Oldenburger Händler nutzen erste Lockerungen
Unzufriedenheit über fehlende Informationen – Stadt prüft Öffnungen
Hannover/Oldenburg – Das Durcheinander nach dem Bund-Länder-Gipfel zum Corona-Lockdown ist groß. Vor allem die Frage, was die Beschlüsse konkret für Schulen und Handel vor Ort bedeuten, blieb unklar. Doch so langsam lichtet sich der Nebel. So gilt bei uns grundsätzlich Folgendes:
■ Schulen
Die Schulen weiten ihren Betrieb vom 15. März an wieder aus. Dann beenden die Klassen 5 bis 7 sowie der 12. Jahrgang das Homeschooling. Sie kehren im Wechselmodell in den Präsenzunterricht zurück. Eine Woche später, vom 22.
März an, sollen alle Schulen und Jahrgänge in den Wechselunterricht zurückkehren. Für Grundschüler und Abschlussklassen gilt von Montag, 8. März, an wieder die Präsenzpflicht.
Allerdings gilt eine Hotspot-Ausnahmeregelung für Landkreise und Städte mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner.
■ Handel
Im Handel wird es vom kommenden Montag an die Möglichkeit des individuellen Einkaufs nach Terminvereinbarung geben. Öffnen dürfen neben Blumenläden und Gartencentern etwa auch Buchhandlungen. Baumärkte bleiben noch geschlossen.
■ was heißt das konkret für Oldenburg?
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Oldenburg lag am Freitag bei 32,5 – und hat damit wieder das Niveau wie fast den gesamten Februar über erreicht. Lediglich vom 26. Februar bis zum 4. März waren die Werte zwischenzeitlich über 40 gestiegen, an zwei Tagen auch knapp über 50.
Dennoch müssen sich auch die Oldenburger Händler mit einer regulären Öffnung noch gedulden. Aus Handel und Verwaltung ist große Unzufriedenheit über die Unklarheit nach dem Bund-LänderGipfel zu vernehmen.
„Wir interpretieren das Land so, dass eine Terminvergabe erforderlich ist“, machte Stadtsprecher Reinhard Schenke die Unsicherheit deutlich. Er kritisierte, dass auch am Freitag noch keine Verordnung des Landes vorlag. Hingegen habe es etliche Anfragen bei der Wirtschaftsförderung nach den Öffnungsmodalitäten gegeben. Schenke: „Da gibt es eine spürbare Verunsicherung.“Und auch der Stadt fehlten die Informationen.
Zahlreiche Händler setzen in Oldenburg ab Montag auf „Terminshopping“– Einkauf einer begrenzten Kundenzahl nach vorheriger Anmeldung. Für viele ist das aber nur eine Notlösung.
Die Stadt selbst prüft, ob sie Einlass auf Anmeldung auch für ihre Bibliotheken, Museen und die Artothek anbieten kann. Schenke: „Wir wollen so schnell wie möglich öffnen.“
Oldenburg – Nach dem mehrfach verlängerten Lockdown sehen Handel und Dienstleister mittlerweile zumindest eine Perspektive. Zahlreiche Händler werden ab Montag Kunden nach Terminvergabe in ihren Geschäften bedienen.
„Die inzidenzgesteuerte Öffnung ist ein Weg, um mit dem Virus zu leben“, begrüßt der Inhaber des Modegeschäfts „Die Form“, Oliver Sklorz, die vorsichtige Lockerung. „Allerdings hätte dieser Schritt schon viel früher kommen müssen.“Über die Homepage können Kunden für kommende Woche Termine in seinen beiden Läden buchen.
„Nicht die Lösung“
Friedrich-August Fisbeck geht davon aus, dass ein Großteil der Händler wie „Die Form“ab Montag „click and meet“anbietet. Der Vorsitzende der Händler und Dienstleister in der Innenstadt ist aber skeptisch bezüglich der wirtschaftlichen Erfolgsaussichten. „Für viele wird sich das nicht rechnen. Click and meet ist nicht die Lösung – wir brauchen eine Öffnung mit Hygienekonzept, genau wie im Lebensmittelhandel.“
Für die Fitnessbranche ändert sich kurzfristig nichts. Bei
einer günstigen PandemieEntwicklung stellt das Land aber eine Öffnung ab 22. März in Aussicht. „Das wird dann nur mit Einschränkungen möglich sein, zum Beispiel einer Begrenzung der Besucherzahlen und ohne Sauna und Duschen“, erläutert Sven Olaf Harms, Inhaber von „Fitness am Ziegelhof“. Das Hygienekonzept habe im vergangenen Jahr gut funktioniert. „So
weit bekannt, hat sich niemand im Club angesteckt.“
Treue Clubmitglieder
Die Mitglieder hielten dem Club zum allergrößten Teil die Treue. „Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich während des Lockdowns keine Beiträge einziehe.“Er erhalte viel Zuspruch. „Das tut gut, zumal ich auch versuche, so weit es
geht positiv an das ganze Thema Corona heranzugehen.“
Unzufrieden mit den Beschlüssen ist der Einzelhandelsverband Nordwest. Eine Öffnung ab einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 biete dem Handel vielerorts keine Perspektive. Es sei offen, wann diese Werte erreicht werden könnten. Das pauschale Festhalten allein an Inzidenzwerten in dieser Frage sei falsch.