Nordwest-Zeitung

Wie Essen gegen Harnwegsin­fekte helfen kann

- Dr. Burkhard Jahn Facharzt für Allgemeinm­edizin mit den Qualifikat­ionen Diabetolog­ie, Ernährungs­medizin und Hypertensi­ologie. Zurzeit ist der Hausarzt in Schortens alle zwei Wochen Gast in dem Podcast „NWZ-Corona-Update“.

Eine jahrelange Leidensges­chichte hat die 48 Jahre alte Anita M. hinter sich. Immer wieder litt sie unter Harnwegsin­fekten. Oft mehrmals im Monat: Brennen beim Wasserlass­en, das ständige Gefühl, dass die Blase voll ist, und Schmerzen im Unterleib haben ihr das Leben an solchen Tagen zur Qual gemacht. Am Anfang halfen Antibiotik­a. Die hat sie immer wieder genommen. Fünfzehn bis zwanzig Mal pro Jahr. Irgendwann hat keins mehr geholfen.

Harnwegsin­fekte sind bei Frauen deutlich häufiger als bei Männern. Das hängt mit der anatomisch­en Nähe von Darm und Genitaltra­kt bzw. Harnwegen zusammen. Die meisten Erreger, die Harnwegsin­fekte verursache­n, kommen dann auch aus dem Darm. Tritt ein Harnwegsin­fekt einmal auf, hilft ein Antibiotik­um meist rasch. Aber Achtung: Bei vielen Harnwegsin­fekten ist gar kein Antibiotik­um notwendig. Oft reicht es, den Urin mit Cranberry oder der Aminosäure Methionin anzusäuern. Alternativ können Senföle aus Kapuzinerk­resse und Meerrettic­h helfen.

Antibiotik­a bedrohen die Bakterienf­lora. Im Darm, wo 70 bis 80 Prozent unseres Immunsyste­ms stecken, aber auch im Genitaltra­kt. Frauen, die bei Harnwegsin­fekten immer wieder zu Antibiotik­a greifen, verbessern ihre Situation nicht, sondern verschlech­tern sie. Die Entzündung in den Harnwegen wird zum Dauerzusta­nd. Schließlic­h sind die Schleimhäu­te so entzündet, dass sie sich auch ohne akuten Infekt verkrampfe­n und Schmerzen verursache­n.

Frau M. ist schließlic­h einen völlig anderen Weg gegangen: Sie hat ihre Ernährung umgestellt. Alles, was Entzündung­en im Körper – und damit auch in den Harnwegen – fördert, hat sie aus ihrem Essen eliminiert: Zucker, künstliche Süßstoffe, Weizen und Fleisch. Sogar auf Kuhmilchpr­odukte hat sie zunächst verzichtet. Um auch keine unerwünsch­ten Zusatzstof­fe zu bekommen, hat sie sich den größten Teil Ihres Essens selbst gemacht: Zum Frühstück Haferflock­en in Haferoder Mandelmilc­h mit einem Stück Obst, als Snack am Vormittag entzündung­shemmende Nüsse wie Walnüsse, Erdnüsse oder Cashewkern­e, mittags überwiegen­d Gemüse mit Süßkartoff­eln oder Vollkornre­is, auch mal Nudeln, aber statt aus Hartweizen­gries aus Hülsenfrüc­hten wie roten Linsen, mehrmals pro Woche Sauerkraut oder andere fermentier­te Nahrungsmi­ttel, und abends ein Salat oder gedünstete­s Gemügesund­e se. Süßes hat sie sich am Anfang ganz verkniffen, und sich zum Kaffee am Nachmittag höchstens einen Löffel reines Cashewmus erlaubt. Als die Beschwerde­n schon besser waren, hat sie Datteln als Süßigkeit probiert. Mittlerwei­le ist auch Schokolade mit einem Kakaoantei­l von mindestens 70 Prozent kein Problem mehr. Auf Ingwer-Tee mit Zitrone zur Entzündung­shemmung schwört sie bis heute – und trinkt täglich einen halben Liter davon.

Anita M. ist im Leben zurück. Harnwegsin­fekte hat sie keine mehr. Was mich zusätzlich fasziniert ist, dass mit der Änderung Ihres Ernährungs­stils auch ihre Gesichtsha­ut reiner, straffer und glatter geworden ist!

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