„Kein Dach darf mehr rot sein“
Umweltminister Olaf Lies sieht gute Chancen für „CO2-neutrales Oldenburg 2035“
Oldenburg – „Oldenburg kann auch 2035!“Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) sieht in der besonderen Struktur der drittgrößten Stadt des Bundeslandes eine große Chance, das Ziel, CO2neutral zu werden, eher zu erreichen als der Rest der Republik. Deutschlands Ziel ist es, bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden. Großindustrie und Landwirtschaft als größte Emittenten von Treibhausgasen gibt es in der Stadt nicht, dafür viel Verwaltung und Dienstleistung – und ganz viel Kompetenz in Umwelttechnologien.
Eine Voraussetzung, um dieses Ziel zu erreichen, sei ein konsequentes Photovoltaikprogramm: „Kein Dach darf mehr rot sein“, sagte Lies jüngst bei einem digitalen Abend der SPD Oldenburg mit rund 80 Teilnehmern. Mit erneuerbaren Energien sei für Oldenburg viel zu erreichen.
Geld in die Hand nehmen
Der Minister ließ auch keinen Zweifel aufkommen, dass es „in der jetzigen Geschwindigkeit nicht weitergeht“. Wenn es immer wieder heiße, das gehe alles zu schnell, „dann werden wir es nicht schaffen“. Und: „Wir werden Geld in die Hand nehmen müssen.“Nicht zuletzt, weil man auch bei konsequentem Klimaschutz soziale Belange nicht vergessen dürfe. „Es geht dabei auch um soziale Verantwortung.“Corona, so betonte Lies, sei „kein Argument, keinen Klimaschutz mehr zu machen“. Und er blickte auch über Oldenburg hinaus: „Der Nordwesten des Landes ist ein
Sinnbild für den Transfer der Wirtschaft.“
Aufgrund der Rahmenbedingungen habe man auch den Anspruch „schneller zu sein als andere“, bekräftigte Oberbürgermeister Jürgen
Krogmann (SPD) über den Weg zu einer bilanziellen Klimaneutralität. „Wir brauchen ehrgeizige Ziele, die gerade eben so machbar sind.“Dazu müsse das Thema „aus der politischen Ecke“herausgeholt und „in der Mitte der Gesellschaft platziert werden“.
Mehr Tempo nötig
Krogmann hob „die gute Vorarbeit“der Fridays-for-Future-Bewegung hervor – „das hat einen Push gebracht“. Dadurch sei klar geworden, dass die jetzige Geschwindigkeit nicht reiche, dass man schneller vorankommen müsse.
Kein weiteres Potenzial sieht Krogmann hingegen bei der Windenergie. „Ich sehe im Stadtgebiet keine weiteren Flächen, wo wir das mit Abstand hinbekommen.“Die von Paul Behrens ins Spiel gebrachten Kleinwindkraftanlagen sieht wiederum Lies kritisch: „Das wird den gleichen Ärger geben.“Und: „Die ersetzen nicht die großen Drei- oder FünfMegawatt-Anlagen.“Die Anlagen seien allenfalls eine Ergänzung, etwa auf Parkflächen. Die Anregung, deren Nutzung im Zuge eines Forschungsprojektes zu fördern, nahm Lies auf. Dennoch betonte er: „Im Wohnumfeld ist Photovoltaik die gute Lösung.“
Der Minister betonte auch, dass man das Thema Mobilität gleich mitdenken müsse. „Es hilft nicht, wenn wir klimaneutrale Häuser bauen, aber mit Dieselbussen anbinden.“Krogmann regte in diesem Zusammenhang „gemeinsame Überlegungen mit den Nachbarkommunen“an. Mit Blick auf Oldenburger, die im Umland bezahlbare Baugrundstücke suchen, meinte er: „Wegzug produziert Verkehr.“