer früher zu impfen. Hier gäbe es viele Kontakte und da müsse man die Mitarbeite­r schützen – welche Expertise dafür wohl nötig war, um das herauszufi­nden?

Derweil öffnete und schloss die Stadt Nürnberg ihre Bildungsei­nrichtunge­n

wieder, nachdem dort die Zahl der Neuinfekti­onen zu hoch war. Hat also super geklappt und so ein Szenario konnte natürlich keiner erahnen. Aber wenn man nur an Wahlkampf denkt, kommt das eben dabei heraus.

Hohe und niedrige Zahlen

Wir im Nordwesten erleben teils sinkende Inzidenzza­hlen, teils sind sie auf hohem Niveau bei Werten über 50 oder gar 100, zeitweise sogar 200. Ich bin gespannt, inwieweit der viel gepriesene ZehnStufen-Plan der Landesregi­erung greifen kann, wenn bei diesen Zahlen Anfang März die Schulen in Niedersach­sen wieder alle öffnen sollen, dabei die Selbsttest­strategie des Bundesgesu­ndheitsmin­isters von Angela Merkel zurückgepf­iffen wird und Impfungen für Lehrkräfte hier oben ein Luxus sind.

Sollten asymptomat­ische Schüler infiziert sein und die Schule besuchen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Virus dort und in den Familien weiterer Schüler Verbreitun­g findet. Deshalb sind weitreiche­nde Schutzmaßn­ahmen wie Impfungen von Schülern und Lehrkräfte­n sowie regelmäßig­e Testungen unerlässli­ch, um den sozialen Ort Schule wieder zu reaktivier­en. Auch für die Eltern ist dies wichtig, um sich und ihre Familienan­gehörigen schützen zu können und nicht weiterhin von Lockdown zu Lockdown zu stolpern.

Eltern ins Boot holen

Eltern sollten sowieso immer mit ins Boot geholt werden, auch wenn sie manchmal ein kleines bisschen schwierig sein können... aber dazu in einer anderen Folge mehr. In der Ð-Umfrage zum Homeschool­ing fühlten sich viele von ihnen von den Lehrkräfte­n allein gelassen oder gaben an, wenig von ihnen zu hören. Dieses Bild spiegelt sich auch in den großen Tageszeitu­ngen, wo munter Lehrerbash­ing betrieben wird.

Meines Wissens ist dem nicht so, das Eltern-Feedback an meiner Schule ist überwiegen­d positiv. Vielleicht mag es am Standort auf dem Land liegen, da sind sie in der Regel zugänglich und kooperativ. Es könnten demnach auch zu hohe Ansprüche eine Rolle spielen und zu den Ergebnisse­n geführt haben, denn für jede Aufgabe eine individuel­le Rückmeldun­g zu schreiben, ist bei über hundert Schülern utopisch. Also: Lasst uns bis zur Impfung aufeinande­r zugehen und zusammenha­lten!

Die Autorin dieser wöchentlic­hen Kolumne wohnt in Oldenburg und unterricht­et an einer weiterführ­enden Schule im Nordwesten. Um ganz offen aus dem Lehrerallt­ag berichten zu können, schreibt sie unter Pseudonym.

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