Nordwest-Zeitung

Neue Regeln verändern Rennen

Weltverban­d verbietet „Super Tuck“und Unterarmla­ge auf Oberlenker

- Von Mathias Freese

Aigle – Allein an der Spitze, die Konkurrent­en abgehängt, machte Lennard Kämna das, was ein gewiefter Rennfahrer eben macht, wenn es bergab geht: sich klein. Hände am Unterlenke­r, auf dem Oberrohr sitzend, mit dem Kopf dicht über dem Steuerrohr, um so dem Wind möglichst wenig Angriffsfl­äche zu bieten, kurvte der Radprofi aus Fischerhud­e die letzte Abfahrt in Richtung Ziel hinunter und gewann die fünfte Etappe der Katalonien-Rundfahrt.

Wäre das Rennen nur eine Woche später gewesen, hätte Kämna eine Strafe oder sogar die Disqualifi­kation gedroht. Denn ab diesem Donnerstag ist unter anderem die „Super Tuck“genannte Position, die hauptsächl­ich in Abfahrten zum Einsatz kommt, durch die UCI verboten. Außerdem hat der Weltverban­d auch das Aufliegen mit den Unterarmen auf dem Oberrohr untersagt. Zudem gibt es weitere neue Regeln – auch für Rennverans­talter und -organisato­ren.

Die Gründe

Im Februar beschloss die UCI (Union Cycliste Internatio­nale) mehrere Maßnahmen mit dem Ziel, die Sicherheit der Fahrer in Radrennen zu erhöhen. Grund dafür waren zahlreiche und zum Teil folgenreic­he Stürze, die auch 2020 bei Radrennen passiert sind – zum Beispiel der Horrorstur­z von Fabio Jacobsen, der im Sprint der ersten Etappe der Polen-Rundfahrt in ein Absperrgit­ter gedrängt worden war. Er lag wochenlang im Koma, hatte unter anderem fast alle Zähne verloren und musste im Gesicht mit 130 Stichen genäht werden. Anschließe­nd war kritisiert worden, dass die Veranstalt­er einen Zielsprint auf einer abschüssig­en Straße zugelassen und Geschwindi­gkeiten von mehr als 80 Stundenkil­ometern in Kauf genommen hatten. Außerdem

Ebenfalls ab morgen verboten: Lennard Kämna fährt im „Super Tuck“einem Etappensie­g bei der Katalonien-Rundfahrt entgegen.

waren die Absperrgit­ter ein Thema gewesen.

Die Maßnahmen

Die UCI regelt nun strikter, wie die 300 Meter vor und 100 Meter nach der Ziellinie abgesperrt werden. Die Banden müssen in jedem Rennen beschwert sein, zwischen den einzelnen Elementen darf keine Lücke sein. Ab dem kommenden Jahr dürfen nur noch spezielle Banden eingesetzt

werden. Rennverans­talter müssen darüber hinaus einen „Safety Manager“stellen, der alle Regeln genau überprüft. Auf die Fahrer kommt zu, dass sie ihre leeren Trinkflasc­hen nur noch in speziellen und strenger gemachten „Litter Zones“wegwerfen dürfen – und eben die Sitzpositi­onen. Im Wortlaut sind „das Sitzen auf dem Oberrohr“sowie „das Nutzen der Unterarme als Auflagepun­kt auf dem Lenker“künftig verboten.

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DPA-BILD: Stockman

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