Wenn aus zwei Saisons eine wird
So wäre die Lage, wenn 2019/20 einfach fortgesetzt worden wäre
Oldenburg – Getreu der von Lothar Matthäus vor ein paar Jahren als Experte prominent im TV platzierten Verbalkreation „Wäre, wäre – Fahrradkette“hat sich unsere Redaktion in dieser Woche mit einem speziellen Fußball-CoronaKonjunktiv beschäftigt. Wie wäre jetzt die Situation, wenn sich die niedersächsischen Vereine im vergangenen Frühjahr gegen einen Saisonabbruch mit Auf- und ohne Abstieg entschieden hätten?
Das bayerische Modell, die Saison zu unter- und nicht abzubrechen, fand bei den Oldenburger Vereinen im ersten Lockdown keine Gegenliebe. Hat sich nun, da im (Dauer-)Lockdown erneut hin- und hergegrübelt werden muss, wie die meist in Staffeln eingeteilten Ligen sinnvoll und fair beendet werden könnten, die Meinung geändert?
■ Die Fragestellung
■ Was wäre, wenn die Saison 2019/20 nicht aufgrund der Pandemie abgebrochen worden wäre?
■ Wie wäre aktuell die Lage, wenn die Vereine für die im Frühjahr mit großer Mehrheit nicht gewollte Saison-Fortsetzung mit flexiblem Ende bis Juni 2021 gestimmt hätten?
■ Wie viele Spiele müssten
die Mannschaften jetzt noch machen, um innerhalb von zwei Jahren eine ganze Saison absolviert zu haben?
■ Die Antwortsuche
Um sich einer zumindest ansatzweise guten Antwort zu nähern, haben wir die Tabellenstände, die zum Zeitpunkt des Abbruchs im Mai seit Mitte März eingefroren waren, zugrundegelegt und die Spiele addiert, die die Teams ab September bis zum NovemberLockdown gemacht haben.
■ Das Ergebnis
Der Gesamtschnitt für die betrachteten Ligen liegt bei noch
6,05 Spielen pro Team – in den höheren Klassen sind es weniger, in den unteren tendenziell mehr Partien. Eine solche Zahl bis zum Sommer zu meistern, wäre angesichts möglicher Lockerungen vielleicht realistisch. Ob und wann der Ball wirklich rollen kann, ist aber fraglich. „Ich plane nichts, weil es keinen Zeitplan gibt“, sagt Brian Adamovic, Trainer von Bezirksligist SV Ofenerdiek. Neben der Unsicherheit herrscht aber auch noch Hoffnung auf eine sportliche Beendigung der seit November unterbrochenen Saison.
■ Die Meinungen
„Wir haben eine neue Mannschaft.
Deshalb war es richtig, wieder bei Null anzufangen“, meint Marco Büsing von Bezirksligist BW Bümmerstede. „Im Nachhinein kann man natürlich sagen, man hätte die Saison fortsetzen können. Im Sommer gibt es aber bei allen Mannschaften immer eine Zäsur“, meint Detlef Blancke, Sportleiter von Oberligist VfL: „Und mit zwei Mannschaften über zwei Jahre eine Saison zu spielen, ist unsinnig.“
■ Die Appelle
„Sport ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens. Die Unzufriedenheit über das Verbot von Mannschaftssport für Amateure wird immer größer“, sagt Jürgen Gaden, Trainer von Kreisligist SWO: „Wenn Schulen wieder öffnen, Friseure und Gartencenter wieder aufmachen dürfen, dann muss auch Fußballtraining im Freien – zumindest in Kleingruppen – wieder möglich sein.“Rainer Warns hofft auf einen Re-Start des Trainingsbetriebs am 15. März. „Vielleicht können wir dann in Kleingruppen wieder auf den Platz“, sagt der Teammanager von Bezirksligist GVO, „und könnten nach den Osterferien wieder um Punkte spielen.“Man könnte „Könnte, könnte – Fahrradkette“erwidern – solche Sprüche überlassen wir aber besser Lothar Matthäus.