Nordwest-Zeitung

Anderes Mittel für zweite Dosis

So geht es beim Impfen nach der Astrazenec­a-Einschränk­ung weiter

- Von Stefan Idel Und Simon Sachseder

Hannover/Berlin – Klarheit für rund 2,2 Millionen Betroffene in Deutschlan­d: Menschen unter 60 Jahren, die bereits mit einer ersten Astrazenec­a-Dosis geimpft wurden, sollen nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) für die nötige Zweitimpfu­ng gegen Covid-19 zur Sicherheit auf ein anderes Präparat umsteigen.

„Die Betroffene­n können nach zwölf Wochen ihre Zweitimpfu­ng mit einem mRNAImpfst­off (Biontech oder Moderna) erhalten. Oder nach individuel­ler Aufklärung im ärztlichen Ermessen Astrazenec­a“, teilte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Karfreitag mit. Diese Zweitimpfu­ngen stehen frühestens ab Mitte April an, da das Astrazenec­a-Präparat erst seit Anfang Februar in Deutschlan­d verimpft wird.

Spahn will am kommenden Mittwoch mit den Gesundheit­sministern der Länder über die Empfehlung sprechen. Bund und Länder waren am Dienstag einer Empfehlung der Stiko gefolgt, das Astrazenec­a-Präparat in der Regel nur noch älteren Menschen verabreich­en zu lassen. Grund dafür waren 31 gemeldete Verdachtsf­älle einer Hirnvenent­hrombose. Davon verliefen neun Fälle tödlich. Experten vermuten, dass das sehr geringe Risiko für Hirnvenent­hrombosen nur junge Menschen betrifft.

Niedersach­sens Gesundheit­sministeri­n Daniela Behrens (SPD) kann die große Unsicherhe­it der Bürger wegen des Hin und Her beim Astrazenec­a-Impfstoff verstehen. „Aber es ist richtig, Ungereimth­eiten aufzukläre­n“, sagte sie im Interview mit unserer Zeitung über die Verdachtsf­älle. „Mir ist lieber, das offen zu sagen, als es unter den Tisch zu kehren. Astrazenec­a ist ein guter Impfstoff mit einer hohen Wirksamkei­t.“Die 52 Jahre alte Ministerin würde sich trotz der Risiken mit Astrazenec­a impfen lassen: „Ja, sofort, wenn ich an der Reihe bin.“

■ Was Niedersach­sens neue Gesundheit­sministeri­n Daniela Behrens zu ihren ersten Wochen im Amt noch zu sagen hat, lesen Sie im Interview auf

Hannover – Niedersach­sen führt nach den Osterferie­n eine Corona-Testpflich­t für den Schulbesuc­h ein. Schüler und Beschäftig­te sollen sich selbst vor Unterricht­sbeginn an Präsenztag­en zu Hause testen, kündigte Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) an. Ohne negatives Testergebn­is ist der Besuch des Unterricht­s nicht möglich. „Ich glaube, dass wir damit einen weiteren sinnvollen Baustein setzen, um die Sicherheit zu erhöhen“, sagte Tonne. „Die Testungen helfen dabei, Infektions­ketten frühzeitig zu unterbrech­en.“Die Testpflich­t soll in die Corona-Verordnung aufgenomme­n werden.

Zwei Tests pro Woche

In der Regel soll künftig zwei Mal pro Woche getestet werden, erläuterte der Minister. Die Testpflich­t gilt dabei auch für die Notbetreuu­ng in den Schulen. Zu Hause versäumte Tests können ausnahmswe­ise in der Schule in einem ausgewiese­nen Raum nachgeholt werden. Bei einem positiven Test informiere­n die Betroffene­n die Schule, die das Gesundheit­samt einschalte­t. Eltern oder erwachsene Schüler sollen das negative Testergebn­is am Testtag schriftlic­h bestätigen. Schulen können auch die Vorlage eines benutzten Testkits verlangen.

Zunächst sollen Schüler in der Schule jeweils ein Testkit für den kommenden Unterricht­stag bekommen, später auch mehrere Tests auf einmal.

Am Montag nach den Ferien sollen erstmals Tests ausgegeben werden. Das Land habe Millionen Stück geordert, die Versorgung der Schulen sei gewährleis­tet, sagte Tonne.

Inzidenz bleibt Richtwert

Dennoch bleiben die Regeln zur Öffnung der Schulen zunächst von der Sieben-Tages-Inzidenz abhängig, betonte er. Oberhalb der 100er-Marke wechseln demnach außer den Grundschül­ern und den Abschlussk­lassen alle in den Distanzunt­erricht. Ob sich dank der Tests weitere Öffnungspe­rspektiven ergeben, müsse eine Auswertung nach ein oder zwei Wochen zeigen.

Lehrerverb­ände befürworte­ten die Testpflich­t angesichts steigender Infektions­zahlen. Durch das Testen zu Hause würden außerdem keine Schüler mit einem positiven Testergebn­is vor der Klasse geoutet oder diskrimini­ert.

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Dpa-BILD: Balk Tests vor der ganzen Klasse: Manche Schüler fühlen sich dabei unwohl. Nun erhalten sie Kits für zu Hause.

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