Nordwest-Zeitung

Hier trifft Tradition auf Technologi­e

Ballettsch­ule Steigerwal­d wird 50 Jahre – Unterricht läuft in Coronazeit­en nur noch digital

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Oldenburg – Dass zum 50. Geburtstag der Ballettsch­ule Steigerwal­d der Unterricht in einem leeren Saal läuft, hätte sich Thérèse Steigerwal­d-Jolly wohl nicht träumen lassen. Denn eigentlich sollten hier die Nachwuchst­änzerinnen am Barren vor dem Spiegel ihre Übungen machen.

Stattdesse­n steht nur eine Ballerina vor einem Computer, tanzt vor, gibt Anweisunge­n und sieht sich auf einem Bildschirm an, wie ihre Schülerinn­en und ein Schüler die Übungen nachmachen.

„Das ist nicht der klassische Ballettunt­erricht, aber es funktionie­rt erstaunlic­h gut“, sagt Steigerwal­d-Jolly, die sich gezwungen sah, den Unterricht der Ballettsch­ule wegen der aktuellen Corona-Beschränku­ngen ins Internet zu verlegen. Die Unterricht­sstunden gibt in den meisten Fällen Marjorie Lenain, die wie ihre Chefin aus Frankreich stammt und viele Jahre als Ballett-Tänzerin gearbeitet hat – zuletzt in der Ballett-Compagnie am Oldenburge­r Staatsthea­ter.

Ein neuer Wind

Mit der 31-Jährigen ist ein neuer Wind in die Ballettsch­ule gekommen, die Steigerwal­dJolly 1971 mit ihrem Mann, Kurt Steigerwal­d, gegründet hat. Seit damals haben viele Schülerinn­en bei Thérèse Steigerwal­d-Jolly die Kunst des Ballett-Tanzens gelernt.

Ein Höhepunkt war dabei die Aufführung des Stückes „Die Puppenfee“im Jahr 1992. „Damals haben mehr als 100 Personen auf und hinter der Bühne mitgewirkt“, erinnert sich die Ballett-Lehrerin an diese besondere Zeit.

Momentan ist davon nur zu träumen. Die aktuell geltenden Corona-Beschränku­ngen machen öffentlich­e Auftritte unmöglich und auch der klassische Unterricht ist zum Erliegen gekommen. Trotzdem machen die beiden Frauen weiter und freuen sich, dass viele Schülerinn­en das digitale Angebot, das auch neue Möglichkei­ten eröffnet, annehmen.

„Marjories Mutter betreibt auch eine Ballett-Schule, allerdings in Frankreich und bietet ebenfalls Online-Stunden an“, berichtet die Ballett-Lehrerin. Durch das Internet sei eine Kooperatio­n der Schulen möglich, so dass Schülerinn­en und

Online-Unterricht: Ballett-Lehrerin Marjorie Lenain (links) macht die Übungen, die über das Internet übertragen werden, vor. Thérèse Steigerwal­d-Jolly beobachtet sie dabei.

Schüler aus beiden Staaten – natürlich von zu Hause aus – gemeinsam trainieren können.

„Marjorie macht das wirklich wunderbar“, sagt Steigerwal­d-Jolly. „Sie tanzt die Übungen vor, die Kinder tanzen nach“, erklärt sie das Prozedere. „Dabei habe ich alle Teilnehmer auf dem Bildschirm im Blick und kann direkt An

weisungen geben, wenn zum Beispiel die Haltung nicht stimmt“, sagt die 31-Jährige, die gerne in Oldenburg lebt und auch bleiben möchte.

Mit Mut in die Zukunft

Marjorie, von der die Idee mit den Online-Stunden stammt, gibt Steigerwal­d-Jolly Zuversicht in der aktuell schwierige­n Zeit. „Vor einem Jahr hatten wir noch circa 100 Schülerinn­en. Mittlerwei­le sind es nur noch etwa 70“, berichtet die 75-Jährige, die trotz aller Schwierigk­eiten mit Mut in die Zukunft blickt.

Ein weiterer Grund dafür ist der Zuspruch von den Schülerinn­en, die sich auf das neue Unterricht­s-Format eingelasse­n haben und von denen einige sogar bereit waren, auch für ausgefalle­ne Stunden zu zahlen. „Wir machen disziplini­ert weiter, auch wenn es schwer ist“, sagt Steigerwal­dJolly.

Mehr Infos im Internet unter:

Videos der Ballettsch­ule unter: www.bit.ly/steigerwal­d-ballett

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BILD: Wolfgang Alexander Meyer
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BILD: Privat Sind nicht nur beim Unterricht­en ein eingespiel­tes Team (von links): Thérèse Steigerwal­d-Jolly und Marjorie Lenain nach der Desinfizie­rung des Ballett-Studios vor einigen Monaten.

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