Friedenssäule erinnert an dunkle Zeiten
Denkmal für im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallene Soldaten
Geradezu idyllisch: Der Platz um die Friedenssäule wurde gärtnerisch gestaltet.
Stolz auf den Friedensengel: Hans-Jörg Schramm (r.) und Rüdiger Selugga setzten im Mai 1986 eine Engelnachbildung auf die Friedenssäule – und lösten eine heftige öffentliche Diskussion aus.
Oldenburg – Friedensplatz, Friedenssäule, Friedenskirche: Die Namen führen ein wenig in die Irre, die Friedenssäule wurde 1878 in Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 aus der Residenzstadt Oldenburg errichtet.
Entworfen hatte die Friedenssäule für das spitzwinklige Grundstück zwischen Ofener Straße, Marienstraße und Peterstraße Baurat Jansen. Das Umfeld wurde anschließend gärtnerisch angelegt und erhielt offiziell den Namen Friedensplatz. „Die gut sechs Meter hohe Säule aus schwedischem Granit steht auf einem gestuften, quadratischen Sockel“, weiß der gebürtige Oldenburger und Historiker Armin Landgraf. Die Stirnseite des quaderförmigen, hochkant gestellten Aufsatzes trägt die Worte „Sich errangen sie den Lorbeerkranz des Vaterlandes, dem Vaterland die Palme des Friedens und das geeinte Deutsche Reich. Den Opfern des Krieges 1870/71 gewidmet“.
Die anderen drei Seiten sind mit den Namen der Gefallenen beschriftet. Bekrönt wurde die Säule von einer vergoldeten Statue, Abguss einer Victoria-Skulptur von Christian Daniel Rauch (1777-1857) in der Regensburger Walhalla. Die Figuren der insgesamt sechs Victorien des Bildhauers Rauch in der Walhalla weisen keinerlei martialische Züge oder Attribute auf, so Landgraf.
Im Zweiten Weltkrieg (1942) wurde die das Ehrenmal krönende Victoria von ihrem Standort heruntergeholt, um als „Metallerfassung“Kriegszwecken zugeführt zu werden.
Etwa 1910: Die Soldaten ritten stadtauswärts; im Hintergrund die Alte Feuerwache.
Friedensplatz ohne Kirche: Diese Aufnahme entstand deutlich vor dem Jahr 1894, als die Friedenskirche an dieser Stelle noch nicht bebaut worden war.Rechts hinten ist noch die Schultze’sche Villa an der Marienstraße zu sehen
Selbst die damals üblichen Gebete für Führer, Volk und Vaterland, so auch wohl in der 1894 dem Friedensplatz gegenüber errichteten Friedenskirche der methodistischen Gemeinde, haben laut Landgrebe die Demontage des Friedensengels nicht verhindern können.
Nach dem Krieg, seit den 70er Jahren erfolgten mehrfach Initiativen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands, begleitet von kontrovers geführten Diskussionen. Nicht nachvollziehbar sei die Begründung des Denkmalschutzes, der argumentierte:
„Gerade in der Tatsache, dass die Victoria unter ganz bestimmten Umständen demontiert wurde, liegt ein zentraler Zeugniswert, der durch eine Nachbildung völlig verfälscht werde“, schrieb die NWZ im Oktober 2015.
Die Friedenskirche der Evangelisch-methodistischen Gemeinde wurde am Reformationstag 1894 eingeweiht. Prediger Franz Klüsner, der sich mit dem Bau ein bleibendes Denkmal setzte, hatte Architekten Spieske ein Grundstück am Friedensplatz abgekauft, den sogenannten Oppermannschen Garten.
Schöne Geschäfte 1910: Im Hintergrund ist die in den 60er Jahren abgerissene Villa zu sehen.
Friedensplatz und Friedenskirche wohl in den 1930er Jahren: Der Engel stand da noch auf der Säule, er wurde 1942 heruntergeholt und eingeschmolzen.