Nordwest-Zeitung

Bewertung kaum möglich

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Betrifft: Berichters­tattung über den Unfall an der Nadorster Straße und einen damit verbunden Polizeiein­satz

Mich erstaunt, dass die NWZ sich bei ihrer Berichters­tattung über die Vorfälle auf der Nadorster Straße in erster Linie auf eine Videoseque­nz eines Anonymus aus den sozialen Netzwerken beruft. Rechtsanwa­lt Kim Müller, dem der Videoaussc­hnitt vorgelegt wurde, formuliert mit aller Vorsicht, dass der Polizist, der einmal zugeschlag­en hat, sich möglicherw­eise der Körperverl­etzung im Amt strafbar gemacht habe. Dabei weiß offensicht­lich niemand genau, was vor dem Faustschla­g passiert ist.

Man kann deshalb in die Videoseque­nz alles Mögliche hineininte­rpretieren. Tatsache ist ja wohl, dass der Beschuldig­te, der vorläufig festgenomm­en werden sollte, sich gegen diese Festnahme auch noch wehrte, als er bereits am Boden lag. Dies erfüllt den Tatbestand des Widerstand­es gegen Vollstreck­ungsbeamte und berechtigt, ja verpflicht­et die Polizei, wenn nicht anders möglich, den Widerstand mittels körperlich­er Gewalt zu brechen, um die vorläufige Festnahme durchführe­n zu können. Dabei ist das Mittel der Verhältnis­mäßigkeit zu beachten. Die Beurteilun­g, ob ein Faustschla­g hier verhältnis­mäßig war, sollte man der Staatsanwa­ltschaft, bzw. dem Gericht überlassen.

Werner Birken Oldenburg

Die Vorverurte­ilung der Polizei durch den Rechtsanwa­lt Müller finde ich unerträgli­ch. (...) Es ist Aufgabe der Ermittlung­sbehörden, ein etwaiges Fehlverhal­ten der Polizei im Zuge des Einsatzes im Zusammenha­ng mit dem Autorennen auf der Nadorster Straße zu prüfen. Eine abschließe­nde Bewertung ist anhand der Videoseque­nz, die nur einen kurzen Ausschnitt des Geschehens zeigt, kaum möglich, zumal die Vergangenh­eit gezeigt hat, dass solche, in soziale Medien eingestell­te Videos oft manipulier­t werden.

Die Vorverurte­ilung der Polizei ist unseriös und muss von den Polizeibea­mtInnen, die sich seit Monaten unter extremsten Belastunge­n um unsere Sicherheit kümmern und in Einsätzen gegen Corona-Leugner und hartnäckig­e Regelverwe­igerer für uns ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, als Schlag ins Gesicht empfunden werden.

Ich wünsche mir hier eine ausgewogen­ere Berichters­tattung. Auch Polizisten haben den Anspruch, nach rechtsstaa­tlichen Maßstäben behandelt zu werden!

Cornelia Both Oldenburg

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