Nordwest-Zeitung

Schüler kehren bald in die Klassenzim­mer zurück

Diese Jahrgänge sind betroffen – Ministerpr­äsident Weil in Quarantäne

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Niedersach­sen weitet Schritt für Schritt den Betrieb in den Schulen aus. Bereits ab Montag, 15. März, kehren die Klassen 5 bis 7 sowie der 12. Jahrgang zum Wechselmod­ell in den Präsenzunt­erricht („Szenario B“) zurück. Das teilte das Kultusmini­sterium in Hannover am Donnerstag mit. Eine Woche später, vom 22. März an, sollen dann alle Schulen und Jahrgänge in den Wechselunt­erricht zurückkehr­en.

Für Grundschül­er und Abschlussk­lassen gilt zudem bereits vom kommenden Montag, 8. März, an wieder die Präsenzpfl­icht. Bisher wurden sie nach dem Wechselmod­ell unterricht­et. Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) sagte, Ziel sei es, allen Schülerinn­en und Schülern noch vor Ostern Präsenzunt­erricht mindestens nach dem Wechselmod­ell anzubieten.

Gute Nachrichte­n hatte der Kultusmini­ster auch für die Kitas: Sie kehren bereits am Montag, 8. März, zum eingeschrä­nkten Regelbetri­eb zurück. Das heißt: Die Kinder bleiben in ihrer festen Gruppe; eine „Durchmisch­ung“ist nicht gestattet. Der Landeselte­rnrat für Kitas begrüßte die Öffnung der Einrichtun­gen.

Der Einzelhand­el in Niedersach­sen darf ab Montag mit dem sogenannte­n „Terminshop­ping“beginnen. Das bedeutet: Es müssen vorab Termine vereinbart werden. Rechnerisc­h müssen pro Kunde 40 Quadratmet­er zur Verfügung stehen. Maßgeblich für die Öffnung des Handels ist der landesweit­e Inzidenzwe­rt der Neuerkrank­ten pro 100 000 Einwohner.

Bund und Länder hatten sich am späten Mittwochab­end auf das weitere Vorgeen.

hen in der Corona-Krise verständig­t. Ursprüngli­ch wollten Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD), Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) und Kultusmini­ster Tonne die Umsetzung in Niedersach­sen am Donnerstag vor Pressevert­retern erläutern. Der Termin wurde jedoch kurzfristi­g abgesagt. Der Grund: Eine Mitarbeite­rin der Staatskanz­lei wurde positiv auf Corona getestet, wie Regierungs­sprecherin Anke Pörksen mitteilte. Sie habe den Ministerpr­äsidenten und sein Umfeld sofort informiert. Es seien Schnelltes­ts veranlasst worden, die allesamt negativ ausgefalle­n sei

„Es geht uns gut, keiner hat Symptome“, hieß es. Gleichwohl: Weil, seine Büroleiter­in, Sprecherin Pörksen sowie der Chef der Staatskanz­lei, Jörg Mielke, müssen sich bis einschließ­lich Montag in Quarantäne begeben. Die Regierungs­erklärung in der Sondersitz­ung des Landtags wird an diesem Freitag Vize-Regierungs­chef Althusmann abgeben.

■ Wie Niedersach­sen die Bund-Länder-Beschlüsse umsetzt, lesen Sie auf

Hannover – Niedersach­sen wird den von Bund und Ländern vereinbart­en CoronaKurs regional differenzi­ert umsetzen. Bei Lockerunge­n aber auch Verschärfu­ngen der Corona-Beschränku­ngen soll die Infektions­lage in den Landkreise­n berücksich­tigt werden, sagte Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) am Donnerstag­abend in Hannover. Einzige Ausnahme: der Einzelhand­el. Hier soll ein überregion­aler Anziehungs­effekt vermieden werden.

Vorstellba­r sei ein Regionalis­ieren der Regeln aber etwa bei den Kontaktbes­chränkunge­n oder beim Breitenspo­rt. Die konkrete Handhabe der Landkreise solle in Abstimmung mit dem Land erfolgen, zumal oft in kreisüberg­reifenden Ligen gespielt werde.

■ Diese Treffen sind künftig möglich Die neue Corona-Verordnung soll am kommenden Montag in Kraft treten. Dann dürfen sich bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten privat treffen. Kinder bis einschließ­lich 14 Jahre zählen dabei nicht mit. Bei den Bund-Länder-Beratungen wurde zudem vereinbart, dass Paare generell als ein Hausstand zu betrachten sind. In Landkreise­n mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 können auch Treffen des eigenen Haushalts mit zwei weiteren Haushalten mit insgesamt maximal zehn Personen erlaubt werden.

■ Perspektiv­e für den EinzelHand­el Mögliche Lockerunge­n im Handel sind an die niedersach­senweite Sieben-Tage-Inzidenz geknüpft. Bei einem stabilen Wert von unter 50 Infizierte­n pro 100 000 kann der Einzelhand­el mit einer Begrenzung auf einen Kunden pro zehn Quadratmet­er Verkaufsfl­äche wieder öffnen. Dies gilt für die ersten 800 Quadratmet­er, für eine darüber hinausgehe­nde Fläche ist ein weiterer Kunde pro 20 Quadratmet­er zulässig. Am Donnerstag lag der landesweit­e Inzidenzwe­rt bei 65,0. Daher darf es ab kommender Woche nur ein „Terminshop­ping“für angemeldet­e Kunden geben.

Die Landesregi­erung will prüfen, ob weiter Öffnungen möglich sind, wenn einzelne Landkreise oder kreisfreie Städte stabil bei einer Inzidenz unter 35 pro 100000 binnen sieben Tagen liegen. Es müssten dann jedoch etwaige PullEffekt­e aus den Nachbarkre­isen ausgeschlo­ssen werden, erläuterte Weil.

■ Kultur und Sport

Öffnen dürfen wieder Museen, Galerien, Zoos und botanische Gärten – allerdings mit 50 Prozent der normalen Kapazität und einer Anmeldepfl­icht. Buchhandlu­ngen können ebenso öffnen wie die Gartenmärk­te und Blumengesc­häfte.

Auch körpernahe Dienstleis­tungen, zum Teil mit tagesaktue­llem Schnelltes­t, sind wieder erlaubt.

Individual­sport ist mit maximal fünf Personen aus zwei Hausstände­n zulässig. Bis zu 20 Kinder und Jugendlich­e bis 14 Jahren dürfen im Außenberei­ch auch in Gruppen Sport treiben. Zudem soll wieder Individual­sport mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten im Außenberei­ch möglich sein.

■ Gastronomi­e und Tourismus Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) will noch vor der nächsten Bund-Länder-Konferenz am 22. März Klarheit schaffen, ob „Urlaub mit mit hohen Sicherheit­sstandards“möglich sind. „Ich bin nach wie vor optimistis­ch, dass wir für die Ostertage zu weiteren Lockerunge­n kommen können und auch der Tourismusb­ranche eine Perspektiv­e geben können.“Er denke an eine Öffnung des Gastgewerb­es mit beschränkt­er Auslastung und täglichen Tests. „Vielleicht kommen wir auch zu einem Kompromiss, der lauten könnte, Niedersach­sen können in Niedersach­sen oder womöglich in Norddeutsc­hland Urlaub machen. Immer allerdings unter der Voraussetz­ung, dass sich das Infektions­geschehen nicht überpropor­tional ausbreitet“, sagte er.

Für die Gastronomi­e ist weiterhin der „Außer-HausVerkau­f“möglich. Frühestens ab 22. März könne die Außengastr­onomie öffnen – jedoch mit Terminbuch­ung. Althusmann bedauerte, dass nicht mehr möglich sei: „Unser Perspektiv­plan ist geprägt von Augenmaß.“

■ Die Teststrate­gie

Rasch hochgefahr­en werden sollen in Niedersach­sen die Testangebo­te. Die ersten fünf Millionen neuen Tests sind bestellt, erklärte Weil, weitere Bestellung­en sollen folgen. Zunächst werden die Testkapazi­täten für einen sicheren Schulbetri­eb und eine sichere Kinderbetr­euung eingesetzt. Wie Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) sagte, soll in der Woche ab dem 15. März sukzessive mit Schnelltes­ts bei Schülerinn­en und Schülern begonnen werden.

Alle Bürger in Niedersach­sen sollen perspektiv­isch mindestens einmal pro Woche einen kostenlose­n Schnelltes­t machen können. Sie bekommen dann eine Bescheinig­ung über das Testergebn­is. Die Kosten für diese Schnelltes­ts übernimmt ab dem 8. März der Bund. Weil sprach von einem Bedarf von monatlich 200 Millionen Schnelltes­ts.

Diese sollen in Apotheken angeboten werden. Das Sozialmini­sterium stehe in „fortgeschr­ittenen Verhandlun­gen“mit der Apothekerk­ammer, hieß es am Donnerstag.

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