Mehr weibliche Vorbilder
Karriere oder Familie? Ich möchte diese Entscheidung nicht treffen müssen. Mut machen mir die vier Frauen, die meine Kollegin Ellen Kranz getroffen hat. Ihr haben sie erzählt, wie sie in ihre Führungspositionen gelangt sind. Welche Hürden sie dabei nehmen mussten. Und warum sich Karriere und Familie eben nicht ausschließen müssen. Solche weiblichen Vorbilder sind wichtig. Sie können andere Frauen inspirieren und fördern. Allerdings schaffen es so wenige Frauen in leitende Positionen, dass wir über eine Quoten-Regelung diskutieren müssen. Warum Ð-Geschäftsführerin Stephanie von Unruh dennoch gegen die Quote ist, lesen Sie auf
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Oldenburg – Gaby SchneiderSchelling, stellvertretende Chefredakteurin der „Nordwest-Zeitung“, ist ein „Eigengewächs“. Aufgewachsen als Halbwaise in Nordenham (Wesermarsch) wird der heute 61-Jährigen von ihrer Mutter vorgelebt, dass man „auch als Frau seinen Mann stehen kann“, sagt sie.
Mit 16 Jahren hat sie erstmals Kontakt zur NWZ, arbeitet zwei Jahre als freie Mitarbeiterin, bevor der Redaktionsleiter sie für ein Volontariat empfiehlt. Sie startet ihre Ausbildung, macht danach fünf Jahre als Reporterin Vertretungen überall in WeserEms. Als 1985 in Wildeshausen eine Redaktion gegründet wird, schlägt eine Führungskraft sie, die 25-Jährige, als Leiterin vor. Bald ist sie verantwortlich für zwölf Mitarbeiter. Mit Ende 20 bekommt sie ihr erstes Kind, arbeitet schnell wieder in Vollzeit. Ihr Mann nimmt unbezahlten Urlaub, sorgt für ihren Sohn.
Als Gaby Schneider-Schelling mit 35 eine neue Herausforderung sucht, wird sie wieder von einem Mann gefördert. Auf Anfrage des Chefredakteurs Rolf Seelheim wechselt sie nach Oldenburg, ist für die Einführung neuer Redaktionstechnik zuständig, wird Chefin vom Dienst. Auch die Geburt ihrer Zwillinge kurz nach dem Wechsel wirft sie nicht zurück. Als erster Mitarbeiterin wird ihr ein Homeoffice-Arbeitsplatz eingerichtet. Sie kehrt schnell auf ihre volle Stelle zurück, ihr Mann hält ihr den Rücken frei. Vor drei Jahren kommt sie auf ihre heutige Position.
„Ich habe mich all die Jahre in den Leitungspositionen oft allein unter Männern gefühlt“, sagt Gaby SchneiderSchelling. Bis heute seien Frauen in Führung eher selten. Deswegen befürworte sie die Quote: „Ich habe jahrzehntelang dagegen kommentiert, weil ich immer meinte, Qualität setzt sich durch.“Doch es sei eben kein Selbstläufer: „Manchen Wandel muss man erzwingen.“