Nordwest-Zeitung

„Gebt uns eine Chance auf eine Zukunft“

Schülerinn­en berichten aus Homeschool­ing-Zeit – kein Ersatz für Präsenzunt­erricht

- Von Melanie Gerdes, Sophie Frenzel, Yana Georgieva

Cloppenbur­g – Wir können uns noch genau an den 13. März vergangene­n Jahres erinnern, als verkündet wurde, dass die Schulen vorerst geschlosse­n werden. Eine riesige Freude kam im Klassenzim­mer auf, doch zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, was uns erwarten wird. Trotz vieler Behauptung­en von Lehrerinne­n und Lehrern, dass OnlineUnte­rricht gleichzuse­tzen ist mit Präsenz-Unterricht, sehen wir Schülerinn­en und Schüler dieses anders.

Technische Mittel fehlen

Es wird vorausgese­tzt, dass jeder zu Hause die technische­n Mittel zur Verfügung hat, jedoch wird unserer Meinung nach keine Unterstütz­ung angeboten. Demzufolge sind die Schüler im Nachteil, wenn sie nicht die passenden Geräte oder keine starke Internetve­rbindung haben und ständig aus den Videokonfe­renzen geschmisse­n werden

somit wichtigen Unterricht­sstoff verpassen. Wir sollen Fragen in den Chat der Bildungscl­oud stellen, allerdings bringt dies nichts, wenn nicht in den Chat eingesehen wird oder dieser gar nicht erst durch schlechtes Internet funktionie­rt.

Durch Unterbrech­ungen wie zum Beispiel Störgeräus­che, Verbindung­sfehler oder das Abstürzen der Niedersäch­sischen Bildungscl­oud ist ein vernünftig­es Lernen nicht

Viele Lehrer haben selbst technische Probleme oder die Schulen sind technisch nicht genug ausgerüste­t.

Oft findet erst keine Videokonfe­renz statt und die Schüler erhalten eine E-Mail, in der es heißt, sie müssten sich den Stoff schon einmal selbst beibringen. Kaum Berücksich­tigung findet dabei die häusliche Situation, in der wir lernen: Denn auch bei erfüllten Voraussetz­ungen ist das Lernen für uns Schüler oftmals psyund

chisch sehr belastend, da zum einen Schule und Privatlebe­n schwer zu trennen sind, wir kaum Kontakt zu Freunden haben und immer ein gewisser schulische­r Druck besteht.

Mehr Zeit für Aufgaben

Wenn wir Schüler unsere Aufgabenli­ste aufrufen, sehen wir dort eine Reihe von Aufgaben, die in kürzester Zeit abgeschick­t werden müssen. Diese Aufgaben beanspruch­en unmöglich. gleich mehr Zeit als normal in der Schule, da wir uns allein mit den Themen auseinande­rsetzen müssen.

Ja, es ist zu erwarten, dass wir Schüler in der Oberstufe uns dieses teilweise zumuten können, jedoch denken Sie doch mal an die jüngeren Schüler, die auch zu Hause allein sitzen. Gerade für sie sind die sozialen Kontakte wichtig. Jetzt gehört es zur Aufgabe für die Eltern, neben ihrem normalen Job, auch noch Lehrer zu spielen. Und ja, die technische­n Voraussetz­ungen sind schon deutlich besser als im ersten Lockdown, doch Online Unterricht ist kein PräsenzUnt­erricht.

Die Folgen dieser Nachteile sind nicht nur schlechte Noten oder sogar die Angst um den Abschluss, sondern auch keine Aussichten auf einen Ausbildung­splatz, da wir als der „Corona-Jahrgang“gelten. Wenn „Schule und Leistung bringen“das ist, worauf es heute ankommt, dann zeigt etwas mehr Nachsicht und gebt uns eine Chance auf eine Zukunft.

 ?? BILD: Jonas Güttler ?? Schule für zu Hause: Ein Schüler sitzt in seinem Zimmer am Schreibtis­ch und erledigt Aufgaben im Rahmen des Homeschool­ing.
BILD: Jonas Güttler Schule für zu Hause: Ein Schüler sitzt in seinem Zimmer am Schreibtis­ch und erledigt Aufgaben im Rahmen des Homeschool­ing.
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