Teststrategie wird angepasst
Kultusminister Tonne will nach Probelauf Verfahren optimieren
Herr Tonne, nach dem Stress der vergangenen Wochen werden Sie vor Ostern vermutlich mit Ihrer Familie in den Flieger nach Mallorca steigen, um auszuspannen…
Tonne: Ein doppeltes Nein: Wir bleiben zu Hause, und ich nehme noch keinen Urlaub. Ich bin im Ministerium, um die Woche mit CoronaSchnelltests an den Schulen auszuwerten.
Liegen schon Ergebnisse vor? Tonne: Die Rückmeldungen gehen jetzt nach und nach bei uns ein, aber wir haben noch kein abgeschlossenes Bild. Es war aber eine riesige Kraftanstrengung für alle Beteiligten, so viel steht schon fest. 1,6 Millionen Testkits wurden in mehreren Margen an die Schulen ausgeliefert. Dahinter steckt auch eine große logistische Leistung.
Warum müssen die Tests in der Schule durchgeführt werden? Die Lehrer sehen sich zusätzlichen Gefahren ausgesetzt. Und die Schüler fühlen sich stigmatisiert, wenn sie positiv getestet werden.
Tonne: Die Tests wurden von den Grundschülerinnen und Grundschülern zu Hause vorgenommen, im weiterführenden Bereich in den Schulen. Wir haben also beide Varianten ausprobiert. Es gibt für jeden Weg gute Gründe dafür und substanzielle Einwände dagegen. Wer flächendeckend testen will und sichere Ergebnisse verlangt, muss in der Schule testen. Das Unwohlsein der Beteiligten muss aber auch sehr ernsthaft berücksichtigt werden. Mich ärgert aber, dass schon Einwände gekommen sind, bevor überhaupt ein einziger Test in der Schule ausprobiert wurde. Ich hätte erwartet, dass man sich darauf einlässt. Denn die Abläufe sind sicher.
Was passiert, wenn beispielsweise der Test eines Fünftklässlers „positiv“ist? Tonne: Natürlich muss das Kind dann isoliert und auch ein PCR-Test durchgeführt werden, um das Ergebnis des Schnelltests zu verifizieren. Bald wird der Schnelltest zum Alltag gehören: Denn Gleiches kann vor dem Besuch im Restaurant oder im Kino passieren. Ich räume ein: Die mögliche Stigmatisierung ist ein ernsthaftes Argument gegen Schnelltests in der Schule.
Demnach wären Sie bereit, Ihre Position zu ändern? Tonne: Ich habe deutlich gesagt: Wir werten die Ergebnisse der Testwoche sehr offen aus. Dafür haben wir sie durchgeführt. Es gibt keine Präjudizierung für ein bestimmtes Modell. Klar ist aber: Größtmögliche Sicherheit gibt es nur, wenn alle daran teilnehmen. Bei Tests in den eigenen vier Wänden darf nicht gemogelt werden.
Es wird nur zweimal die Woche getestet, warum nicht täglich? Tonne: Die Fachleute sagen, dass zweimal pro Woche ausreichend ist. Wichtig ist auch: Die Tests ersetzen nicht die Hygiene- und Abstandsregeln; sie ergänzen die Strategie.
Dürfen Kinder, die negativ getestet werden, dann auch nachmittags zum Sportverein oder zur Musikschule?
Tonne: Die Tests dürfen nicht dazu führen, an anderer Stelle nachlässig zu werden. Ein Test am Montagmorgen kann Stand heute nicht fürs Freizeitvergnügen am Dienstagabend herhalten. Es geht darum, dass wir ein umfassendes Testregime entwickeln, damit in allen Bereichen wieder mehr möglich ist.
Werden mit Tests auch Schulöffnungen in Regionen mit Inzidenzwerten oberhalb von 100 Infizierten pro 100 000 Einwohner möglich?
Tonne: Das könnte zumindest ein Ergebnis sein. Nach den Osterferien werden wir zweimal pro Woche in den Schulen testen. Die Ergebnisse sehen wir uns an.
Sie haben gesagt, Eltern sollten prüfen, ob ihre Kinder freiwillig wiederholen. War es ein verlorenes Schuljahr? Tonne: Nein, wir raten nicht zum Wiederholen. Die Botschaft an die Schülerinnen und Schüler ist: Glaubt an Euch! In Einzelfällen kann es aber für Jugendliche gut sein, das Schuljahr zu wiederholen, wenn die Lernrückstände groß sind und die individuelle Lage eines Kindes wegen Corona insgesamt erkennbar schwierig war. Sollten sich Eltern und Schüler mit diesem Gedanken tragen, empfehlen wir eine intensive Beratung. Den Wiederholern wird das Schuljahr nicht angerechnet.