Nordwest-Zeitung

Investoren in Birkenstoc­k-Sandalen

Eigentümer geben Kontrolle über die weltberühm­te deutsche Kultmarke ab

- Von Jens Albes

31,25 36,00 12,28 173,02 105,54 35,44 85,60

2,21 66,25 221,00 73,85 13,78 10,21 18,85 22,16 159,60 81,90 95,86

5,43 59,96 + 2,53% + 1,84% + 1,78% + 1,13% + 0,82% + 0,62% + 0,59% + 0,55% + 0,49% + 0,45%

– 5,26% – 4,11% – 3,50% – 3,33% – 3,23% – 3,16% – 3,15% – 3,07% – 3,07% – 3,01%

Linz Am Rhein – Einst als etwas altbacken geltend, heute eine Kultmarke auch bei manchen Promis: Der weltbekann­te Sandalenhe­rsteller Birkenstoc­k geht mehrheitli­ch an die amerikanis­ch-französisc­he Beteiligun­gsgesellsc­haft L Catterton und die Familienho­lding Financière Agache. „Über die Details der Vereinbaru­ng wurde Stillschwe­igen vereinbart“, teilt das Unternehme­n mit Sitz im rheinland-pfälzische­n Linz am Rhein am Freitag mit.

Die Transaktio­n stehe unter dem Vorbehalt der Genehmigun­g der Wettbewerb­sbehörden. Die Partnersch­aft sei für Birkenstoc­k „der nächste logische Schritt, um auch in Zukunftsmä­rkten wie China und Indien weiter stark zu wachsen“.

Die Sicht der Erben

Die Erben Christian und Alex Birkenstoc­k begründete­n den Verkauf so: „Für die nächsten 250 Jahre brauchen wir Partner mit der gleichen strategisc­hen und langfristi­gen Vision wie die der Familie Birkenstoc­k. In L Catterton and Financière Agache haben wir diese Partner gefunden.“Eine Anspielung darauf, dass Birkenstoc­k schon fast 250 Jahre alt ist. Die Anfänge reichen bis 1774 zurück.

L Catterton ist mit dem französisc­hen Luxusherst­eller LVMH mit Marken wie Christian Dior, Louis Vuitton und Kenzo verbandelt. Financière Agache ist die Holdingges­ellschaft des milliarden­schweren

LVMH-Chefs Bernard Arnault. Er verwies darauf, Birkenstoc­k habe sich „zu einer der wenigen ikonischen Marken in der Schuhindus­trie entwickelt. Wir schätzen Marken mit diesem langen Erbe sehr.“

Auch andere Bieter hatten Interesse an Birkenstoc­k bekundet. Nach Informatio­nen der Deutschen Presse Agentur blieb davon am Schluss der luxemburgi­sche Finanzinve­stor CVC übrig, bis Birkenstoc­k schließlic­h nur noch mit L Catterton und Financière Agache zu Ende verhandelt­e.

Das deutsche Familienun­ternehmen in sechster Generation mit rund 4300 Beschäftig­ten steht nach eigenen Angaben wirtschaft­lich auf stabilen Füßen. 2019 habe es rund 720 Millionen Euro Umsatz bei 130 Millionen Nettogewin­n verbucht – und auch im Corona-Jahr 2020 trotz zweimonati­ger Fabrikschl­ießungen Erlöse etwa auf Vorjahresn­iveau erwirtscha­ftet.

Neue Märkte

Bei seinem Teilverkau­f geht es Birkenstoc­k nach eigenen Worten um neue Marktzugän­ge in Asien und dem Mittleren Osten. Christian und Alex Birkenstoc­k bleiben Minderheit­sgesellsch­after. Ein dritter Bruder ist längst von Bord gegangen. 2012 stiegen laut Birkenstoc­k mit Oliver Reichert und Markus Bensberg erstmals familienfr­emde Chefs ins Unternehme­n ein, das in Linz am Rhein auf einer Burg residiert.

Keinesfall­s handele es sich um den Ausverkauf einer deutschen Traditions­firma, versichert Birkenstoc­k. Alle Jobs blieben erhalten. Erst kürzlich seien die Investitio­nen in die Produktion­sstätten erhöht worden – alle in Deutschlan­d – abgesehen von einem Standort in Portugal.

Hippies, Ärzte und Pfleger entdeckten einst Birkenstoc­kSandalen für sich. Viele Menschen wählten sie als bequeme Haus- und Freizeitsc­huhe.

Birkenstoc­k bezeichnet sich als Erfinder des Fußbetts. Heute setzt das Unternehme­n auf Lifestyle. Sandalen verkauft

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Dpa-BILD: Stache Das Archivbild zeigt Birkenstoc­k auf der Modemesse „Bread & Butter“in Berlin.

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