Anderes Mittel für zweite Dosis
So geht es beim Impfen nach der Astrazeneca-Einschränkung weiter
Hannover/Berlin – Klarheit für rund 2,2 Millionen Betroffene in Deutschland: Menschen unter 60 Jahren, die bereits mit einer ersten Astrazeneca-Dosis geimpft wurden, sollen nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für die nötige Zweitimpfung gegen Covid-19 zur Sicherheit auf ein anderes Präparat umsteigen.
„Die Betroffenen können nach zwölf Wochen ihre Zweitimpfung mit einem mRNAImpfstoff (Biontech oder Moderna) erhalten. Oder nach individueller Aufklärung im ärztlichen Ermessen Astrazeneca“, teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Karfreitag mit. Diese Zweitimpfungen stehen frühestens ab Mitte April an, da das Astrazeneca-Präparat erst seit Anfang Februar in Deutschland verimpft wird.
Spahn will am kommenden Mittwoch mit den Gesundheitsministern der Länder über die Empfehlung sprechen. Bund und Länder waren am Dienstag einer Empfehlung der Stiko gefolgt, das Astrazeneca-Präparat in der Regel nur noch älteren Menschen verabreichen zu lassen. Grund dafür waren 31 gemeldete Verdachtsfälle einer Hirnvenenthrombose. Davon verliefen neun Fälle tödlich. Experten vermuten, dass das sehr geringe Risiko für Hirnvenenthrombosen nur junge Menschen betrifft.
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) kann die große Unsicherheit der Bürger wegen des Hin und Her beim Astrazeneca-Impfstoff verstehen. „Aber es ist richtig, Ungereimtheiten aufzuklären“, sagte sie im Interview mit unserer Zeitung über die Verdachtsfälle. „Mir ist lieber, das offen zu sagen, als es unter den Tisch zu kehren. Astrazeneca ist ein guter Impfstoff mit einer hohen Wirksamkeit.“Die 52 Jahre alte Ministerin würde sich trotz der Risiken mit Astrazeneca impfen lassen: „Ja, sofort, wenn ich an der Reihe bin.“
■ Was Niedersachsens neue Gesundheitsministerin Daniela Behrens zu ihren ersten Wochen im Amt noch zu sagen hat, lesen Sie im Interview auf
Hannover – Niedersachsen führt nach den Osterferien eine Corona-Testpflicht für den Schulbesuch ein. Schüler und Beschäftigte sollen sich selbst vor Unterrichtsbeginn an Präsenztagen zu Hause testen, kündigte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) an. Ohne negatives Testergebnis ist der Besuch des Unterrichts nicht möglich. „Ich glaube, dass wir damit einen weiteren sinnvollen Baustein setzen, um die Sicherheit zu erhöhen“, sagte Tonne. „Die Testungen helfen dabei, Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen.“Die Testpflicht soll in die Corona-Verordnung aufgenommen werden.
Zwei Tests pro Woche
In der Regel soll künftig zwei Mal pro Woche getestet werden, erläuterte der Minister. Die Testpflicht gilt dabei auch für die Notbetreuung in den Schulen. Zu Hause versäumte Tests können ausnahmsweise in der Schule in einem ausgewiesenen Raum nachgeholt werden. Bei einem positiven Test informieren die Betroffenen die Schule, die das Gesundheitsamt einschaltet. Eltern oder erwachsene Schüler sollen das negative Testergebnis am Testtag schriftlich bestätigen. Schulen können auch die Vorlage eines benutzten Testkits verlangen.
Zunächst sollen Schüler in der Schule jeweils ein Testkit für den kommenden Unterrichtstag bekommen, später auch mehrere Tests auf einmal.
Am Montag nach den Ferien sollen erstmals Tests ausgegeben werden. Das Land habe Millionen Stück geordert, die Versorgung der Schulen sei gewährleistet, sagte Tonne.
Inzidenz bleibt Richtwert
Dennoch bleiben die Regeln zur Öffnung der Schulen zunächst von der Sieben-Tages-Inzidenz abhängig, betonte er. Oberhalb der 100er-Marke wechseln demnach außer den Grundschülern und den Abschlussklassen alle in den Distanzunterricht. Ob sich dank der Tests weitere Öffnungsperspektiven ergeben, müsse eine Auswertung nach ein oder zwei Wochen zeigen.
Lehrerverbände befürworteten die Testpflicht angesichts steigender Infektionszahlen. Durch das Testen zu Hause würden außerdem keine Schüler mit einem positiven Testergebnis vor der Klasse geoutet oder diskriminiert.