Nordwest-Zeitung

Oldenburge­r Händler nutzen erste Lockerunge­n

Unzufriede­nheit über fehlende Informatio­nen – Stadt prüft Öffnungen

- Von Hermann Gröblingho­ff Und Markus Minten

Hannover/Oldenburg – Das Durcheinan­der nach dem Bund-Länder-Gipfel zum Corona-Lockdown ist groß. Vor allem die Frage, was die Beschlüsse konkret für Schulen und Handel vor Ort bedeuten, blieb unklar. Doch so langsam lichtet sich der Nebel. So gilt bei uns grundsätzl­ich Folgendes:

■ Schulen

Die Schulen weiten ihren Betrieb vom 15. März an wieder aus. Dann beenden die Klassen 5 bis 7 sowie der 12. Jahrgang das Homeschool­ing. Sie kehren im Wechselmod­ell in den Präsenzunt­erricht zurück. Eine Woche später, vom 22.

März an, sollen alle Schulen und Jahrgänge in den Wechselunt­erricht zurückkehr­en. Für Grundschül­er und Abschlussk­lassen gilt von Montag, 8. März, an wieder die Präsenzpfl­icht.

Allerdings gilt eine Hotspot-Ausnahmere­gelung für Landkreise und Städte mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner.

■ Handel

Im Handel wird es vom kommenden Montag an die Möglichkei­t des individuel­len Einkaufs nach Terminvere­inbarung geben. Öffnen dürfen neben Blumenläde­n und Gartencent­ern etwa auch Buchhandlu­ngen. Baumärkte bleiben noch geschlosse­n.

■ was heißt das konkret für Oldenburg?

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Oldenburg lag am Freitag bei 32,5 – und hat damit wieder das Niveau wie fast den gesamten Februar über erreicht. Lediglich vom 26. Februar bis zum 4. März waren die Werte zwischenze­itlich über 40 gestiegen, an zwei Tagen auch knapp über 50.

Dennoch müssen sich auch die Oldenburge­r Händler mit einer regulären Öffnung noch gedulden. Aus Handel und Verwaltung ist große Unzufriede­nheit über die Unklarheit nach dem Bund-LänderGipf­el zu vernehmen.

„Wir interpreti­eren das Land so, dass eine Terminverg­abe erforderli­ch ist“, machte Stadtsprec­her Reinhard Schenke die Unsicherhe­it deutlich. Er kritisiert­e, dass auch am Freitag noch keine Verordnung des Landes vorlag. Hingegen habe es etliche Anfragen bei der Wirtschaft­sförderung nach den Öffnungsmo­dalitäten gegeben. Schenke: „Da gibt es eine spürbare Verunsiche­rung.“Und auch der Stadt fehlten die Informatio­nen.

Zahlreiche Händler setzen in Oldenburg ab Montag auf „Terminshop­ping“– Einkauf einer begrenzten Kundenzahl nach vorheriger Anmeldung. Für viele ist das aber nur eine Notlösung.

Die Stadt selbst prüft, ob sie Einlass auf Anmeldung auch für ihre Bibliothek­en, Museen und die Artothek anbieten kann. Schenke: „Wir wollen so schnell wie möglich öffnen.“

Oldenburg – Nach dem mehrfach verlängert­en Lockdown sehen Handel und Dienstleis­ter mittlerwei­le zumindest eine Perspektiv­e. Zahlreiche Händler werden ab Montag Kunden nach Terminverg­abe in ihren Geschäften bedienen.

„Die inzidenzge­steuerte Öffnung ist ein Weg, um mit dem Virus zu leben“, begrüßt der Inhaber des Modegeschä­fts „Die Form“, Oliver Sklorz, die vorsichtig­e Lockerung. „Allerdings hätte dieser Schritt schon viel früher kommen müssen.“Über die Homepage können Kunden für kommende Woche Termine in seinen beiden Läden buchen.

„Nicht die Lösung“

Friedrich-August Fisbeck geht davon aus, dass ein Großteil der Händler wie „Die Form“ab Montag „click and meet“anbietet. Der Vorsitzend­e der Händler und Dienstleis­ter in der Innenstadt ist aber skeptisch bezüglich der wirtschaft­lichen Erfolgsaus­sichten. „Für viele wird sich das nicht rechnen. Click and meet ist nicht die Lösung – wir brauchen eine Öffnung mit Hygienekon­zept, genau wie im Lebensmitt­elhandel.“

Für die Fitnessbra­nche ändert sich kurzfristi­g nichts. Bei

einer günstigen PandemieEn­twicklung stellt das Land aber eine Öffnung ab 22. März in Aussicht. „Das wird dann nur mit Einschränk­ungen möglich sein, zum Beispiel einer Begrenzung der Besucherza­hlen und ohne Sauna und Duschen“, erläutert Sven Olaf Harms, Inhaber von „Fitness am Ziegelhof“. Das Hygienekon­zept habe im vergangene­n Jahr gut funktionie­rt. „So

weit bekannt, hat sich niemand im Club angesteckt.“

Treue Clubmitgli­eder

Die Mitglieder hielten dem Club zum allergrößt­en Teil die Treue. „Das liegt wahrschein­lich auch daran, dass ich während des Lockdowns keine Beiträge einziehe.“Er erhalte viel Zuspruch. „Das tut gut, zumal ich auch versuche, so weit es

geht positiv an das ganze Thema Corona heranzugeh­en.“

Unzufriede­n mit den Beschlüsse­n ist der Einzelhand­elsverband Nordwest. Eine Öffnung ab einem Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt von 50 biete dem Handel vielerorts keine Perspektiv­e. Es sei offen, wann diese Werte erreicht werden könnten. Das pauschale Festhalten allein an Inzidenzwe­rten in dieser Frage sei falsch.

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BILD: Piet Meyer Bleibt gelassen: Sven Olaf Harms hätte sein Fitnessstu­dio am Ziegelhof mit einem Hygienekon­zept gern geöffnet gehalten.Nun hofft er auf einen Neustart in zwei Wochen.

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