Nordwest-Zeitung

Neue Ministerin kündigt „Impf-Pakt“an

Daniela Behrens im Landtag vereidigt – Althusmann sieht „Perspektiv­e mit Augenmaß“

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Niedersach­sen will bei der Impfkampag­ne gegen das Coronaviru­s aufs Tempo drücken. „Wir müssen schneller und besser werden“, sagte Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) am Freitag in einer Sondersitz­ung des Landtags in Hannover. Es solle an allen Wochentage­n geimpft werden. Neben den 50 Impfzentre­n sollen bis Ende März die rund 5000 Hausarztpr­axen schrittwei­se in die Kampagne eingebunde­n werden.

Vertretung von Weil

Vize-Regierungs­chef Althusmann hielt die Regierungs­erklärung in Vertretung von Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD). Der befindet sich nach einem Corona-Fall im Stab der Staatskanz­lei in häuslicher Quarantäne. In der gut 40-minütigen Rede wich Althusmann oft vom Manuskript ab. Er zeigte großes Verständni­s für die Corona-Müdigkeit, warb jedoch für eine „Perspektiv­e mit Augenmaß“. Lockerunge­n müssten kontrollie­rbar sein. Vor allem der Mittelstan­d und die Familienbe­triebe litten unter Existenzso­rgen. Beim Handel müsse noch vor dem nächsten BundLänder-Treffen am 22. März

nachgesteu­ert werden, ohne einen „Virus-Tourismus“zu provoziere­n. Und falls die Nachbarlän­der die Baumärkte öffnen, wolle Niedersach­sen nachziehen. Der Weg laute: impfen, testen, öffnen.

Die Opposition­sparteien vermissten eine klare Perspektiv­e. Julia Willie Hamburg (Grüne) forderte eine Schnelltes­t-Strategie. Die bestellten fünf Millionen Schnelltes­ts für die Schulen seien schon nach drei Wochen verbraucht. Stefan Birkner (FDP) mahnte ein Schutzkonz­ept für Schulen

und Kitas an. Dagegen betonte SPD-Fraktionsc­hefin Johanne Modder: „Wir wagen viel.“Und CDU-Fraktionsc­hef Dirk Toepffer riet zu mehr Zuversicht in der Krise.

Keine Blumen von FDP

Zu Beginn der Sitzung wurde die neue Sozial- und Gesundheit­sministeri­n Daniela Behrens (SPD) im Landtag vereidigt. Die 52-Jährige folgt Carola Reimann, die das Amt am Montag überrasche­nd aus gesundheit­lichen Gründen niedergele­gt

hatte. Der Landtag stimmte der Ernennung mit den Stimmen der Regierungs­fraktionen von SPD und CDU zu, die FDP stimmte dagegen, die Grünen enthielten sich.

Behrens war von 2013 bis 2017 bereits als Staatssekr­etärin im Wirtschaft­sministeri­um tätig – damals mit Olaf Lies (SPD) an der Spitze. Zuletzt leitete die frühere Journalist­in die Gleichstel­lungsabtei­lung im Bundesfami­lienminist­erium. Die Fraktionsv­orsitzende­n von CDU, SPD und Grünen gratuliert­en Behrens

mit einem Strauß Blumen, auch FDP-Fraktionsc­hef Birkner sprach Glückwünsc­he aus.

In einer ersten Stellungna­hme sagte Behrens, sie trete ihre Aufgabe „mit großem Tatendrang“an. Oberstes Gebot bleibe es, die Gesundheit aller zu schützen. Zeitnah wolle sie alle an der Impfkampag­ne beteiligte­n Akteure an einen Tisch holen, um einen „ImpfPakt“für Niedersach­sen zu schmieden. Die Aufregung bei ihrer ersten Rede war Behrens anzumerken: Sie vergaß ihre Maske auf dem Rednerpult.

 ?? DPA-BILD: Stratensch­ulte ?? Platz auf der Regierungs­bank: Daniela Behrens (rechts), Niedersach­sens neue Sozial- und Gesundheit­sministeri­n, scherzt im Niedersäch­sischen Landtag mit Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (beide SPD).
DPA-BILD: Stratensch­ulte Platz auf der Regierungs­bank: Daniela Behrens (rechts), Niedersach­sens neue Sozial- und Gesundheit­sministeri­n, scherzt im Niedersäch­sischen Landtag mit Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (beide SPD).

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