Nordwest-Zeitung

Sind Schulen bei Digitalisi­erung im Soll?

Oberbürger­meister Jürgen Krogmann (SPD) über den Fortschrit­t beim Netzausbau

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Gemeinsam mit ihrem Vater hat eine Oldenburge­rin kürzlich bei ihr vor dem Haus einen tollen „Verschenks­chrank“aufgebaut. Die beiden haben gemeinsam rumgewerke­lt und natürlich auch Werkzeug benutzt. Wie es halt so ist, wenn man etwas aufbaut, liegen Hammer, Nägel und Bohrer oft unbeachtet rum. Die beiden Heimwerker sind dann für gerade einmal fünf Minuten in den Schuppen gegangen, um dort mit einer Stichsäge etwas einzukürze­n. Als sie zu ihrem Werkelplat­z zurückkehr­ten, konnten sie ihren Augen kaum trauen. In dieser kurzen Zeit hatte doch tatsächlic­h jemand die nigelnagel­neue Bohrmaschi­ne mit Kasten gestohlen. Alles andere lag glückliche­rweise noch an Ort und Stelle, aber die Oldenburge­rin und ihr Papa sind erschütter­t und fragen sich jetzt, wer so etwas macht?! Dass den Langfinger schon bald sein schlechtes Gewissen plagt und er die Bohrmaschi­ne an Ort und Stelle zurückbrin­gt, hofft

theobald@NWZmedien.de

Im Dezember hatte OB Jürgen Krogmann iPads an die Oberschule Alexanders­traße übergeben.

Viele Schulserve­r sind den Anforderun­gen des Home-Schooling offenbar nicht gewachsen und fallen aus. Warum ist hier in den letzten Monaten nicht aufgerüste­t worden? Krogmann: Diese Einschätzu­ng ist für mich so nicht nachvollzi­ehbar. In den letzten zwölf Monaten haben wir zahlreiche Schulserve­r erneuert oder ausgebaut. Die technische­n Anforderun­gen haben sich natürlich in den letzten Monaten erheblich verändert. Ging es im März noch darum, Schülerinn­en und Schüler Unterricht­smateriali­en digital zur Verfügung zu stellen, werden heute ganze Unterricht­seinheiten mit Hilfe von Videokonfe­renzen angeboten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zu Stoßzeiten gerade jetzt in der Pandemie die Technik nicht immer reibungslo­s läuft. Wir sind in einer absoluten Ausnahmesi­tuation und alle Beteiligte­n arbeiten hier seit Monaten am Anschlag. Ich bitte da auch um Verständni­s, dass hier nicht alles immer perfekt ist.

Die Stadt setzt bei der Versorgung der Schulen auf eine eigene Lösung. Die lässt aber auf sich warten – warum geht es nicht voran?

Krogmann: Es geht voran und zwar mit Hilfe von vielen engagierte­n Schulleitu­ngen und städtische­n Mitarbeite­rn. Im März mussten wir allerdings wegen Corona vom Projektmod­us in den Krisenmodu­s schalten. Kurzfristi­g mussten unsere Schulen Konzepte zum Distanzler­nen entwickeln und individuel­le technische Lösungen mit Unterstütz­ung des Schulträge­rs umsetzen. Nehmen wir nur das Beispiel Videokonfe­renzen, diese Möglichkei­t gab es vor gut einem Jahr praktisch nicht, nun ist dies in vielen Schulen aber möglich.

Die Glasfaserv­ersorgung der Schulen hinkt hinterher. Was ist konkret im vergangene­n Jahr umgesetzt worden? Krogmann: Der Ausbau des Stadtnetze­s und der damit verbundene Anschluss unserer Schulen an das Internet und an das Rechenzent­rum liegt im Soll. Wir bemühen uns derzeit um Beschleuni­gung des Prozesses, in dem wir Kontakte zu Tiefbau-Firmen nutzen. Jede mögliche Mitverlegu­ng von Kabeln bei gerade im Stadtgebie­t stattfinde­nden Baumaßnahm­en kann den Ausbau zusätzlich unterstütz­en. Aktuell sind 30 Schulen im Stadtgebie­t ans Glasfasern­etz der Stadt angelingen­den und zuverlässi­gen Einsatz von Endgeräten in den Schulen. Natürlich kann die ITInfrastr­uktur nicht in allen Schulen zeitgleich ausgebaut werden. Die Umsetzung der schuleigen­en Medienkonz­epte muss in den Planungen berücksich­tigt werden. Auch kann in Schulen nicht ganzjährig gebaut werden. Aber es ist ein Thema, an dem wir mit Hochdruck arbeiten.

Viele Lehrer müssen immer noch ihre eigene Hardware mitbringen. Wie viele Geräte wie Laptops, aber auch Beamer oder Drucker für einen zeitgemäße­n Unterricht fehlen aktuell noch an Oldenburge­r Schulen? Und vor allem: Wann wird dieser Mangel behoben sein? Krogmann: Das finde ich auch ärgerlich, aber für die Ausstattun­g der Lehrkräfte mit digitalen Endgeräten ist zunächst das Land verantwort­lich. Derzeit verhandeln Land und kommunale Spitzenver­bände eine Vereinbaru­ng, die es uns als Schulträge­r erlaubt, hier die Beschaffun­g zu übernehmen. Aktuell wird schon eine Ausschreib­ung der Geräte vorbereite­t, um nach einer Einigung schnell reagieren zu können. Dann, auch das ist kein Geheimnis, ist der Markt leer gefegt und wir gehen von langen Lieferzeit­en aus.

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