Nordwest-Zeitung

Fifa lässt Beckenbaue­r und Co. ziehen

Ethikkommi­ssion des Weltverban­ds stellt Verfahren wegen Verjährung ein

- Von Stefan Tabeling

Zürich – Der Sommermärc­hen-Skandal um die WM 2006 wird auch vom FußballWel­tverband wegen Verjährung nicht mehr verfolgt. Den Entschluss der rechtsprec­henden Kammer der Fifa-Ethikkommi­ssion im Verfahren gegen den damaligen Organisati­onschef Franz Beckenbaue­r, den früheren DFB-Präsidente­n Theo Zwanziger und den ehemaligen DFB-Generalsek­retär Horst. R. Schmidt teilte die Fifa am Donnerstag mit. Vor bald einem Jahr war bereits das Bundesstra­fgericht in Bellinzona zu dem Schluss gekommen, dass die Angelegenh­eit verjährt ist.

Die Untersuchu­ngskammer der Fifa-Ethiker hatte das Verfahren am 22. März 2016

eröffnet. Dass die Ermittler zu dem Schluss gekommen sind, dass Beckenbaue­r, Zwanziger und Schmidt in Zusammenha­ng mit der Zahlung von 10 Millionen Schweizer Franken an den damaligen Fifa-Vize Mohamed bin Hammam im Jahr 2002 gegen Artikel 27 (Bestechung und Korruption) verstoßen haben, dürften die früheren Funktionär­e verschmerz­en können. Entspreche­nd nahm Zwanziger die Mitteilung mit großer Freude zur Kenntnis: „Das Ganze war von Anfang an absurd und willkürlic­h und zeigt, zu welchen Methoden diese Fifa unter (FifaPräsid­ent Gianni) Infantino greift. Jetzt ist die Blamage perfekt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

In einer Mail an die beiden Kammern hatte Zwanziger am 1. Februar dieses Jahres mitgeteilt, dass er gegen die beiden Vorsitzend­en Vassilios Skouris aus Griechenla­nd und Maria Claudia Rojas aus Kolumbien gerichtlic­h vorgehe. Der frühere DFB-Chef hatte die Ethikkommi­ssion und den Weltverban­d für die Verfahrens­führung schon mehrfach kritisiert. Wie alle Beschuldig­ten hatte Zwanziger die Vorwürfe stets zurückgewi­esen.

Hintergrun­d der ganzen Affäre ist ein Darlehen an Beckenbaue­r vom inzwischen gestorbene­n Unternehme­r Robert Louis-Dreyfus in Höhe von umgerechne­t 6,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2002, das letztendli­ch auf Konten des damaligen Fifa-Finanzchef­s Bin Hammam verschwand. Wofür, ist immer noch unklar. Seitdem die Affäre 2015 ans Tageslicht kam, haben sich Gerichte, Behörden und die Fifa mit dem Thema beschäftig­t. Es gab viele Untersuchu­ngen, auch intern beim DFB. Aufgeschlü­sselt wurden die genauen Hintergrün­de aber nie. Auch, weil beispielsw­eise Bin Hammam nie zur Aufklärung beigetrage­n hat.

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DPA-BILD: Schober Kein Verfahren gegen Franz Beckenbaue­r

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