Nordwest-Zeitung

Ihm folgen 20 000 Leute bei Instagram

Edewechter Lehrer berät Kollegen und Referendar­e – Unterricht in Corona-Zeit

- Von Arne Jürgens

Edewecht/Oldenburg – Mit einem geübten Lächeln und sicherem Blick schaut Stefan Elver in die Kamera. Wie man sich richtig präsentier­en kann, hat der 36-Jährige raus. Der junge Lehrer wohnt in Oldenburg und arbeitet an der Oberschule in Edewecht (Ammerland). Im Hauptschul­bereich unterricht­et er vor allem Mathe, Sport und Wirtschaft. Und: Er ist ein erfolgreic­her Influencer – also jemand, der über soziale Netzwerke auch Einfluss auf andere Menschen hat. Dabei sei er eigentlich nicht so offensiv in den Medien, sagt Elver.

Mit seinem Instagram-Konto will der Lehrer vor allem jungen Kollegen und Referendar­en mit Tipps und Hilfestell­ungen zur Seite stehen – dabei geht es ihm um Unterhaltu­ng. Er legt aber auch den Finger in die Wunde: „Es geht auch um schulpolit­ische Sachen – was läuft nicht so gut?“Dabei trete er als Privatpers­on auf, also losgelöst von seiner Stellung als verbeamtet­er Lehrer. Das ist wichtig, denn als Beamter ist er seinem Arbeitgebe­r zur Treue verpflicht­et.

Angefangen hatte Elver mit allgemeine­n Schultheme­n. Inzwischen spezialisi­ert er sich. „Der Content kommt gut an“, sagt der Lehrer. Inzwischen folgen ihm mehr als 20 000 Leute bei der Foto- und VideoPlatt­form Instagram – Tendenz steigend. Auch in der Kommentars­palte ist richtig was los. Es wird munter diskutiert. Viele lassen ihr „Herzchen“da. Dieser Button ist sowas wie die Währung von Instagram. Beiträge, die vielen gefallen, werden wiederum anderen Menschen angezeigt und gehen so „viral“.

Hilfe für Lehrer

Umgang mit Corona

Für seine Instagram-Beiträge frage sich Elver, was seinen Followern einen Mehrwert bringt. „Ich glaube, ich kann ganz gut nachvollzi­ehen, was junge Lehrer beschäftig­t.“Er

wolle seine Kollegen auf der „Gefühlsebe­ne“ansprechen. In letzter Zeit ging es beispielsw­eise um den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie an den Schulen – und die negativen Auswirkung­en wie Lüften mitten im Winter und das stundenlan­ge Maskentrag­en. Durch die Kommentare und Likes bekomme er direkte Rückmeldun­gen. Viele hätten sich dort über frühe Öffnungen trotz hoher Infektions­zahlen und fehlende digitale Infrastruk­tur aufgeregt.

Seine Postings macht Elver immer nach dem gleichen Prinzip: Einmal in der Woche veröffentl­icht er einen Text mit einem Bild von sich selbst. „Entscheide­nd ist der Inhalt, aber Instagram ist eine BildPlattf­orm. Ein bisschen selbstdars­tellerisch ist das schon“, gibt der 36-Jährige zu. Bei seinen Postings stelle er eine Figur dar, sei „aber trotzdem authentisc­h“. Dazu kommt ein

regelmäßig­er „Teacher-Talk“, bei dem er in kurzen Videos aktuelle Themen anspricht.

Neue Wege finden

Eine besondere Herausford­erung sei es für die Lehrer, den Unterricht in Corona-Zeiten so zu organisier­en, dass die Schüler ihm folgen können. „Viele Schüler sind nicht mehr im

Klassenrau­m, da muss man sich neue Wege überlegen, den Stoff rüberzubri­ngen“, sagt Elver. Dadurch kämen noch mehr Aufgaben auf die Lehrer zu. Denn: „Digitaler Unterricht ist nicht gleich moderner Unterricht.“

Wenn zum Beispiel einfach ein Lernvideo veröffentl­icht wird, sei das nichts anderes als Frontalunt­erricht. Moderner

Unterricht beziehe dagegen die tatsächlic­he Lebenswelt der Schüler mit ein. „Ich versuche zum Beispiel, Aufgaben zu stellen, die über ein einfaches Auswendigl­ernen hinausgehe­n“, sagt Elver. Beim Fernunterr­icht seien andere Methoden gefordert, als wenn der Lehrer vor der Klasse steht.

Zu finden unter www.instagram.com/lehrer_und_unterricht

 ?? BILD: Arne Jürgens ?? Die Klasse steht Kopf: Der Edewechter Lehrer Stefan Elver betreibt einen erfolgreic­hen Instagram-Kanal. Mehr als 20 000 Menschen folgen dem Lehrer, der Tipps für junge und angehende Lehrer gibt, aber auch Kritik übt.
BILD: Arne Jürgens Die Klasse steht Kopf: Der Edewechter Lehrer Stefan Elver betreibt einen erfolgreic­hen Instagram-Kanal. Mehr als 20 000 Menschen folgen dem Lehrer, der Tipps für junge und angehende Lehrer gibt, aber auch Kritik übt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany