„Integration deutlich schwerer“
Lehrer kritisieren Kürzungen bei Sprachförderung
Herr Neumann, Unterricht mit Maske: Welche Folgen hat das für Kinder, die sprachliche Defizite haben? Neumann: Die Kommunikation wird natürlich deutlich erschwert. Die Aussprache wird undeutlicher, Emotionen sind schwerer einzuschätzen. Das beeinträchtigt den ganzen Unterricht.
Wie funktioniert denn die Sprachförderung unter CoronaBedingungen? Neumann: Teilweise gar nicht, weil sich die betroffenen Kinder dem Unterricht entziehen. Hinzu kommt die mangelhafte technische Ausstattung.
Nach einem neuen Erlass des Kultusministeriums sollen im Sekundar-I-Bereich nur noch 15 statt der bisher 30 Wochenstunden für Kinder in Sprachlernklassen zur Verfügung stehen. Was halten Sie davon? Neumann: Es gibt Regionen in
Niedersachsen mit einem hohen Anteil von Migranten. Gerade für diese Regionen wäre es katastrophal, wenn die Sprachförderung so stark reduziert würde. Sprachlernklassen dürfen nicht geschlossen, sondern müssen gezielt eingerichtet werden. Sollte der Erlass umgesetzt werden, steigt die Belastung der Lehrkräfte. Die gewünschte Integration würde deutlich erschwert.
Warum werden dann die Förderstunden reduziert? Neumann: Es fehlt schlicht das
Personal in den Schulen. Mit diesem Erlass kann sich das Niedersächsische Kultusministerium die Unterrichtsquote schönrechnen.
Was fordert Ihr Verband? Neumann: Das ist ganz klar: Der Erlass darf nicht in Kraft treten. Es darf keine Kürzungen bei der Sprachförderung geben. Im Gegenteil: Die Sprachförderung muss intensiviert werden, damit alle Kinder ihre Abschlüsse erreichen. Hier geht es um eine Investition in die Zukunft.