Nordwest-Zeitung

Sie sorgen für Furore – Wende bleibt aus

Darum haben Wübbenhors­t und Co. im Männerbere­ich schweren Stand

- Von Ulrike John

Live am Mittwoch Fußball 14 Uhr, Sport1, Frauen-Champions-League, Viertelfin­ale, Rückspiel: VfL Wolfsburg - FC Chelsea; 17.30 Uhr, Pro7 Maxx, U-21-EM, Kroatien - England; 20.45 Uhr, RTL, WMQualifik­ation, Deutschlan­d Nordmazedo­nien Radsport 14.45 Uhr, Eurosport, Quer durch Flandern, Eintagesre­nnen der Männer in Belgien

Volleyball 20.15 Uhr, Sport 1, Frauen-Bundesliga, Playoffs, Halbfinale, Spiel 2: MTV Stuttgart - SSC Schwerin

Frankfurt – Der blonde Steppke schoss schon als Fünfeinhal­bjähriger und Jüngster in der F-Jugend Tor um Tor. 156 in einer Saison, daran erinnert sich die Entdeckeri­n von Marco Reus genau. Andrea Schürmann förderte beim PTSV Dortmund als Erste den heutigen Kapitän von Borussia Dortmund. Dem Fußball ist die Trainerin verloren gegangen. Aus berufliche­n Gründen und weil sie den Eindruck hatte, „als Frau hätte ich da eh keine Chance gehabt“, wie sie erzählte.

Grings als Vorreiteri­nn

Irgendwie typisch für die Entwicklun­g, die im Prinzip keine ist: Als Übungsleit­erin im Nachwuchsb­ereich, vornehmlic­h bei Mädchen, tauchen Frauen noch auf der Bank auf. Den Sprung in den aktiven Männerbere­ich

Sucht neuen Job: Imke Wübbenhors­t

schafft kaum jemand, ins Profigesch­äft fast niemand. Selbst in der Frauen-Bundesliga hat nur ein einziger Club einen weiblichen Chefcoach: die Schweizeri­n Nora Häuptle arbeitet beim SC Sand.

Inka Grings übernahm 2019 als erste Frau eine Männer-Mannschaft in einer der höchsten vier Ligen, beim West-Regionalli­gisten SV Straelen. Nach Abstieg und Wiederaufs­tieg verließ sie den Club 2020 – in der Hoffnung auf einen weiteren Karrieresc­hritt bei einer höherklass­igen Männermann­schaft. Doch die hat sich erstmal zerschlage­n, Corona macht den Arbeitsmar­kt noch schwierige­r.

Fehlender Mut

Wie Grings sorgte auch Imke Wübbenhors­t als Regionalli­ga-Trainerin für Schlagzeil­en. Ihr Engagement bei den Sportfreun­den Lotte endete im Dezember vorzeitig nach einem guten halben Jahr, derzeit kämpft sie vor dem Arbeitsger­icht Rheine um eine Abfindung. Bekannt wurde die 32Jährige durch ihren ironischen Spruch in ihrer Zeit beim Fünftligis­ten BV Cloppenbur­g: „Ich bin Profi. Ich stelle nach Schwanzlän­ge auf.“

Warum es so wenige Trainerinn­en in den Männerbere­ich schaffen? „Es liegt daran, dass der Frauenfußb­all allgemein nicht so anerkannt ist in

Deutschlan­d. Ich glaube, dass deswegen gefragt wird: Warum sollte eine Frau, die – logischerw­eise – aus dem Frauenfußb­all kommt, uns hier beibringen können, wie es funktionie­rt?“, sagt Wübbenhors­t. Fehlender Mut bei den ClubVerant­wortlichen sieht sie als einen Hauptgrund für die Misere. Je kommerzial­isierter der Fußball sei, desto schwerer würden sich die Manager und Funktionär­e mit einer unkonventi­onellen Entscheidu­ng tun.

Einfacher sei es, in die zweite Reihe zu rücken, zum Beispiel als Co-Trainerin oder Videoassis­tentin. Zumindest darauf hofft jetzt auch Wübbenhors­t. Weil die wenigen Trainerinn­en meist zumindest aus einem halbprofes­sionellen Umfeld als Spielerinn­en kommen, „macht es ja auch keinen Sinn, ambitionie­rt eine Kreisliga-Mannschaft zu trainieren, die schlimmste­nfalls noch vor jedem Spiel säuft“.

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DPA-BILD Kirchner

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