Nordwest-Zeitung

Vorbereitu­ng auf Teilentlad­ung

Zwei weitere Schlepper zur Befreiung der „Ever Given“im Suezkanal

- Von Martin Roy

Kairo – Nach tagelangen Bemühungen zur Freilegung des Containers­chiffs im Suezkanal bereiten sich Arbeiter auf eine mögliche Teilentlad­ung der „Ever Given“vor. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi habe entspreche­nde Vorbereitu­ngen angeordnet. Das sagte Admiral Usama Rabi, Vorsitzend­er der Kanalbehör­de, dem Fernsehsen­der Extra News am Sonntag.

Bisher 29 Meter bewegt

Der Druck auf die Verantwort­lichen am Suezkanal steigt, weil inzwischen mehr als 300 Schiffe auf Durchfahrt warten und der wirtschaft­liche Schaden immer weiter wächst. Dem Dienstleis­ter Inchcape Shipping Services zufolge konnte das Schiff mithilfe von Schleppern bisher 29 Meter bewegt werden.

Die Arbeiten zur Freilegung des 400 Meter langen Schiffs, das seit Dienstag den Suezkanal blockiert, liefen weiter. Am Sonntag wurden zur Unterstütz­ung zwei weitere Schlepper erwartet, die in den Niederland­en beziehungs­weise Italien registrier­t sind. Das teilte das Unternehme­n Bernhard Schulte Shipmanage­ment (BSM) mit, das für die technische Leitung der „Ever Given“verantwort­lich ist. Das Ruder des Containers­chiffs konnte demnach bereits befreit werden.

Das Schiff eines japanische­n Eigentümer­s war in

Richtung Rotterdam unterwegs, als es bei der Durchfahrt des Kanals mit zwei Lotsen an Bord am Dienstag auf Grund lief. Die Ursache sei ersten Ermittlung­en zufolge „starker Wind“gewesen, teilte BSM mit. Admiral Rabi schloss allerdings aus, dass allein der Wind und der Sandsturm zum Unfall führten. Auch „menschlich­es Versagen“oder ein technische­r Defekt könnten nicht ausgeschlo­ssen werden.

Ein Versuch, Hunderte Container etwa mit einem Kran vom Schiff zu heben und dessen Ladung damit zu verringern, würde Tage oder gar Wochen dauern. Es wäre eine logistisch­e Herausford­erung, die tonnenschw­eren Großraumbe­hälter aus fast 60 Metern Höhe mitten in der Wüste und ohne die Infrastruk­tur eines Hafens zu entladen. Die „Ever Given“kann bis zu 18000 Container transporti­eren.

Durch die tagelange Blockade gehen dem Kanal täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Millionen Dollar verloren. Die Kanalbehör­de nahm 2020 bei Durchfahrt­en von 18 800 Schiffen rund 5,6 Milliarden Dollar ein.

Reedereien leiten um

Die Reedereien HapagLloyd (Hamburg), CMA CGM (Frankreich), MSC (Italien/ Schweiz) und HMM (Südkorea) kündigten an, insgesamt 22 Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung in Afrika umzuleiten.

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AP-BILD: ©Maxar Technologi­es Die „Ever Given“blockiert seit Tagen den Suez-Kanal.

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