Sitzen ist das neue Helfen
Stuhlpatenschaften unterstützen Staatstheater – 350 restaurierte Sessel für das Kleine Haus
Oldenburg – „Testen, impfen, Maske auf. Und ab geht die Lutzi.“Am Donnerstagvormittag hat Christian Firmbach ob all der guten Nachrichten von der Bundesregierung Hummeln im Hintern. Richtig schwer fällt es dem Generalintendanten des Oldenburgischen Staatstheaters still zu sitzen. Muss er aber. Zumindest ein paar Minuten.
Hinter dem Schaufenster vom Brillenladen Die Diekers steht nämlich ein Stuhl für ihn bereit. Jeden Tag wird der Staatstheater-Chef darauf jetzt nicht hocken. Auch, wenn Inhaber Stefan Dieker das „eine tolle Werbung“fände. In seinem Geschäft wird, wie bei allen „Oldenburgs guten Adressen“für eine Stuhlpatenschaft getrommelt: Für alle 350 Stühle des Kleinen Hauses werden Menschen gesucht, die gegen eine 500-Euro-Spende für zehn Jahre zum Mitbesitzer des Theatermöbels werden.
Nachhaltig gedacht
Zum einen unterstützt man damit das Staatstheater in einer wirklich miserablen Zeit, zum anderen sichert man sich einen persönlichen Platz mit Inschrift und Karten für eine Dankeschöngala (siehe Info). 105 Patenschaften sind bereits vergeben. Vor zehn Jahren, als eine ähnliche Aktion für das Große Haus stattfand „ging’s noch flotter“, erinnert sich Christian Firmbach. Damals wurden die Sessel komplett ausgetauscht und die Spenderinnen und Spender durften das alte Möbel behalten. Dieses Mal habe man sich im Sinne der Nachhaltigkeit für eine Restauration entschieden – und auch gleich einen neuen Spielvorhang angeschafft sowie den Fußboden umgestaltet.
„Das passt alles ganz wunderbar zur Post-Corona-Öffnungsphase“, sagt Christian Firmbach. Ja, er sei „euphorisiert“, gibt er zu. Seine Kolleginnen auch. Alle tippen auf
ihren Smartphones und lesen sich gegenseitig die neu angedachten Lockerungsregeln der Bundesregierung vor. So ganz klar, wie der Weg sein wird, ist niemandem. Aber sicher ist: Es geht weiter. Endlich.
Vorhang auf
„Wir können sechs Premieren aus allen Sparten in einer Woche spielen“, sagt der Generalintendant. Dafür hat sich das Staatstheater-Team mächtig ins Zeug gelegt und die zähen Lockdown-Wochen und -Monate über geplant, geprobt, geschaffen.
Die Tanzproduktion „Alice im Wunderland“etwa, wäre schon jetzt bühnenreif. Ein bisschen Geduld braucht es noch. Der 22. März schwebt als Stichtag am Horizont herum.
Genug Alternativen
Dass eine Öffnung der Kultur möglicherweise mit tagesaktuellen Schnelltests verbunden ist, ob es davon genug geben wird und wie das dann mit den Kartenvorverkauf laufen soll, ist an diesem Vormittag allen unklar. Wichtig ist: es bewegt sich was, es geht weiter. Auch mit Corona.
„Wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben“, sagt Christian Firmbach und spricht von vielen geplanten Aktionen im Freien und der Aufgabe des Theaters, den Menschen das Lachen zurückzugeben – mit dem Schlachtruf: „Testen, impfen, Maske auf. Und ab geht die Lutzi.“