Wie sicher ist der Osterbesuch bei Oma?
Diesmal sollen Impfungen und Selbsttests schützen – Wie viel das bringt
Berlin – Ostern steht erneut im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Feiertage treffen auf rasant steigende Infektionszahlen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) hat sich im Vergleich zu Ende Februar mehr als verdoppelt. Das Robert Koch-Institut (RKI) macht dafür vor allem die Ausbreitung der ansteckenderen und wohl auch häufiger tödlich endenden britischen Virusvariante B.1.1.7 verantwortlich. Neben Abstandsund Hygieneregeln sind zwei Dinge im Vergleich zum Vorjahr anders: Impfungen und Selbsttests können jetzt helfen, das Virus von der Familie fernzuhalten. Was man vor Ostern darüber wissen sollte:
■ Corona-Selbsttests vor der Familienfeier
Um das Coronavirus in Schach zu halten, setzen Politik und Wissenschaft auf Schnell- und Selbsttests. Diese sogenannten Antigentests, die in Abstrich-Proben Proteine aus der Coronavirus-Hülle (Antigene) nachweisen, könnten vor einem Familienbesuch zum Einsatz kommen. Aber wie viel Sicherheit bieten diese tatsächlich?
Das ist im Einzelfall gar nicht so leicht zu beantworten. Zum einen kommt es darauf an, ob der Schnelltest, gerade bei den Selbsttests, korrekt durchgeführt wurde. Zum anderen kommt es auf den Zustand des Getesteten an. Die Hamburger Biometrikerin Antonia Zapf verweist exemplarisch auf eine klinische Studie, in der der gleiche Schnelltest je nach Viruslast verschiedene Sensitivitäten erreichte. Bei hoher Viruslast kam er auf 97 bis 100 Prozent, bei niedriger nur auf zwölf bis 18 Prozent. Das bedeutet, dass Menschen, die stark ansteckend sind, eher erkannt werden. Im Mittel erreichte der Test der Studie zufolge eine Sensitivität von 72,5 Prozent. Für Zapf heißt das: „Bis zu 30 Prozent der Infizierten fallen nicht auf.“
■ Covid-19-Impfung für die Großeltern Deutschland kommt langsam mit dem Impfen gegen Covid19 vorwärts. Etwas mehr als elf Prozent der Bevölkerung haben die erste von zwei Dosen erhalten. Vorrangig wurden zunächst Hochbetagte und Schwerstkranke geimpft. Ist das ein Freifahrtschein für ein Treffen mit den bereits geimpften Großeltern?
Die Wirksamkeit wird bei dem Astrazeneca-Impfstoff laut einer neueren Studie mit größerem Abstand zwischen den beiden erforderlichen Dosen mit 82 Prozent angegeben, bei den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna mit über 90 Prozent. Diese Angaben beziehen sich dabei zunächst auf das Verhindern der Covid-19-Krankheit – und nicht auf das Verhindern symptomloser Corona-Infektionen.
Analysiert wurde der Impfschutz nach sieben (Biontech) bis 14 Tagen (Moderna, Astrazeneca) nach Gabe der zweiten Dosis. Das heißt: Entscheidend für den Besuch bei den Großeltern ist auch, wann diese geimpft wurden. Wenn zum Beispiel die erste Dosis erst eine Woche her ist, kann der Impfschutz noch gar nicht vollständig sein.
Der Immunologe Carsten Watzl vergleicht das mit einem Regenschirm, der erst nach der zweiten Dosis voll aufgespannt wird. Oma und Opa seien dadurch geschützt, aber „durch die steigende Inzidenz kann der Regen mal in einen Sturm übergehen“. Der Experte warnt: „Je nach Viruslast können sich auch Geimpfte noch anstecken.“