Oldenburger Frauen fordern mehr Rechte ein
Feministisches Forum Oldenburg macht Kämpfe von Frauen auf der ganzen Welt sichtbar
Gerade auch in der Corona-Pandemie hat der Internationale Frauentag nichts an Aktualität verloren. Themen gibt es genug: häusliche Arbeit oder Pflege – beides liegt vor allem in den Händen der Frauen –, aber auch Gewalt an Mädchen und Frauen. Das Feministische Forum Oldenburg veranstaltete am Samstag im Vorgriff auf den Weltfrauentag an diesem Montag auf dem Oldenburger Schlossplatz unter Coronabedingungen eine interaktive Ausstellung zu feministischen Themen, Erfolgen und Forderungen. Unter anderem konnten sich Besucherinnen am Stand von Latinburg über die Situation der Frauen in Lateinamerika informieren.
Eigentlich darf die Frage der Notwenigkeit eines Frauentages nicht gestellt werden. Frauen machen den gleichen Anteil wie Männer der Weltbevölkerung aus. Hinsichtlich der Frauenrechte gibt es in der Türkei und Polen Rückschritte, die absolut nichts mit Gleichberechtigung von Mann und Frau zu tun haben! Das muss publik gemacht werden! Julika Hülsemann (23) Oldenburg
Ich finde es wichtig, mich als Mann auch damit zu beschäftigen. Diese Thematik betrifft uns genauso! Öffentlichkeitsarbeit bezüglich dieser Themen ist wichtig, weil so vieles in sämtlichen Bereichen noch nicht gerecht ist.
Jonas (23) Oldenburg
Oldenburg – Als ich den Text auf einem weißen Blatt, gewickelt um einen metallenen Drahtkleiderbügel las, stellten sich sämtliche Haare meines Körpers auf: „Dies ist kein medizinisches Instrument.“Sofort überkam mich eine tiefe Betroffenheit. Nicht zuletzt, weil ich mich – zugegeben – schon eine Weile nur wenig mit diesem und ähnlichen Themen auseinandergesetzt habe.
Ich, eine privilegierte weiße Cis-Frau (jemand, der sich seinem biologischen Geschlecht zugehörig fühlt), die persönlich wenig Berührungspunkte mit dem Unrecht an Frauen erfährt. Natürlich betrifft auch mich der Gender Pay Gap (Differenz zwischen dem Arbeitslohn von Männern und Frauen). Das ist ungerecht, tut aber nicht so weh wie andere Rechte der Frauen, die immer noch täglich missachtet werden. Beispielsweise die Paragrafen 2018 und 2019 StGB, die einen Schwangerschaftsabbruch sowie die Beratung darüber regeln. Und das nicht zugunsten des freien Willens einer Frau.
Ich schaue mich auf dem Schlossplatz um. Plakate an Mehrzweckleitern, buntes Tonpapier, laminiert auf den Pflastersteinen verteilt, an Wänden klebend oder hängend zwischen Steinsäulen. Was auffällt: Alle Aufschriften haben eine klare Botschaft.
Aufmerksam machen
Am Samstag veranstaltete das feministische Forum Oldenburg eine Aktion zum Internationalen Frauentag am 8. März auf dem Schlossplatz. „Wir sind hier, um verschiedene Themen und feministische Kämpfe sichtbar zu machen, was bisher erreicht wurde und was nicht“, berichtet Marianne Hamm vom Cine k, Ansprech
Eine kurdische Organisation nutzte die Veranstaltung auf dem Schlossplatz zum Weltfrauentag, um an Kriegsopfer unter Frauen und Kindern zu erinnern.
Mit einer Ausstellung und Kundgebung auf dem Schlossplatz griff das Feministische Forum die nach wie vor bestehende Benachteiligung von Frauen auf.
partnerin für Öffentlichkeitsarbeit und Presse. Dazu kamen diverse Vereine, Gruppierungen und Einrichtungen zusammen, die Mitglieder des feministischen Forums sind. Sie haben mit Infoständen, Plakatinstallationen und Redebeiträgen auf sich und die jeweiligen Probleme aufmerksam
gemacht: das Frauenhaus Oldenburg, Pro Familia, das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, die Tantifa, das Mädchenhaus Oldenburg, die Latinburg – ein Deutsch-Lateinamerikanischer Verein sowie eine kurdische Frauenbewegung TJK-E. Diese hat eine Kampagne ins Leben gerufen,
Lisa Kim Hentschel.
um die feminizidale Politik in der Türkei aufzudecken und Aufmerksamkeit auf sie zu lenken: 100 000 Unterschriften aus 100 Gründen. Inzwischen sind es weit mehr und das neue Ziel sind 200 000 Unterschriften bis zum 8. März. „Wir wollen Gleichberechtigung als Erbe hinterlassen!“, sagt ein Mitglied der Bewegung.
Es ist noch viel zu tun
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Es war beeindruckend und überwältigt zugleich. Rund 100 Besucherinnen und Besucher kamen geplant oder zufällig auf den Schlossplatz, informierten sich an den Ständen,
lasen die vielfältigen Plakate und lauschten den Redebeiträgen. Um ein paar inhaltliche Forderungen der Aktivisten zu nennen:
■ „My Body my Choice“– Selbstbestimmung über den eigenen Körper, hinsichtlich Schwangerschaft, aber auch Kleidung, Gewicht und Optik im Allgemeinen.
■ „Das Recht auf Gleichberechtigung des Arbeitslohns“, „das Geschlecht zu leben, was ich fühle und bin“.
■ Besonders die aktuelle Pandemie rückt das CareWork-Thema erneut in den Fokus: Frauen arbeiten seit Gedenken ohnehin viele Stunden mehr als Männer. Und das unbezahlt. Hinzu kommt die Mehrbelastung der aktuell systemrelevanten Berufe. Die Mehrheit wird von Frauen ausgeführt. So liegt der Frauen-Anteil in der Pflege beispielsweise bei 85 Prozent.