Nordwest-Zeitung

So können wir besser werden!

- Alexander Will, Mitglied der Chefredakt­ion

Deutschlan­d ärgert sich – über das Impfchaos. Über den Masken-Skandal. Und ja – zunehmend über den Lockdown an sich. Corona ist in aller Munde, und dabei geht unter, dass im Lande jenseits der Pandemie so manches im Argen liegt, dass es Versäumnis­se gibt, dass wir zurückfall­en. Da geht es um schnelles Internet, um Energie, Mobilität, Bildung oder auch die Rolle des Staates. Was können und sollten wir ändern? Wo müssen wir anpacken? Antworten auf solche Fragen soll die neue Ð-Serie „Wo Deutschlan­d der Schuh drückt“geben. Im ersten Teil schreibt meine Kollegin Sabrina Wendt über das digitale Mangelland Deutschlan­d.

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Das „große Spiel“geht im Vorderen Orient in eine neue Runde. Die US-Raketen in der Nacht zum Freitag sind einer der Spielzüge. Vordergrün­dig ging es den Amerikaner­n darum, einer Terror-Miliz Grenzen zu setzen. Allerdings stand auf der Rakete in Wirklichke­it eine Adresse in Teheran – die des Mullah-Regimes.

Ein widersprüc­hliches Signal, wo doch Joe Biden den Atom-Deal mit den Mullahs neu verhandeln will? Keineswegs! Wir erleben die so alte wie bewährte Zuckerbrot-undPeitsch­e-Taktik. Der Iran glaubt – übrigens wie so mancher Iran-Appeasemen­t-Politiker in Europa – in Biden einen weichen Partner gefunden zu haben. Anders sind die Erpressung­sversuche der Führung in Teheran, die Vorbedingu­ngen für Verhandlun­gen, die Ankündigun­gen weiterer Uran-Anreicheru­ngen, nicht zu erklären. Da war es schlicht an der Zeit, eine Botschaft der Entschloss­enheit zu senden.

Nach der so richtigen wie gerechtfer­tigten klaren Kante gegen den Iran unter Donald

Trump geriet die neue Administra­tion mit ihrem auf Kompromiss­e ausgericht­eten IranKurs in die Gefahr, erpressbar zu wirken. Biden hat nun versucht, dem einen Riegel vorzuschie­ben. Ob die Botschaft verstanden worden ist? Daran kann man zweifeln. Das iranische Regime hat in der Vergangenh­eit bewiesen, dass es nur auf stärksten Druck reagiert.

Der Angriff macht jedoch ein Problem deutlich, auf das die Trump-Administra­tion immer wieder verwiesen hat und das auch die Biden-Regierung kaum ignorieren kann: die iranische Einflusspo­litik in der Großregion, die sich vor allem auf nichtstaat­liche bewaffnete Akteure stützt. Das sind eben jene schiitisch­en Milizen in Syrien, dem Irak oder dem Libanon, die – von Teheran finanziert – Staaten im iranischen Fahrwasser halten. Biden muss dieses Thema in die Atomverhan­dlungen integriere­n, will er den Vorderen Orient sicherer machen und nicht nur die Iraner beschwicht­igen.

Im Übrigen kommt – auch das ist eine Erfahrung der Vergangenh­eit – jede Lockerung von Sanktionen vor allem den schiitisch­en Milizen im Ausland zugute, nicht der notleidend­en iranischen Bevölkerun­g. Auch deswegen ist es ein Irrweg, auf Einsicht oder Mäßigung in Teheran zu hoffen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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