Nordwest-Zeitung

Debatte um Länderspie­lreisen immer hitziger

WM-Qualifikat­ion in Südamerika ausgesetzt – Club-Trainer wollen Spieler nicht ziehen lassen

- Von Wolfgang Müller

Luque – In der Diskussion um Abstellung­en von Fußball-Nationalsp­ielern während der Coronaviru­s-Pandemie hat es erste Konsequenz­en gegeben. Die nächsten zwei Spieltage der südamerika­nischen Qualifikat­ion für die WM 2022 sind abgesetzt worden. Der Weltverban­d Fifa prüfe eine Neuansetzu­ng der für Ende März geplanten Partien, hieß es. Hintergrun­d sind Reiserestr­iktionen, wodurch Spieler mitunter in Quarantäne müssen.

Unter anderem stand am 30. März ein Duell der Erzrivalen Brasilien und Argentinie­n auf dem Spielplan. Die nächste Länderspie­l-Periode ist vom

Macht sich Sorgen: Thomas Tuchel

22. bis 31. März angesetzt, die deutsche Nationalma­nnschaft bestreitet dann drei WM-Qualifikat­ionsspiele gegen Island (25. März), in Rumänien (28. März) und gegen Nordmazedo­nien (31. März).

Zuvor hatte eine Reihe von Trainern europäisch­er Vereine wie Pep Guardiola von Manchester City oder Jürgen Klopp vom FC Liverpool betont, ihre südamerika­nischen Profis nicht zu den Länderspie­len reisen lassen zu wollen, wenn diese danach in Quarantäne müssen. „Das ergibt keinen Sinn“, sagte Guardiola. „Ich mache mir natürlich Sorgen“, sagte auch Chelsea-Trainer Thomas Tuchel zuletzt. „Meine Aufgabe ist es, in der Premier League zu spielen, und wenn ich Spieler in Quarantäne habe, kann ich nicht so trainieren, wie ich es gerne würde. Das ist das Risiko“, sagte der frühere Bundesliga-Coach.

Auch mehrere Bundesliga­Verantwort­liche hatten angedeutet, sich mit den Behörden über die Lage austausche­n zu wollen. „Ich würde jeden Spieler,

den ich jetzt noch im Kader habe, am liebsten hier behalten“, sagte Leverkusen­s Trainer Peter Bosz. RB Leipzigs Coach Julian Nagelsmann bezeichnet­e die Debatte als „politische­s Thema“.

Trainer Jürgen Klopp vom FC Liverpool hatte zuletzt erklärt, er wolle den internatio­nalen Stars seiner Mannschaft die Teilnahme an den kommenden Länderspie­len verweigern, sofern die Profis danach in Quarantäne müssten. Fifa-Präsident Gianni Infantino hatte an die Clubs appelliert, die Spieler abzustelle­n, „so lange ihre Gesundheit nicht in Gefahr gebracht wird“. Die Nationalve­rbände seien auf die TV-Einnahmen für die

Länderspie­le angewiesen.

Brasilien und einige andere Staaten Südamerika­s gehören zu den von der Pandemie am schlimmste­n betroffene­n Ländern. Wegen der Coronaviru­sPandemie gelten etwa in Großbritan­nien momentan scharfe Einschränk­ungen für Reise-Rückkehrer. Zahlreiche Vereinsver­treter monierten zudem in der Vergangenh­eit einen Zusammenha­ng zwischen Länderspie­lreisen und dem Anstieg der Corona-Neuinfekti­onen im Umfeld der Clubs. Klopp sagte dazu: „In den letzten Monaten, immer wenn jemand die Blase verlassen musste, gab es nach der Länderspie­lpause mehr Fälle als vorher.“

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AP-BILD: Neil Hall

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