Neue Wege gehen auf dem Arbeitsmarkt
Wann die betriebliche Umschulung im Beruf sinnvoll ist – Auch Arbeitgeber profitieren
Im Nordwesten – Weiterbildung im Berufsleben gehört künftig immer häufiger dazu. Durch die Digitalisierung fallen Berufe teilweise weg oder verändern sich. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist eine betriebliche Umschulung, denn sie ist einfacher zu organisieren als eine neue Vollzeitausbildung.
Beauftragte für Chancengleichheit der Arbeitsagentur Oldenburg-Wilhelmshaven erklären, wie solche Umschulungen ablaufen und wann sie sich lohnen.
Welche Personen sind für die Umschulung geeignet
Eine betriebliche Umschulung ist zum Beispiel eine „Chance für Arbeitnehmer, sich aus einer Arbeitslosigkeit heraus beruflich weiterzuentwickeln oder neu zu orientieren“, sagt Heike Loers (Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven). „So kann ein fehlender Berufsabschluss nachgeholt werden oder aus gesundheitlichen Gründen eine Neuorientierung erfolgen.“
Auch wenn man einen Berufsabschluss hat, den Job aber mehr als vier Jahre nicht ausgeübt hat, sei die Umschulung denkbar. Für eine Umschulung müsse keine Arbeitslosigkeit vorliegen, sie sei auch möglich zum Beispiel für gering Qualifizierte.
Kirsten Brüggemann (Jobcenter Oldenburg) stellt klar: „Es gibt viele Gründe, warum Menschen eine Vollzeitumschulung nicht in Betracht ziehen.“Als Beispiele zählt die Expertin auf: Aufgaben als Mütter und Väter, Personen mit Migrationshintergrund, die parallel ihr Deutsch verbessern möchten, Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Deshalb seien betriebliche Umschulungen Alternativen.
Gibt es eine Altersbeschränkung
Jeder Interessierte könne eine Umschulung machen – in jedem Berufsalter, sagt Bärbel Valerius vom Jobcenter Ammerland.
Da das Renteneintrittsalter aufgrund von steigender Lebenserwartung wohl weiter steigen wird, sei es durchaus auch sinnvoll, sich später neue Perspektiven zu schaffen. „Am allerwichtigsten für eine Umschulung ist die
Motivation der Person.“
Welche Vorteile haben Arbeitgeber
„Eine Umschulung erweitert die Aussicht, benötigten Fachkräftenachwuchs zu gewinnen und im Unternehmen zu halten“, betont Stefanie-Maria Martin vom Jobcenter Delmenhorst. „Eine unbesetzt gebliebene Ausbildungsstelle oder ein zusätzlich geschaffener Umschulungsplatz bietet erwachsenen Bewerbern die Perspektive, sich in das Unternehmen einzubringen.“Insbesondere Mütter und Väter, die sich aufgrund ihrer familiären Verantwortung für eine Teilzeitumschulung entscheiden, zeichneten sich häufig durch ihre Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit aus.
Gibt es für Interessierte Fördermöglichkeiten
Claudia Heidenreich ist zuständig für das Jobcenter Wilhelmshaven. Zu etwaigen Förderchancen sagt sie: „Wie bei einer Erstausbildung erhalten Umschüler in der Regel eine Ausbildungsvergütung vom Betrieb. Bei einer Teilzeitumschulung kann diese an den wöchentlichen Stundenumfang angepasst sein. Zudem ist im Einzelfall Anspruch auf Arbeitslosengeld zu prüfen.“Neben den Leistungen zum Lebensunterhalt könnten auch Weiterbildungskosten erstattet werden.
Dazu gehören ihrer Ansicht nach insbesondere: Berufsschulgebühren, Fahrkosten, Kinderbetreuungskosten, Lernmittel oder Arbeitskleidung.
Wer beantwortet die wichtigsten Fragen
Ob eine Umschulung infrage kommt, besprechen Arbeitnehmer am besten mit einem Berater der Agentur für Arbeit bzw. vom Jobcenter vor Ort.
Arbeitgeber finden ihren Ansprechpartner beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit sowie dem Jobcenter.