Nordwest-Zeitung

Scharfe Brise aus Südwest

Verstolper­t die CDU den Auftakt ins Wahljahr?

- Von Nico Pointner, Anne-Beatrice Clasmann Und Peter Zschunke

Berlin/Stuttgart/Mainz – Da braut sich was zusammen für die CDU im Südwesten der Republik. Gerade mal eine gute Woche noch bis zu den Landtagswa­hlen in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz. Der 14. März ist der Auftakt in ein Superwahlj­ahr: Viel steht auf dem Spiel für die Christdemo­kraten – in den Ländern, aber auch im Bund. Und die Aussichten sehen alles andere als rosig aus. In beiden Bundesländ­ern kämpft die Union gegen populäre Amtsinhabe­r. Aktuelle Umfragen lassen Pleiten für die Union befürchten.

■ Die Lage in Baden-Württember­g

CDU-Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann versucht sich seit vielen Wochen freizustra­mpeln – vergebens. Immer noch steht sie im Schatten des beliebten Regierungs­chefs

Winfried Kretschman­n (Grüne).

Mit jeder Umfrage geht es für die Christdemo­kraten weiter bergab. Am Freitag meldete das Politbarom­eter nur noch 24 Prozent für die CDU und 35 Prozent für die Grünen. Dabei gab es Zeiten, da holte die CDU im Ländle mehr als 50 Prozent. In der Partei spricht man bereits von einem „Armageddon“.

Kretschman­n ist so konservati­v, dass es der CDU schwerfäll­t, ein eigenes Profil zu entwickeln. In der Corona-Krise profitiert der 72-Jährige vom Amtsbonus als Krisenmana­ger. Eisenmann hingegen hat das Kultusmini­sterium unter sich und damit permanent Ärger mit Lehrern, Eltern, Schülern. 70 Prozent der BadenWürtt­emberger hätten dem Politbarom­eter zufolge lieber Kretschman­n als Ministerpr­äsident, nur elf Prozent würden sich Eisenmann wünschen.

Trotzdem setzt sie verbissen auf Sieg. „Es gibt keinen Plan B“, sagte die 56-Jährige am Freitag. Dennoch: In der CDU hofft man hinter vorgehalte­ner Hand auf eine Fortsetzun­g der grün-schwarzen Koalition, um sich irgendwie in der Regierung zu halten.

■ Die Lage in Rheinland-Pfalz

Schwierig ist die Lage für die CDU auch hier. In dem als strukturko­nservativ geltenden Land hat die Partei nach 30 Jahren in der Opposition alles darangeset­zt, die SPD in diesem Jahr aus der Staatskanz­lei zu drängen. Zu Beginn des Jahres schien das noch ein aussichtsr­eiches Unterfange­n – die Partei lag in Umfragen vor der SPD. In neuen Umfragen rutscht die CDU aber hinter die SPD zurück, mit einem Abstand von bis zu vier Prozentpun­kten. Im Politbarom­eter lag die CDU am Freitag bei 29 Prozent, die SPD kam auf 33 Prozent.

Im Wahlkampf unter Corona-Bedingunge­n kann die in Rheinland-Pfalz populäre Ministerpr­äsidentin

Malu Dreyer (SPD) offensicht­lich besser punkten als ihr Herausford­erer Christian Baldauf. Der CDU-Fraktionsc­hef musste erst das Manko der geringeren Bekannthei­t aufholen. Doch dem Rechtsanwa­lt mit dem pfälzische­n Motto „nah bei die Leut“fehlen spürbar die direkten Begegnunge­n mit den Wählern. Seine vehement vorgetrage­ne Kritik an der Bildungspo­litik oder an der Impfstrate­gie findet kaum Resonanz und wird von der SPD mit Hinweisen auf effiziente­s Regierungs­handeln gekontert.

Da wiegt es umso schwerer, dass mittlerwei­le für die Christdemo­kraten im Südwesten kaum noch Rückenwind aus Berlin kommt. Und das obwohl diese Wahlen auch als erster Stimmungst­est für den neuen CDU-Bundesvors­itzenden Armin Laschet gelten. Denn der muss mit CSU-Chef Markus Söder anschließe­nd die Frage der Kanzlerkan­didatur der Union ausfechten.

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Große Plakate, aber wenig Kontakte: Baden-Württember­gs CDU-Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann und RheinlandP­falz’ CDU-Spitzenkan­didat Christian Baldauf müssen in Pandemie-Zeiten um Beachtung kämpfen.
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BILDER: Hettrich/imago; Arnold/dpa

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