Hier trifft Tradition auf Technologie
Ballettschule Steigerwald wird 50 Jahre – Unterricht läuft in Coronazeiten nur noch digital
Oldenburg – Dass zum 50. Geburtstag der Ballettschule Steigerwald der Unterricht in einem leeren Saal läuft, hätte sich Thérèse Steigerwald-Jolly wohl nicht träumen lassen. Denn eigentlich sollten hier die Nachwuchstänzerinnen am Barren vor dem Spiegel ihre Übungen machen.
Stattdessen steht nur eine Ballerina vor einem Computer, tanzt vor, gibt Anweisungen und sieht sich auf einem Bildschirm an, wie ihre Schülerinnen und ein Schüler die Übungen nachmachen.
„Das ist nicht der klassische Ballettunterricht, aber es funktioniert erstaunlich gut“, sagt Steigerwald-Jolly, die sich gezwungen sah, den Unterricht der Ballettschule wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen ins Internet zu verlegen. Die Unterrichtsstunden gibt in den meisten Fällen Marjorie Lenain, die wie ihre Chefin aus Frankreich stammt und viele Jahre als Ballett-Tänzerin gearbeitet hat – zuletzt in der Ballett-Compagnie am Oldenburger Staatstheater.
Ein neuer Wind
Mit der 31-Jährigen ist ein neuer Wind in die Ballettschule gekommen, die SteigerwaldJolly 1971 mit ihrem Mann, Kurt Steigerwald, gegründet hat. Seit damals haben viele Schülerinnen bei Thérèse Steigerwald-Jolly die Kunst des Ballett-Tanzens gelernt.
Ein Höhepunkt war dabei die Aufführung des Stückes „Die Puppenfee“im Jahr 1992. „Damals haben mehr als 100 Personen auf und hinter der Bühne mitgewirkt“, erinnert sich die Ballett-Lehrerin an diese besondere Zeit.
Momentan ist davon nur zu träumen. Die aktuell geltenden Corona-Beschränkungen machen öffentliche Auftritte unmöglich und auch der klassische Unterricht ist zum Erliegen gekommen. Trotzdem machen die beiden Frauen weiter und freuen sich, dass viele Schülerinnen das digitale Angebot, das auch neue Möglichkeiten eröffnet, annehmen.
„Marjories Mutter betreibt auch eine Ballett-Schule, allerdings in Frankreich und bietet ebenfalls Online-Stunden an“, berichtet die Ballett-Lehrerin. Durch das Internet sei eine Kooperation der Schulen möglich, so dass Schülerinnen und
Online-Unterricht: Ballett-Lehrerin Marjorie Lenain (links) macht die Übungen, die über das Internet übertragen werden, vor. Thérèse Steigerwald-Jolly beobachtet sie dabei.
Schüler aus beiden Staaten – natürlich von zu Hause aus – gemeinsam trainieren können.
„Marjorie macht das wirklich wunderbar“, sagt Steigerwald-Jolly. „Sie tanzt die Übungen vor, die Kinder tanzen nach“, erklärt sie das Prozedere. „Dabei habe ich alle Teilnehmer auf dem Bildschirm im Blick und kann direkt An
weisungen geben, wenn zum Beispiel die Haltung nicht stimmt“, sagt die 31-Jährige, die gerne in Oldenburg lebt und auch bleiben möchte.
Mit Mut in die Zukunft
Marjorie, von der die Idee mit den Online-Stunden stammt, gibt Steigerwald-Jolly Zuversicht in der aktuell schwierigen Zeit. „Vor einem Jahr hatten wir noch circa 100 Schülerinnen. Mittlerweile sind es nur noch etwa 70“, berichtet die 75-Jährige, die trotz aller Schwierigkeiten mit Mut in die Zukunft blickt.
Ein weiterer Grund dafür ist der Zuspruch von den Schülerinnen, die sich auf das neue Unterrichts-Format eingelassen haben und von denen einige sogar bereit waren, auch für ausgefallene Stunden zu zahlen. „Wir machen diszipliniert weiter, auch wenn es schwer ist“, sagt SteigerwaldJolly.
Mehr Infos im Internet unter:
Videos der Ballettschule unter: www.bit.ly/steigerwald-ballett