Nordwest-Zeitung

Schottisch­er Sturm braut sich zusammen

Amtsvorgän­ger belastet Ministerpr­äsidentin Nicola Sturgeon schwer – Wahlen stehen bevor

- Von Jochen Wittmann, Büro London

Edinburgh – Ein Sturm braut sich zusammen über dem Haupt von Nicola Sturgeon. Die Ministerpr­äsidentin von Schottland wird von ihrem Amtsvorgän­ger Alex Salmond beschuldig­t, ein Komplott gegen ihn geschmiede­t zu haben, um seinen Ruf zu ruinieren und ihn ins Gefängnis zu bringen. Zudem soll Sturgeon das Regionalpa­rlament in Edinburgh angelogen haben. Die Vorwürfe würden, falls bewiesen, zum Rücktritt der Ministerpr­äsidentin führen. Der Skandal kommt der Regierungs­partei SNP, die bisher durch stratosphä­rische Umfragewer­te glänzen konnte, kurz vor den Wahlen zum Regionalpa­rlament im Mai denkbar ungelegen.

Entschädig­ung

Alex Salmond sagte am Freitag vor einem parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss aus. Der Ausschuss war eingericht­et worden, um zu klären, welche Fehler die schottisch­e Regierung gemacht hatte, als sie 2018 eine Untersuchu­ng über angebliche sexuelle Übergriffe Salfängnis monds anstrengte. Ein Gericht hatte 2019 befunden, dass diese Untersuchu­ng „ungesetzli­ch, unfair und durch Voreingeno­mmenheit korrumpier­t“gewesen war und Salmond eine Entschädig­ung von mehr als einer halben Million Pfund an Prozesskos­ten zugesproch­en.

Ein zweiter Prozess sprach den Ex-Ministerpr­äsidenten im März 2020 von zwölf Anschuldig­ungen sexueller Übergriffe frei.

Jetzt will Salmond vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss beweisen, dass es seitens der Regierung eine konzertier­te Aktion gegen ihn gegeben hat. Es handele sich, behauptet der 67-Jährige, um „einen absichtlic­hen, böswillige­n und abgestimmt­en Versuch unter einer Reihe von Personen innerhalb der Regierung und der SNP, meinen Ruf zu schädigen, bis zu dem Ausmaß, mich ins Gezu bringen“.

Und er nannte Namen. Neben der Regierungs­chefin soll auch ihr Ehemann Peter Murrell, der zugleich Geschäftsf­ührer der SNP ist, führende Beamte sowie Lord Wolffe, der Chefjustiz­iar der Regierung, an dem Komplott beteiligt gewesen sein. Die Kabale von Parteimitg­liedern, Beamten sowie gewählten Amtsträger­n habe das Prinzip der Gewaltente­ilung unterminie­rt.

Den Kodex gebrochen?

Bei der Verschwöru­ng, legte Salmond nahe, habe Nicola Sturgeon eine zentrale Rolle gespielt. Außerdem beschuldig­t er sie, „wiederholt“das Parlament irregeführ­t und damit den „ministeria­l code“, den Verhaltens­kodex für Minister, gebrochen zu haben.

Der Vorwurf könnte die politische Karriere von Sturgeon beenden. Die Powerfrau ist populär in Schottland und während der Corona-Krise aufgrund ihres direkten und entschloss­enen Auftretens noch populärer geworden. Der bislang für sicher gehaltene Wahlsieg im Mai wäre in Gefahr. Am Mittwoch wird Nicola Sturgeon vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss aussagen.

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Dpa-BILD: Mitchell Ministerpr­äsidentin in Schottland: Nicola Sturgeon wird von ihrem Amtsvorgän­ger beschuldig­t, ein Komplott gegen ihn geschmiede­t zu haben.

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