Am letzten Drehtag fließen die Tränen
Schauspieler Fritz Wepper über das Aus von „Um Himmels Willen“und seine neuen Pläne
20 Jahre lag er als schlitzohriger Bürgermeister im Clinch mit den Nonnen vom Kloster Kaltenthal – nun ist Schluss. Die ARD stellt die Serie „Um Himmels Willen“mit Publikumsliebling Fritz Wepper ein. Die 20. und letzte Staffel läuft ab dem 30. März immer dienstags ab 20.15 Uhr.
Herr Wepper, die Serie „Um Himmels Willen“wird eingestellt. Hat Sie diese Entscheidung überrascht? Wepper: Wir haben ja nach wie vor gute Einschaltquoten, und da kam das sehr unerwartet. Aber ich sage mir natürlich auch, dass es doch besser ist aufzuhören, solange es gut läuft, und Dinge zu beenden, damit andere beginnen können. Das ist auch in meinem Fall so, ich schreibe an meiner Biografie, die zu meinem 80. Geburtstag erscheinen soll.
Was hat man Ihnen als offizielle Begründung genannt? Wepper: Der Produzent hat mich daheim besucht und ich habe ihn bayerisch mit Weißwurst bewirtet – und bei dieser Gelegenheit kam eben die enttäuschende Nachricht über seine Lippen. Das muss man erst mal verarbeiten, körperlich und seelisch. Aber es ist besser, so aufzuhören als wegen schlechter Einschaltquoten oder wenn man in die Missgunst der Zuschauer fällt.
Sie hätten als Bürgermeister Wöller gern weitergemacht? Wepper: Natürlich, es hat mir bis zuletzt große Freude gemacht. Nach dem ersten Lockdown bin ich ganz erfreut wieder an die Arbeit gegangen. Es fiel mir und dem ganzen Team schwer, Abschied zu nehmen von „Um Himmels Willen“. Die Zuschauer sind ebenfalls überrascht, denn gerade in dieser Zeit, die ja von Bad News geprägt ist, genießen sie es, wenn unsere Serie kommt und sie sich entspannt zurücklehnen können und sich sehr gut unterhalten fühlen.
Wie war der letzte Drehtag? Wepper: Es war sehr traurig. Es flossen viele Tränen, auch bei mir. Das war nicht einfach.
Wollen Sie künftig weiter vor der Kamera stehen? Wepper: Natürlich, denn das ist ja mein Beruf. Die Produktionsfirma von „Um Himmels Willen“hat mir auch zugesagt, dass sie weiter mit mir zusammenarbeiten will.
Wen würden Sie gern spielen? Wepper: Methusalem! Wobei, dafür fühle ich mich im Grunde noch zu jung, der wird ja
der Bibel zufolge fast tausend Jahre alt. Ich werde ja erst 80 diesen Sommer (lacht). Ich halte mich da ganz an die Franzosen, bei denen heißt 80 ja „quatre-vingts“, das bedeutet: vier mal 20. Das klingt besser und ist von der Zahl her eher zu ertragen.
Was ist Ihr größter Wunsch zum runden Geburtstag? Wepper: Meine Lieblingspartei heißt ja „Familie und Freunde“, und der familiäre Schulterschluss geht mir über alles. Er hilft uns allen, diese schwierige Zeit anzunehmen und
durchzustehen – hoffentlich gesund.
Sie haben nicht nur eine Autobiografie angekündigt, sondern auch ein Buch über Ihre Liebe zu Hunden. Was können Sie zu den beiden Werken schon verraten? Wepper: Beide Bücher liegen mir sehr am Herzen „Ohne Hund bin ich kein Mensch“kommt zu Weihnachten raus, und der Titel sagt ja schon alles. Zur Autobiografie will ich inhaltlich nicht zu viel verraten, aber es geht natürlich um mein Leben. Ich hatte schon
früher von verschiedenen Verlagen Angebote und habe sie immer abgelehnt, weil ich nicht wusste, wie man damit umgehen soll.
Wenn Sie zurückblicken auf Ihre Vita vom Antikriegsfilm „Die Brücke“über „Derrick“bis „Um Himmels Willen“– welche Lebensleistung erfüllt Sie mit dem größten Stolz? Wepper: Generell macht mir mein Beruf seit meiner Kindheit Freude und Spaß. Ich habe mir mal durchgelesen, welche Filme ich gedreht und welche Tourneen ich seit meinem elften Lebensjahr gemacht habe. „Die Brücke“war meine erste große Aufgabe. Dass die weltweit so wahrgenommen wurde, das war ein unüberhörbarer Startschuss. Von Liza Minnelli weiß ich, dass es in New York ein Kino gibt, wo der Film seit zig Jahren ständig läuft – das ist natürlich eine besondere Würdigung. Der Film beruht ja auf einer wahren Begebenheit und zeigt das Grauen des Zweiten Weltkriegs.