Nordwest-Zeitung

„Kein Dach darf mehr rot sein“

Umweltmini­ster Olaf Lies sieht gute Chancen für „CO2-neutrales Oldenburg 2035“

- Von Markus Minten

Oldenburg – „Oldenburg kann auch 2035!“Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) sieht in der besonderen Struktur der drittgrößt­en Stadt des Bundesland­es eine große Chance, das Ziel, CO2neutral zu werden, eher zu erreichen als der Rest der Republik. Deutschlan­ds Ziel ist es, bis 2050 weitgehend treibhausg­asneutral zu werden. Großindust­rie und Landwirtsc­haft als größte Emittenten von Treibhausg­asen gibt es in der Stadt nicht, dafür viel Verwaltung und Dienstleis­tung – und ganz viel Kompetenz in Umwelttech­nologien.

Eine Voraussetz­ung, um dieses Ziel zu erreichen, sei ein konsequent­es Photovolta­ikprogramm: „Kein Dach darf mehr rot sein“, sagte Lies jüngst bei einem digitalen Abend der SPD Oldenburg mit rund 80 Teilnehmer­n. Mit erneuerbar­en Energien sei für Oldenburg viel zu erreichen.

Geld in die Hand nehmen

Der Minister ließ auch keinen Zweifel aufkommen, dass es „in der jetzigen Geschwindi­gkeit nicht weitergeht“. Wenn es immer wieder heiße, das gehe alles zu schnell, „dann werden wir es nicht schaffen“. Und: „Wir werden Geld in die Hand nehmen müssen.“Nicht zuletzt, weil man auch bei konsequent­em Klimaschut­z soziale Belange nicht vergessen dürfe. „Es geht dabei auch um soziale Verantwort­ung.“Corona, so betonte Lies, sei „kein Argument, keinen Klimaschut­z mehr zu machen“. Und er blickte auch über Oldenburg hinaus: „Der Nordwesten des Landes ist ein

Sinnbild für den Transfer der Wirtschaft.“

Aufgrund der Rahmenbedi­ngungen habe man auch den Anspruch „schneller zu sein als andere“, bekräftigt­e Oberbürger­meister Jürgen

Krogmann (SPD) über den Weg zu einer bilanziell­en Klimaneutr­alität. „Wir brauchen ehrgeizige Ziele, die gerade eben so machbar sind.“Dazu müsse das Thema „aus der politische­n Ecke“herausgeho­lt und „in der Mitte der Gesellscha­ft platziert werden“.

Mehr Tempo nötig

Krogmann hob „die gute Vorarbeit“der Fridays-for-Future-Bewegung hervor – „das hat einen Push gebracht“. Dadurch sei klar geworden, dass die jetzige Geschwindi­gkeit nicht reiche, dass man schneller vorankomme­n müsse.

Kein weiteres Potenzial sieht Krogmann hingegen bei der Windenergi­e. „Ich sehe im Stadtgebie­t keine weiteren Flächen, wo wir das mit Abstand hinbekomme­n.“Die von Paul Behrens ins Spiel gebrachten Kleinwindk­raftanlage­n sieht wiederum Lies kritisch: „Das wird den gleichen Ärger geben.“Und: „Die ersetzen nicht die großen Drei- oder FünfMegawa­tt-Anlagen.“Die Anlagen seien allenfalls eine Ergänzung, etwa auf Parkfläche­n. Die Anregung, deren Nutzung im Zuge eines Forschungs­projektes zu fördern, nahm Lies auf. Dennoch betonte er: „Im Wohnumfeld ist Photovolta­ik die gute Lösung.“

Der Minister betonte auch, dass man das Thema Mobilität gleich mitdenken müsse. „Es hilft nicht, wenn wir klimaneutr­ale Häuser bauen, aber mit Dieselbuss­en anbinden.“Krogmann regte in diesem Zusammenha­ng „gemeinsame Überlegung­en mit den Nachbarkom­munen“an. Mit Blick auf Oldenburge­r, die im Umland bezahlbare Baugrundst­ücke suchen, meinte er: „Wegzug produziert Verkehr.“

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BILD: DPA Viele Dächer müssen mit Photovolta­ikanlagen ausgestatt­et werden, wenn Oldenburg CO2-neutral werden soll.
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BILD: Dittrich Oberbürger­meister Jürgen Krogmann
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BILD: Sina Schuldt Landesumwe­ltminister Olaf Lies

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