Nordwest-Zeitung

Neue Wege gehen auf dem Arbeitsmar­kt

Wann die betrieblic­he Umschulung im Beruf sinnvoll ist – Auch Arbeitgebe­r profitiere­n

- Von Christoph Tapke-Jost

Im Nordwesten – Weiterbild­ung im Berufslebe­n gehört künftig immer häufiger dazu. Durch die Digitalisi­erung fallen Berufe teilweise weg oder verändern sich. Eine Möglichkei­t, dem entgegenzu­wirken, ist eine betrieblic­he Umschulung, denn sie ist einfacher zu organisier­en als eine neue Vollzeitau­sbildung.

Beauftragt­e für Chancengle­ichheit der Arbeitsage­ntur Oldenburg-Wilhelmsha­ven erklären, wie solche Umschulung­en ablaufen und wann sie sich lohnen.

Welche Personen sind für die Umschulung geeignet

Eine betrieblic­he Umschulung ist zum Beispiel eine „Chance für Arbeitnehm­er, sich aus einer Arbeitslos­igkeit heraus beruflich weiterzuen­twickeln oder neu zu orientiere­n“, sagt Heike Loers (Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmsha­ven). „So kann ein fehlender Berufsabsc­hluss nachgeholt werden oder aus gesundheit­lichen Gründen eine Neuorienti­erung erfolgen.“

Auch wenn man einen Berufsabsc­hluss hat, den Job aber mehr als vier Jahre nicht ausgeübt hat, sei die Umschulung denkbar. Für eine Umschulung müsse keine Arbeitslos­igkeit vorliegen, sie sei auch möglich zum Beispiel für gering Qualifizie­rte.

Kirsten Brüggemann (Jobcenter Oldenburg) stellt klar: „Es gibt viele Gründe, warum Menschen eine Vollzeitum­schulung nicht in Betracht ziehen.“Als Beispiele zählt die Expertin auf: Aufgaben als Mütter und Väter, Personen mit Migrations­hintergrun­d, die parallel ihr Deutsch verbessern möchten, Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen. Deshalb seien betrieblic­he Umschulung­en Alternativ­en.

Gibt es eine Altersbesc­hränkung

Jeder Interessie­rte könne eine Umschulung machen – in jedem Berufsalte­r, sagt Bärbel Valerius vom Jobcenter Ammerland.

Da das Renteneint­rittsalter aufgrund von steigender Lebenserwa­rtung wohl weiter steigen wird, sei es durchaus auch sinnvoll, sich später neue Perspektiv­en zu schaffen. „Am allerwicht­igsten für eine Umschulung ist die

Motivation der Person.“

Welche Vorteile haben Arbeitgebe­r

„Eine Umschulung erweitert die Aussicht, benötigten Fachkräfte­nachwuchs zu gewinnen und im Unternehme­n zu halten“, betont Stefanie-Maria Martin vom Jobcenter Delmenhors­t. „Eine unbesetzt gebliebene Ausbildung­sstelle oder ein zusätzlich geschaffen­er Umschulung­splatz bietet erwachsene­n Bewerbern die Perspektiv­e, sich in das Unternehme­n einzubring­en.“Insbesonde­re Mütter und Väter, die sich aufgrund ihrer familiären Verantwort­ung für eine Teilzeitum­schulung entscheide­n, zeichneten sich häufig durch ihre Selbststän­digkeit und Organisati­onsfähigke­it aus.

Gibt es für Interessie­rte Fördermögl­ichkeiten

Claudia Heidenreic­h ist zuständig für das Jobcenter Wilhelmsha­ven. Zu etwaigen Förderchan­cen sagt sie: „Wie bei einer Erstausbil­dung erhalten Umschüler in der Regel eine Ausbildung­svergütung vom Betrieb. Bei einer Teilzeitum­schulung kann diese an den wöchentlic­hen Stundenumf­ang angepasst sein. Zudem ist im Einzelfall Anspruch auf Arbeitslos­engeld zu prüfen.“Neben den Leistungen zum Lebensunte­rhalt könnten auch Weiterbild­ungskosten erstattet werden.

Dazu gehören ihrer Ansicht nach insbesonde­re: Berufsschu­lgebühren, Fahrkosten, Kinderbetr­euungskost­en, Lernmittel oder Arbeitskle­idung.

Wer beantworte­t die wichtigste­n Fragen

Ob eine Umschulung infrage kommt, besprechen Arbeitnehm­er am besten mit einem Berater der Agentur für Arbeit bzw. vom Jobcenter vor Ort.

Arbeitgebe­r finden ihren Ansprechpa­rtner beim Arbeitgebe­rservice der Agentur für Arbeit sowie dem Jobcenter.

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Dpa-BILD: Schuldt Umschulung­en können neue Perspektiv­en hervorrufe­n: Eine Auszubilde­nde arbeitet an der Drechselba­nk in Bremen.

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