Gründer in Corona-Zeit müssen zappeln
Juwelier Wolf Ende August 2020 gestartet – Geschäft fällt in Verordnungslücke
Oldenburg – Für das ansonsten seit einiger Zeit schwer leidende Stück Lange Straße war es ein Glücksfall, dass Relana Wolf fast übergangslos das ehemalige Ladenlokal des Juweliers Harms am Herbartgang mit ihrem Juweliergeschäft übernommen hat. Gestartet ist die Gründerin damit am 29. August. Damals war Sommer, Corona halbwegs im Griff und es war nicht abzusehen, wie und für wie lange die Verordnungslage sich noch entwickeln würde.
Schon im November, als – unter Corona-Bedingungen – immer noch geöffnet war, verbuchte die Lange Straße einen Laufkundschaftsrückgang um 66 Prozent. Selbst da war Relana Wolf noch zufrieden: „Wir selbst hatten zu dem Zeitpunkt nur einen Rückgang von 30 Prozent, das hätte gereicht“, sagt sie. „Aber jetzt verdienen wir seit der Zeit vor Weihnachten gar nichts mehr.“Die Uhren- und Schmuck-Werkstatt laufe zwar noch, aber ein Batteriewechsel reiche natürlich nicht.
Das Problem: Um die Betriebe in dieser Zeit der DauerVerlängerungen zumindest halbwegs am Leben zu erhalten, hat der Staat die Überbrückungshilfe III aufgelegt. Sie übernimmt einen Teil der Fixkosten bei entsprechend hohem Umsatzrückgang im Vergleich zu den Vorjahresmonaten. Aber: Womit vergleichen, wenn es keinen Vorjahresmonat gab? „Der Gesetzgeber wollte damit verhindern, dass nicht Solo-Selbstständige schnell ein letztlich aussichtsloses Geschäft aufmachen, nur um die Hilfe zu kassieren. Seriöse Gründer wie Relana Wolf und ihre GmbH, die auch drei Mitarbeiterinnen beschäftigt, fielen dadurch hinten runter. Auch Kurzarbeitsanmeldung ist für die Chefin selbst rechtlich nicht möglich.
Inzwischen ist das Problem in Berlin angekommen, ein Sonderfonds mit 1,5 Milliarden Euro soll für Fälle wie diesen künftig helfen. Dafür muss aber – in diesem Fall – auch das Land Niedersachsen mitspielen, im Bereich eigener Zuschussvergabe und der Abwicklung der Auszahlung. „Aber da bewegt sich noch nichts“, so der Eindruck von Markus Wolf, dem Ehemann der Gründerin.
Was derzeit helfe, sei dass die Vermieterin des Herbartgangs der 41-Jährigen mit ihrem Betrieb zurzeit sehr entgegenkomme. Was vor allen Dingen nachhaltig helfen würde, wäre aber eine Öffnung, mindestens mit TerminAuf der Internetseite des Geschäfts hat ihr Mann das schon vorbereitet: „Das wünsche ich mir natürlich sehr, das wünscht sich hier jeder“, sagt Relana Wolf. „Wir haben ja schon im vergangenen Jahr alle Vorkehrungen getroffen. Es kommt jetzt die Hochzeitssaison und wir verkaufen auch Eheringe. Wir haben maximal zwei Kunden im Geschäft, mit eigenen Schutzvorrichtungen, die anderen Kunden warten oder machen noch einen Gang, das hat hervorragend funktioniert und niemand war gefährdet.“