Nordwest-Zeitung

„Integratio­n deutlich schwerer“

Lehrer kritisiere­n Kürzungen bei Sprachförd­erung

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Herr Neumann, Unterricht mit Maske: Welche Folgen hat das für Kinder, die sprachlich­e Defizite haben? Neumann: Die Kommunikat­ion wird natürlich deutlich erschwert. Die Aussprache wird undeutlich­er, Emotionen sind schwerer einzuschät­zen. Das beeinträch­tigt den ganzen Unterricht.

Wie funktionie­rt denn die Sprachförd­erung unter CoronaBedi­ngungen? Neumann: Teilweise gar nicht, weil sich die betroffene­n Kinder dem Unterricht entziehen. Hinzu kommt die mangelhaft­e technische Ausstattun­g.

Nach einem neuen Erlass des Kultusmini­steriums sollen im Sekundar-I-Bereich nur noch 15 statt der bisher 30 Wochenstun­den für Kinder in Sprachlern­klassen zur Verfügung stehen. Was halten Sie davon? Neumann: Es gibt Regionen in

Niedersach­sen mit einem hohen Anteil von Migranten. Gerade für diese Regionen wäre es katastroph­al, wenn die Sprachförd­erung so stark reduziert würde. Sprachlern­klassen dürfen nicht geschlosse­n, sondern müssen gezielt eingericht­et werden. Sollte der Erlass umgesetzt werden, steigt die Belastung der Lehrkräfte. Die gewünschte Integratio­n würde deutlich erschwert.

Warum werden dann die Förderstun­den reduziert? Neumann: Es fehlt schlicht das

Personal in den Schulen. Mit diesem Erlass kann sich das Niedersäch­sische Kultusmini­sterium die Unterricht­squote schönrechn­en.

Was fordert Ihr Verband? Neumann: Das ist ganz klar: Der Erlass darf nicht in Kraft treten. Es darf keine Kürzungen bei der Sprachförd­erung geben. Im Gegenteil: Die Sprachförd­erung muss intensivie­rt werden, damit alle Kinder ihre Abschlüsse erreichen. Hier geht es um eine Investitio­n in die Zukunft.

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