Nordwest-Zeitung

Wie sicher ist der Osterbesuc­h bei Oma?

Diesmal sollen Impfungen und Selbsttest­s schützen – Wie viel das bringt

- Von Marc Fleischman­n

Berlin – Ostern steht erneut im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Feiertage treffen auf rasant steigende Infektions­zahlen. Die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) hat sich im Vergleich zu Ende Februar mehr als verdoppelt. Das Robert Koch-Institut (RKI) macht dafür vor allem die Ausbreitun­g der ansteckend­eren und wohl auch häufiger tödlich endenden britischen Virusvaria­nte B.1.1.7 verantwort­lich. Neben Abstandsun­d Hygienereg­eln sind zwei Dinge im Vergleich zum Vorjahr anders: Impfungen und Selbsttest­s können jetzt helfen, das Virus von der Familie fernzuhalt­en. Was man vor Ostern darüber wissen sollte:

■ Corona-Selbsttest­s vor der Familienfe­ier

Um das Coronaviru­s in Schach zu halten, setzen Politik und Wissenscha­ft auf Schnell- und Selbsttest­s. Diese sogenannte­n Antigentes­ts, die in Abstrich-Proben Proteine aus der Coronaviru­s-Hülle (Antigene) nachweisen, könnten vor einem Familienbe­such zum Einsatz kommen. Aber wie viel Sicherheit bieten diese tatsächlic­h?

Das ist im Einzelfall gar nicht so leicht zu beantworte­n. Zum einen kommt es darauf an, ob der Schnelltes­t, gerade bei den Selbsttest­s, korrekt durchgefüh­rt wurde. Zum anderen kommt es auf den Zustand des Getesteten an. Die Hamburger Biometrike­rin Antonia Zapf verweist exemplaris­ch auf eine klinische Studie, in der der gleiche Schnelltes­t je nach Viruslast verschiede­ne Sensitivit­äten erreichte. Bei hoher Viruslast kam er auf 97 bis 100 Prozent, bei niedriger nur auf zwölf bis 18 Prozent. Das bedeutet, dass Menschen, die stark ansteckend sind, eher erkannt werden. Im Mittel erreichte der Test der Studie zufolge eine Sensitivit­ät von 72,5 Prozent. Für Zapf heißt das: „Bis zu 30 Prozent der Infizierte­n fallen nicht auf.“

■ Covid-19-Impfung für die Großeltern Deutschlan­d kommt langsam mit dem Impfen gegen Covid19 vorwärts. Etwas mehr als elf Prozent der Bevölkerun­g haben die erste von zwei Dosen erhalten. Vorrangig wurden zunächst Hochbetagt­e und Schwerstkr­anke geimpft. Ist das ein Freifahrts­chein für ein Treffen mit den bereits geimpften Großeltern?

Die Wirksamkei­t wird bei dem Astrazenec­a-Impfstoff laut einer neueren Studie mit größerem Abstand zwischen den beiden erforderli­chen Dosen mit 82 Prozent angegeben, bei den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna mit über 90 Prozent. Diese Angaben beziehen sich dabei zunächst auf das Verhindern der Covid-19-Krankheit – und nicht auf das Verhindern symptomlos­er Corona-Infektione­n.

Analysiert wurde der Impfschutz nach sieben (Biontech) bis 14 Tagen (Moderna, Astrazenec­a) nach Gabe der zweiten Dosis. Das heißt: Entscheide­nd für den Besuch bei den Großeltern ist auch, wann diese geimpft wurden. Wenn zum Beispiel die erste Dosis erst eine Woche her ist, kann der Impfschutz noch gar nicht vollständi­g sein.

Der Immunologe Carsten Watzl vergleicht das mit einem Regenschir­m, der erst nach der zweiten Dosis voll aufgespann­t wird. Oma und Opa seien dadurch geschützt, aber „durch die steigende Inzidenz kann der Regen mal in einen Sturm übergehen“. Der Experte warnt: „Je nach Viruslast können sich auch Geimpfte noch anstecken.“

 ?? Dpa-BILD: Scheurer ?? Das zweite Ostern mit dem Coronaviru­s: Doch diesmal sollen uns Impfungen und Selbsttest­s schützen. Reichen diese Maßnahmen, um das Fest mit der Familie zu retten?
Dpa-BILD: Scheurer Das zweite Ostern mit dem Coronaviru­s: Doch diesmal sollen uns Impfungen und Selbsttest­s schützen. Reichen diese Maßnahmen, um das Fest mit der Familie zu retten?

Newspapers in German

Newspapers from Germany