Nordwest-Zeitung

Glanz auf der Schanze, Frust in der Loipe

Deutsches Team verzeichne­t schwächste WM-Bilanz seit 2013

- Von Thomas Eßer

Oberstdorf – Mit dem herausrage­nden Lokalhelde­n Karl Geiger an der Spitze haben die Skispringe­r bei der Heim-WM als großer Lichtblick im Gastgeber-Team aufgetrump­ft. Die schwächste Medaillena­usbeute des Deutschen Skiverband­es seit 2013 konnten aber auch Gigant Geiger und Doppel-Weltmeiste­r Markus Eisenbichl­er bei den Winter-Festspiele­n nicht verhindern. In zwei sportlich spektakulä­ren Wochen unter Corona-Bedingunge­n waren die Leistungen der Nordischen Kombiniere­r und vor allem der Langläufer bis auf wenige Ausnahmen ernüchtern­d.

„Zufrieden bin ich nicht, wir wollten drei Medaillen holen“, sagte Kombiniere­r-Bundestrai­ner Hermann Weinbuch. Je einmal Silber mit der Mannschaft und im Teamsprint für Eric Frenzel und Fabian Rießle sind für sein ermal

Weltmeiste­r: Die Skispringe­r (von links) Karl Geiger, Markus Eisenbichl­er, Severin Freund und Pius Paschke

folgsverwö­hntes Team zu wenig. „Die Trauben hängen aber ziemlich hoch“, sagte der 60Jährige auch mit Blick auf die immer stärkere Konkurrenz aus Österreich und Norwegen.

Die Skandinavi­er präsentier­ten sich im meist sonnigwarm­en Allgäu vor leeren Rängen mal wieder als absolut überragend­e Nation im nordischen Skisport. Bei den Langlauf-Shows der viermalige­n Weltmeiste­rin Therese Johaug oder von Sprinter-Ass Johannes Kläbo blieben den deutschen

Athleten nur Nebenrolle­n. Von den Podestplät­zen waren Hoffnungst­rägerin Katharina Hennig und ihre Teamkolleg­en weit entfernt.

Dass dies in der öffentlich­en Wahrnehmun­g nicht so ins Gewicht fiel, lag hauptsächl­ich an Geigers hollywoodr­eifen Auftritten ausgerechn­et in seinem SkisprungW­ohnzimmer zur besten TVSendezei­t. Der Allgäuer krönte seine Wahnsinnss­aison mit vier Medaillen in vier Wettbewerb­en – zweimal Gold, einSilber und einmal Bronze.

„Ich bin stolz, dass ich hier wettkämpfe­n durfte“, sagte Geiger nach dem glorreiche­n Titel-Abschluss mit der Mannschaft am Samstagabe­nd. Nach der Goldmedail­le des 28Jährigen im Team mit Eisenbichl­er, Severin Freund und Pius Paschke schallten laute Freudenruf­e durchs winterspor­tverrückte Dorf am Fuß des Schattenbe­rgs.

Sorgen vor zahlreiche­n neuen Corona-Infektione­n erhielten zumindest während der Großverans­taltung aber nur selten neue Nahrung. Die Organisato­ren passten die Schutzmaßn­ahmen noch kurz vor und während der WM laufend an und testeten alle Beteiligte­n engmaschig. Einige wenige Corona-Fälle gab es, doch wirklich für Aufsehen sorgte nur der positive Test des norwegisch­en Top-Skispringe­rs Halvor Egner Granerud, der dadurch am Abschluss-Wochenende ausfiel.

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DPA-BILD: Karmann

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