Nordwest-Zeitung

Laute Rufe nach hartem Lockdown

Spitzenpol­itiker fordern zügig neue Bund-Länder-Runde – Corona-Zahlen steigen massiv

- Von Regina Wank, Stefan Kruse Und Andreas Heimann

Berlin – Nur wenige Tage nach der letzten Bund-Länder-Runde scheint sich die Stimmung zu drehen. Die Forderunge­n nach einem harten Lockdown und nach einem neuen Corona-Gipfel werden lauter. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) stellte für Anfang der Woche weitere Gespräche zwischen Bund und Ländern über einen harten Lockdown in Aussicht. Eigentlich war der nächste CoronaGipf­el erst für den 12. April geplant.

Klarheit gefordert

„Wir sehen halt, die Zahlen rasen förmlich hoch. Wir müssen das mit anderen Ländern vorbesprec­hen, mit dem Bundeskanz­leramt“, sagte Kretschman­n. Bei den Gesprächen am Montag und Dienstag müsse man „zu Klarheit kommen“.

Auch SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach hatte einen raschen neuen CoronaGipf­el gefordert. „Wir müssen rasch noch mal neu verhandeln“, sagte er dem „Tagesspieg­el“. „Ohne einen scharfen Lockdown wird es nicht gehen“, betonte er und verteidigt­e seine Forderung nach bundesweit­en Ausgangssp­erren. „Ausgangsbe­schränkung­en ab 20 Uhr für zwei Wochen würden wirken – wir haben es in Frankreich, Großbritan­nien und Portugal gesehen.“

Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sagte: „Wenn wir die Zahlen nehmen, auch die Entwicklun­gen heute, brauchen wir eigentlich noch mal zehn, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahr­en unserer Kontakte, unserer Mobilität.“

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder erteilte Überlegung­en zu neuen Gesprächen und härterem Lockdown jedoch eine Absage: „Es braucht nicht ständig neue Gespräche, sondern die konsequent­e Umsetzung der Notbremse“, betonte der CSU-Chef in der „Augsburger Allgemeine­n“. Dazu gehörten bei Sieben-Tage-Inzidenzen über 100 auch Ausgangsbe­schränkung­en.

Auch der Fraktionsv­orsitzende der Linksparte­i im Bundestag, Dietmar Bartsch, lehnt ein Vorziehen der Ministerpr­äsidentenk­onferenz mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) ab. „Eine erneute MPK klingt für viele Menschen inzwischen wie eine Bedrohung“, sagte er am Sonntag den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe.

Sorge vor Mutation

Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU) sprach sich hingegen ebenfalls für ein härteres Vorgehen aus. „Wenn jetzt parallel zum Impfen die Corona-Infektions­zahlen wieder rasant steigen, wächst die Gefahr, dass die nächste VirusMutat­ion immun wird gegen den Impfstoff “, sagte er der „Bild am Sonntag“. Im Falle einer solchen Mutation „stünden wir wieder mit leeren Händen da“. Dann bräuchte es neue Impfstoffe. Auch Braun setzt vor allem auf regionale Ausgangsbe­schränkung­en.

 ?? Dpa-BILD: Schackow ?? Menschenle­er sind die Einkaufsst­raßen in der Stadt Zeulenroda-Triebes. Der Ostthüring­er Landkreis Greiz hat die bundesweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz – am Sonntag waren es 514 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche, und das war nicht mal der bislang höchste Wert.
Dpa-BILD: Schackow Menschenle­er sind die Einkaufsst­raßen in der Stadt Zeulenroda-Triebes. Der Ostthüring­er Landkreis Greiz hat die bundesweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz – am Sonntag waren es 514 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche, und das war nicht mal der bislang höchste Wert.

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