Nordwest-Zeitung

Kein Pardon bei Gewalt

- Stefan Idel über die Kriminalit­ätsentwick­lung

Nun liegt schwarz auf weiß vor, was Fachleute während der Corona-Pandemie längst geahnt haben: Die heimische Wohnung ist – insbesonde­re für Frauen – zu einem gefährlich­en Ort geworden. Und bei der Zunahme der häuslichen Gewalt um 1343 auf 21 509 Fälle handelt es sich vermutlich um die berüchtigt­e Spitze des Eisbergs.

Innenminis­ter Pistorius hat deshalb recht, wenn er dazu aufruft, Gewalt insbesonde­re von Männern gegenüber Frauen gesellscha­ftlich noch stärker zu diskutiere­n. Häusliche Gewalt darf keinesfall­s als „Familientr­agödie“bagatellis­iert, sondern muss mit der vollen Härte des Gesetzes geahndet werden. Nur ein umfassende­s Hilfsangeb­ot ebnet Opfern den Weg, die Taten zur Anzeige zu bringen. Wenn landesweit die Gesamtzahl der Opfer unter 100 000 sinkt, ist das kein Grund zum Innehalten. Denn dahinter verbergen sich ebenso viele gebrochene Biografien und Menschen, die oft lebenslang von einem Verbrechen gezeichnet sind.

Minister Pistorius darf es nicht beim Appell an den Finanzmini­ster belassen. Fakt ist vielmehr: Die Polizei benötigt mehr Personal und eine bessere Ausstattun­g. Und wer die Beamten vor Gewalt im Einsatz schützen will, sollte sie mit Bodycams ausstatten.

@ Den Autor erreichen Sie unter Idel@infoautor.de

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