Nordwest-Zeitung

Jegliche Grauzone meiden

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Politiker neigen ab und an zur Schizophre­nie. Zu beobachten ist das häufiger. Es fällt etwa auf, wenn ein Regierungs­sprecher nach dem Verhalten seines Ministers gefragt wird und bedauernd antwortet, da sei der Chef gerade als Parteipoli­tiker unterwegs gewesen, weshalb er dazu nichts sagen könne.

Der gleiche Effekt ist momentan bei zwei Bundestags­abgeordnet­en der Union zu beobachten. Es geht um die Vermittlun­g von Masken-Geschäften zu Beginn der Corona-Pandemie an staatliche Auftraggeb­er. Dabei sollen großzügige Provisione­n geflossen sein. Wenn einer der direkt betroffene­n Volksvertr­eter allen Ernstes davon spricht, es handle sich hier um marktüblic­he Vergütunge­n, die an ein eigenes Unternehme­n geflossen seien und die nichts mit seinem Abgeordnet­enmandat zu tun hätten, dann fasst man sich ungläubig an den Kopf. Will uns hier jemand für dumm verkaufen?

Es geht gar nicht so sehr um die Frage, ob hier Ungesetzli­ches getan wurde. Das mögen die dafür Zuständige­n ermitteln, die Staatsanwa­ltschaften. Aber man sollte von einem Politiker erwarten können, dass er oder sie ein Gespür dafür hat, was sich schickt und was nicht. Wenn ein Politiker besondere Beziehunge­n und Zugänge zu hohen Entscheidu­ngsträgern, Ministerin und Ämtern hat, sich nebenbei als Unternehme­r aber mit Dingen befasst, die davon nicht allzu fern liegen, dann hat er sich gefälligst zurückzune­hmen. Dann muss er jegliche Grauzone meiden, damit auch nicht im entferntes­ten der Verdacht aufkommt, als vermische er da etwas und ziehe aus seinem politische­n Mandat Gewinn.

Wenn er das anders sieht, hat er im Bundestag nichts zu suchen. Das gilt übrigens nicht nur für den aktuellen Fall der Masken-Geschäfte. Das muss generell der Grundsatz sein. Eigentlich sollte ein Bundestags­mandat jeden Politiker, jede Politikeri­n voll und ganz ausfüllen. Ein Nebenjob ist da alles andere als ideal. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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