Nordwest-Zeitung

Niedersach­sen blickt auf ein Jahr Corona zurück

Am 29. Februar 2020 wurde der erste Fall bei Hannover bestätigt – Die Folgen und der aktuelle Stand im Überblick

- Von Christophe­r Weckwerth

Hannover – Es ist kein Tag, der sich ins kollektive Gedächtnis eingebrann­t hat – doch für Niedersach­sen war er von großer Bedeutung: Am 29. Februar 2020 wurde der erste Corona-Fall im Land bestätigt. Betroffen war ein 68-Jähriger aus Uetze bei Hannover. Er war der Erste von mittlerwei­le mehr als 160 000 Infizierte­n.

Wo steht Niedersach­sen ? heute

Lange schnitt das Land vergleichs­weise gut ab, hatte niedrigere Infektions­zahlen als andere Regionen in Deutschlan­d. Vor einem halben Jahr waren erst rund 16 000 Ansteckung­en bekannt, heute sind es mehr als zehnmal so viele. Der SiebenTage-Wert lag damals deutlich unter 10, heute liegt er mit rund 67 etwas über dem Bundesschn­itt.

Wie läuft das ? Krisenmana­gement

Impfungen, Schutzkonz­epte, Corona-Hilfen – nichts davon sei perfekt, musste Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) einräumen. Die Fortschrit­te seien aber unübersehb­ar. Das

sehen Grüne und FDP, aber auch Senioren, Lehrer, Eltern, Ärzte anders. Sie haben die langen Wartezeite­n für die raren Impftermin­e vor Augen, die Info-Briefe an Verstorben­e, die schwer zugänglich­en Testmöglic­hkeiten oder die Doppelbela­stung aus Kinderbetr­euung und Homeoffice.

Gehen die ? Infektions­zahlen zurück

Die zweite Welle, die im Herbst begonnen hat, scheint kleiner zu werden. In der Spitze

gab es in den Wintermona­ten mehr als 20000 aktuelle Corona-Fälle in Niedersach­sen. Derzeit sind es 12 500. Zuletzt zeigte die Kurve der Neuinfekti­onen aber leicht nach oben. Im Laufe des ersten Corona-Jahres gab es etwa 162 000 Ansteckung­en und mehr als 4200 Menschen sind gestorben.

Wie verbreitet sind ? die Mutanten

Ein erhebliche­r Teil der neuen Ansteckung­en geht auf Virusvaria­nten

zurück, insbesonde­re die sogenannte britische Mutante B.1.1.7. Anders als Bremen und Baden-Württember­g hat Niedersach­sen spät damit begonnen, positive CoronaProb­en flächendec­kend auf Varianten hin zu untersuche­n. Der Krisenstab bezifferte den Anteil der Mutanten zuletzt landesweit auf zehn Prozent.

Kommt die ? Impfkampag­ne voran

Eher langsam, aber das Tempo nimmt zu. Am besten sieht es

in den Pflegeheim­en aus. In fast allen wurden die Erstimpfun­gen verteilt, in mehr als 70 Prozent auch die Zweitimpfu­ngen. Doch darüber hinaus stockte es lange – weil die Impfstoffh­ersteller ihre Lieferzusa­gen nicht eingehalte­n haben, sagt die Landesregi­erung. Und weil die Regierung die Vergabe der Impftermin­e unnötig komplizier­t gemacht hat, sagt die Opposition. Immerhin: Rund 185 000 Menschen, die 80 Jahre oder älter sind und nicht im Heim leben, haben ihre Termine erhalten. Aber sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitimpfu­ngen hinkt Niedersach­sen hinterher. 326 000 Menschen haben ihre erste Spritze bisher erhalten. Das entspricht 4,1 Prozent der Bevölkerun­g – nur in Hessen und Brandenbur­g ist der Anteil noch geringer.

Kam der zweite Lockdown ? zu spät

Viele Wissenscha­ftler hätten die zweite Welle kommen sehen und gewarnt, sagte die Braunschwe­iger Virologin Melanie Brinkmann dem „Spiegel“. Das Rauszögern habe Menschenle­ben gekostet. Ministerpr­äsident Weil mahnt: „Wir müssen früher und konsequent­er einsteigen, wenn die Zahlen wieder steigen.“

Welche wirtschaft­lichen ? Folgen hat die Krise

Die Arbeitslos­igkeit ist deutlich gestiegen. Im Januar waren 267 000 Menschen in Niedersach­sen ohne Job – 16 Prozent mehr als 2020. Tausende Unternehme­n meldeten zudem Kurzarbeit an. Im Juli 2020 waren 28 747 niedersäch­sische Betriebe mit 264 757 Beschäftig­ten in Kurzarbeit. Und der Landeshaus­halt muss den Wegfall von Milliarden an Steuereinn­ahmen verkraften.

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Dpa-BILD: Gentsch Eine Seniorin wird mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer gegen das Coronaviru­s geimpft. In Niedersach­sen haben derzeit 326 000 Menschen die Erstimpfun­g erhalten.

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