Neue Regeln verändern Rennen
Weltverband verbietet „Super Tuck“und Unterarmlage auf Oberlenker
Aigle – Allein an der Spitze, die Konkurrenten abgehängt, machte Lennard Kämna das, was ein gewiefter Rennfahrer eben macht, wenn es bergab geht: sich klein. Hände am Unterlenker, auf dem Oberrohr sitzend, mit dem Kopf dicht über dem Steuerrohr, um so dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, kurvte der Radprofi aus Fischerhude die letzte Abfahrt in Richtung Ziel hinunter und gewann die fünfte Etappe der Katalonien-Rundfahrt.
Wäre das Rennen nur eine Woche später gewesen, hätte Kämna eine Strafe oder sogar die Disqualifikation gedroht. Denn ab diesem Donnerstag ist unter anderem die „Super Tuck“genannte Position, die hauptsächlich in Abfahrten zum Einsatz kommt, durch die UCI verboten. Außerdem hat der Weltverband auch das Aufliegen mit den Unterarmen auf dem Oberrohr untersagt. Zudem gibt es weitere neue Regeln – auch für Rennveranstalter und -organisatoren.
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Die Gründe
Im Februar beschloss die UCI (Union Cycliste Internationale) mehrere Maßnahmen mit dem Ziel, die Sicherheit der Fahrer in Radrennen zu erhöhen. Grund dafür waren zahlreiche und zum Teil folgenreiche Stürze, die auch 2020 bei Radrennen passiert sind – zum Beispiel der Horrorsturz von Fabio Jacobsen, der im Sprint der ersten Etappe der Polen-Rundfahrt in ein Absperrgitter gedrängt worden war. Er lag wochenlang im Koma, hatte unter anderem fast alle Zähne verloren und musste im Gesicht mit 130 Stichen genäht werden. Anschließend war kritisiert worden, dass die Veranstalter einen Zielsprint auf einer abschüssigen Straße zugelassen und Geschwindigkeiten von mehr als 80 Stundenkilometern in Kauf genommen hatten. Außerdem
Ebenfalls ab morgen verboten: Lennard Kämna fährt im „Super Tuck“einem Etappensieg bei der Katalonien-Rundfahrt entgegen.
waren die Absperrgitter ein Thema gewesen.
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Die Maßnahmen
Die UCI regelt nun strikter, wie die 300 Meter vor und 100 Meter nach der Ziellinie abgesperrt werden. Die Banden müssen in jedem Rennen beschwert sein, zwischen den einzelnen Elementen darf keine Lücke sein. Ab dem kommenden Jahr dürfen nur noch spezielle Banden eingesetzt
werden. Rennveranstalter müssen darüber hinaus einen „Safety Manager“stellen, der alle Regeln genau überprüft. Auf die Fahrer kommt zu, dass sie ihre leeren Trinkflaschen nur noch in speziellen und strenger gemachten „Litter Zones“wegwerfen dürfen – und eben die Sitzpositionen. Im Wortlaut sind „das Sitzen auf dem Oberrohr“sowie „das Nutzen der Unterarme als Auflagepunkt auf dem Lenker“künftig verboten.