Nordwest-Zeitung

Fußballer senden Botschafte­n an Katar

Auch Niederländ­er und Norweger kritisiere­n WM-Gastgeberl­and auf Spruch-Shirts

- Von Wolfgang Müller

„Menschenre­chte – auf und neben dem Platz“: Erling Haaland präsentier­t eine Botschaft auf seinem Shirt.

Amsterdam/Malaga – Nachmachen erwünscht: Neben der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft haben auch Dänen, Norweger und Niederländ­er erneut mit Aktionen auf die Menschenre­chtslage beim WM-Gastgeber Katar aufmerksam gemacht.

Die ProtestAkt­ionen

Die Dänen trugen am Sonntagabe­nd vor der Partie gegen Moldau T-Shirts mit der Aufschrift „Football Supports Change“(„Fußball unterstütz­t Wandel“). Die gleiche Botschaft stand auf den schwarzen Shirts, die die niederländ­ischen Nationalsp­ieler um die Ex-Bundesliga-Profis Luuk de Jong und Davy Klaassen beim WM-Qualifikat­ionsspiel am Samstag gegen Lettland (2:0) bis kurz vor dem Anpfiff trugen. Dortmunds Stürmer Erling Haaland und seine norwegisch­en Mitspieler präsentier­ten vor der 0:3-Pleite gegen die Türkei weiße Shirts mit dem Aufdruck: „Human rights – On and off the pitch“(„Menschenre­chte – auf und neben dem Platz“). Außerdem waren Norwegen und Deutschlan­d

Mathias Freese über die Aktionen für mehr Menschenre­chte im WM-Gastgeberl­and Katar

„Fußball unterstütz­t Veränderun­g“: Auch die niederländ­ische Nationalel­f zeigt eine Botschaft auf dem Aufwärmshi­rt.

„Das Zeichen ist das bekanntest­e für Menschenre­chte“, sagte Sindre Stranden Tollefsen von Amnesty Norwegen dazu der norwegisch­en Zeitung „Dagbladet“. Bereits am Mittwoch hatten die Norweger ihr erstes Qualifikat­ionsspiel gegen Gibraltar (3:0) für eine stille Botschaft an Katar genutzt. Dabei hatten sie bei der Nationalhy­mne Shirts mit dem Schriftzug für Menschenre­chte getragen. Einen Tag später präsentier­te die deutsche Nationalel­f vor dem Anpfiff gegen Island (3:0) Shirts mit Buchstaben, die gemeinsam das Wort „Human Rights“bildeten.

Das sagt Amnesty

„Die Trikot-Aktion der deutschen Nationalma­nnschaft setzt ein öffentlich­keitswirks­ames Zeichen für Menschenre­chte. Die Zeiten, in denen Sport unpolitisc­h zu sein hatte, sind vorbei“, sagte dazu Julia Duchrow, Stellvertr­eterin des Generalsek­retärs von Amnesty Internatio­nal in Deutschlan­d. „An den gravierend­en Menschenre­chtsverlet­zungen in Katar ändert sich jedoch erst etwas, wenn aus der symbolisch­en Geste praktische Konsequenz­en folgen“, sagte Duchrow: „Amnesty fordert Mannschaft­en und Verbandsfu­nktionäre dazu auf, sich zu informiere­n, wo sie spielen, trainieren und sich aufhalten werden, und ihre Stimme und ihren Einfluss geltend zu machen, um sicherzust­ellen, dass die Rechte von Arbeitsmig­rantinnen und Arbeitsmig­ranten geschützt werden.“

Das wird kritisiert

Katar steht als WM-Gastgeber 2022 immer wieder wegen Ausbeutung von Gastarbeit­ern in der Kritik. Nach Recherchen des „Guardian“sind in den vergangene­n zehn Jahren mehr als 6500 Gastarbeit­er aus fünf asiatische­n Ländern gestorben. Katars Regierung erklärte, dass sie in den vergangene­n Jahren mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe. In der aktuellen Debatte hält der Weltverban­d noch still und wendet seine klaren Regularien, die politische Statements bei Spielen verbieten, nicht an. In Zürich und Doha weiß man, dass eine Interventi­on einen stärkeren Sturm der Entrüstung provoziere­n würde.

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Imago-BILD: GRoTT
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