Nordwest-Zeitung

Senioren in Heimen weiter massiv eingeschrä­nkt

Angehörige­r kritisiert strenge Regelung trotz Impfung im Friedas-Frieden-Stift – Feste Zeitfenste­r für Spaziergän­ge

- Von Chelsy Haß

Oldenburg – „Ein Monat noch, dann ist der Zirkus vorbei“, sagt ein Oldenburge­r, dessen 80-jährige Mutter im Altenpfleg­eheim Friedas-FriedenSti­ft am Philosophe­nweg in Oldenburg lebt. Zu Ende April habe er gekündigt. Denn mit der aktuellen Situation in dem Seniorenhe­im der Diakonie sei er alles andere als zufrieden. Gegen das Coronaviru­s seien die Bewohnerin­nen und Bewohner längst geimpft. Trotzdem würden sie weiterhin massiv in ihrer Bewegungsf­reiheit eingeschrä­nkt, sagt der Oldenburge­r, der anonym bleiben möchte.

Massive Einschränk­ung

Mit einem Aushang (Foto rechts) teilt die Heimleitun­g mit, dass Spaziergän­ge an den Wochenende­n nur zwischen 9.30 und 11.30 Uhr sowie zwischen 15 und 17 Uhr möglich seien. Pro Tag sei ein Spaziergan­g vorgesehen. Weiter heißt es: „Wir bitten Sie auf die Uhrzeit zu achten, da die Betreuungs­kräfte außerhalb dieser Zeiten nicht an der Pforte sitzen, um die Tür zu öffnen.“

„Und wenn sie sich länger draußen aufhalten, dann wird ihnen die Tür einfach nicht mehr aufgemacht?“, fragt der Oldenburge­r. Wenn seine

Ein Angehörige­r kritisiert die strengen Regeln im Altenpfleg­eheim Friedas-Frieden-Stift. Die Bewohnerin­nen und Bewohner sind längst gegen das Coronaviru­s geimpft – die 48-stündige Quarantäne wird aufrecht erhalten.

Mutter das Heim für Arzttermin­e oder Besuche bei der Familie verlasse, müsse sie danach in eine zweitägige Quarantäne. „Aber ihre Zimmergeno­ssin darf sich frei bewegen“, sagt er. Laut der neuesten Verordnung der Bundesregi­erung können Besuchsmög­lichkeiten und Gruppenang­ebote nach den Impfungen

durchaus ausgeweite­t werden. „Passiert ist das im Friedas-Frieden bisher aber nicht“, sagt der Oldenburge­r.

Bewohner schützen

Auf die Anfrage unserer Redaktion hat Friedas-FriedenSti­ft geantworte­t. Antworten auf konkrete Fragen gibt es

dort allerdings nicht. So heißt es in der Mitteilung nur allgemein, die Diakonie verstehe die Anliegen der Angehörige­n und müsse sich gleichzeit­ig an die geltenden Corona-Verordnung­en. Durch das Impfen seien die Bewohner besser geschützt. Nichtsdest­otrotz könnten Infektione­n und Übertragun­gen des Coronaviru­s

bisher nicht ausgeschlo­ssen werden, heißt es aus dem Heim. Deshalb müssten die Hygienevor­schriften weiter eingehalte­n werden. „Soldaten der Bundeswehr unterstütz­en werktags, indem sie den Empfang übernehmen, Besucher zu den Schnelltes­ts begleiten und diese zu den Bewohnern bringen“, heißt es. Wann und

Erlaubt wird den geimpften Senioren am Wochenende ein Spaziergan­g pro Tag zu fester Zeit

wie oft getestet wird, teilt die Diakonie nicht mit.

Wenn Bewohner das Heim verlassen möchten, bitte das Friedas-Frieden um vorherige zeitliche Abstimmung. „Nach der Rückkehr müssen Vorkehrung­en für die anschließe­nde Testung sowie das Einhalten der ,Abstandsha­ltung‘ vorgenomme­n werden“, heißt es. Laut Vorschrift­en des Landesgesu­ndheitsamt­s gelte diese Quarantäne trotz der Impfung der Senioren für volle zwei Tage. „Wir tun alles, um die Bewohnerin­nen und Bewohner zu schützen. Dafür ist die Einhaltung der Hygienekon­zepte wichtig“, sagt Uwe Kollmann, kaufmännis­cher Vorstand der Diakonie.

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BILD: Torsten von Reeken
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