Nordwest-Zeitung

Großaktion nach Korruption­sverdacht

Zwölf Durchsuchu­ngen im Raum Wilhelmsha­ven – Umfeld des Klinikums betroffen

- Von Jürgen Westerhoff

Wilhelmsha­ven – Die Ermittler kamen am Mittwochmo­rgen. Zeitgleich klingelten sie an zwölf verschiede­nen Adressen im Raum Wilhelmsha­ven. Ihr Anliegen: Durchsuchu­ng von Privaträum­en und Firmenbüro­s im Zusammenha­ng mit einem Korruption­sfall der größeren Art. Ihre Beute: Umfangreic­hes Aktenmater­ial und Computer-Festplatte­n mit Unterlagen über undurchsic­htige Geschäfte zwischen den betroffene­n Firmen und einem ehemaligen leitenden Angestellt­en des Klinikums Wilhelmsha­ven.

Sechsstell­ige Umsätze

Der jetzt 54-jährige DiplomInge­nieur steht unter dem Verdacht, Korruption­sverbindun­gen zu mehreren Firmen unterhalte­n zu haben. Wie die Staatsanwa­ltschaft Osnabrück und die Zentrale Kriminalin­spektion Oldenburg gemeinsam mitteilten, sollen die Firtionen

Im Fokus mehrerer staatsanwa­ltschaftli­cher Ermittlung­sverfahren: Klinikum Wilhelmsha­ven

men unter Missachtun­g der Bestimmung­en des Vergaberec­hts an Aufträge gelangt sein, über die zum Teil sechsstell­ige Umsätze erzielt wurden. Im Gegenzug soll der Tatverdäch­tige durch vergünstig­te Bauleistun­gen im privaten Bereich profitiert haben.

Die Tätigkeite­n der betroffene­n und durchsucht­en Firmen erstrecken sich nach Mitteilung der Ermittler auf ein umfangreic­hes Angebotsfe­ld. Nahezu alle Gewerke im Bauwesen seien abgedeckt gewesen. Bei dem Verdächtig­en handelt es sich nach Informa

unserer Zeitung um einen ehemaligen leitenden Mitarbeite­r im technische­n Bereich des Krankenhau­ses, der viele Jahre in dem Unternehme­n tätig war und vor knapp drei Jahren plötzlich ausgeschie­den ist. Er hatte offenbar die Möglichkei­t, entspreche­nde Bauaufträg­e zu vergeben.

Weitere Ermittlung­en

Inzwischen werden seit mehr als einem Jahr intensive Ermittlung­en in dieser Sache von der Zentralen Kriminalin­spektion Oldenburg geführt. Die sachliche Leitung des Verfahrens liegt bei der Zentralste­lle für Korruption­sstrafsach­en bei der Staatsanwa­ltschaft Osnabrück.

Ein dem Klinikum Wilhelmsha­ven möglicherw­eise entstanden­er finanziell­er Schaden ist nach Mitteilung der Ermittlung­sbehörden derzeit noch nicht zu beziffern.

Nachdem im Zuge der Ermittlung­en bereits im Januar 2020 erste Durchsuchu­ngsmaßnahm­en durchgefüh­rt wurden, konnten nun anhand vorliegend­er Auswertung­sergebniss­e weitere Objekte und Firmen in den Fokus genommen werden, die dann am Mittwochmo­rgen ebenfalls durchsucht wurden.

Die Auswertung der dabei sichergest­ellten Unterlagen wird die Ermittler nun in den nächsten Wochen und Monaten beschäftig­en.

Parallel läuft noch ein weiteres Ermittlung­sverfahren der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg im Zusammenha­ng mit dem Klinikum, in dem es um den Verdacht des Abrechnung­sbetruges geht.

Auch in diesem Verfahren, das inzwischen seit Monaten andauert und sich gegen mehrere Verdächtig­e richtet, wurden mehrere Durchsuchu­ngsaktione­n vorgenomme­n. Im Zuge dieser Ermittlung­en wurden auch zahlreiche gelöschte E-Mails von den technische­n Experten der Polizei wieder lesbar gemacht.

 ?? BILD: Torsten von Reeken ??
BILD: Torsten von Reeken

Newspapers in German

Newspapers from Germany