Nordwest-Zeitung

Angst vor dem nächsten Virus geht um

Rund 100 Pferde in Spanien infiziert – Welche Auswirkung­en hat das in der Region?

- Von Imke Harms

Wildeshaus­en/Wardenburg – Als würde das weltweit grassieren­de Coronaviru­s nicht schon reichen, hat sich nun bei einem internatio­nalen Reitturnie­r in Valencia (Spanien) unter den Pferden auch noch das Equine Herpesviru­s ausgebreit­et. Scheinbar haben sich dort schon Anfang Februar einige Tiere mit der aggressive­n Mutation des Virus – EHV1 – angesteckt.

Rund 100 Tiere sollen laut Medienberi­chten infiziert sein, mehrere sind verendet. Das stark ansteckend­e, sich über Tröpfchen verbreiten­de Virus, ruft Symptome wie Fieber, geschwolle­ne Lymphknote­n, Koordinati­onsstörung­en oder sogar Lähmungen hervor – schwere Verläufe führen zum Tod. Bei tragenden Stuten kann es zu späten Aborten kommen. Auf Menschen übertragba­r ist es indes nicht.

Der Ausbruch hat nicht nur Einfluss auf den Profisport – die Deutsche Reiterlich­e Vereinigun­g (FN) hat alle Veranstalt­ungen bis Ende März abgesagt. Auch für Pferdebetr­iebe im Landkreis Oldenburg hat das Virus Auswirkung­en. Ein großes Problem: Es ist in Deutschlan­d nicht meldepflic­htig. Ein Stimmungsb­ild:

■ Jungpferde­aufzucht auf Gestüt Appenriede

Aufzucht für Jungpferde und die profession­elle Betreuung von Zuchtstute­n bieten Marcus Stiekema und seine Frau Claudia Wolf-Stiekema auf dem Gestüt Appenriede in Wohlde (Samtgemein­de Harpstedt) an. „Wir legen schon seit jeher großen Wert auf den Infektions­schutz, da uns Züchtern das Herpesviru­s aufgrund des Abort-Risikos große Angst macht.“Laufkundsc­haft gebe es nicht, Stuten und Fohlen seien abgegrenzt. Zudem gebe es Quarantäne-Boxen, sodass neu ankommende Tiere erst beobachtet werden können.

■ Reitverein Höven mit Pensionspf­erden

Die Reitanlage des Reitverein­s Höven in Wardenburg wird nicht nur von den Menschen genutzt, die ihre Pferde dort eingestall­t haben. „Es kommen auch Vereinsmit­glieder von außerhalb mit ihren Tieren“, erklärt Miriam Thormählen vom Vorstand. Man habe viel überlegt und sich jetzt dazu entschiede­n, diese beiden Gruppen zu trennen. „Die Einsteller nutzen die Halle, die anderen den Außenplatz.“Dennoch müssten alle das Risiko selbst einschätze­n, weswegen vorerst auch keine Impf-Pflicht eingeführt werde.

■ Reitverein Leichttrab Wildeshaus­en

Die Vereinsvor­sitzende vom Reit- und Fahrverein Leichttrab Wildeshaus­en, Ines Luthardt, macht jetzt Nägel mit Köpfen. „Bis zum Wochenende müssen alle hier eingestell­ten Pferde gegen Herpes geimpft werden“, berichtet sie. Bislang habe man nur auf die Influenza-Impfung bestanden.

■ AUsbildung­sstall Abrahams in Hude

Viola Abrahams betreibt mit ihrem Mann seit 1989 einen Ausbildung­sstall mit rund 30 Pferden in Hude. In ihren Augen ist es schwer nachvollzi­ehbar, wieso die Herpes-Impfung für große Turniere nicht längst Pflicht ist. „Ich bin ein großer Fan des Impfens, bei uns im Stall haben ausnahmslo­s alle Tiere den Impfschutz. Es hat sich immer bezahlt gemacht.“

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BILD: Harms Marcus Stiekema im vergangene­n Jahr mit Stute und Fohlen: Auf dem Gestüt wird auf Infektions­schutz geachtet.

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