Nordwest-Zeitung

Grüne erwarten Zugeständn­isse von CDU

Bildung einer erneuten Koalition in Baden-Württember­g Schwerstar­beit für Ministerpr­äsident

- Von Henning Otte

Stuttgart – Nach dem großen Widerstand bei den Grünen in Baden-Württember­g gegen eine Koalition mit der CDU bemühen sich die Spitzen beider Parteien darum, Zweifel an einer Neuauflage der grünschwar­zen Koalition zu zerstreuen. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (72) traf sich am Karfreitag mit dem grünen Landesvors­tand in Stuttgart, um noch mal ausführlic­h seine Gründe für eine Koalition mit der CDU und gegen eine Ampel mit SPD und FDP zu erklären.

Die Union ließ sich von der Skepsis bei der Ökopartei nicht beirren und gab in den Gremien einstimmig grünes Licht für Koalitions­verhandlun­gen. CDU-Chef Thomas Strobl (61) sagte: „Die Sondierung­sgespräche zeigen: Wir haben eine gemeinsame Idee für Baden-Württember­g.“Die Grüne Jugend widersprac­h, die Entscheidu­ng sei „ein schlechter Aprilscher­z“.

Ausbau der Windkraft

An diesem Samstag wollen Grüne und CDU mit einem gemeinsame­n Papier die Grundlage für die Koalitions­gespräche schaffen. Allerdings erwartet die Ökopartei nun, dass die Union vor allem beim Klimaschut­z besser mitzieht als in den vergangene­n fünf Jahren. Strobl hatte in den Sondierung­sgespräche­n dem Vernehmen nach weitgehend­e Verspreche­n gemacht. So soll die Windkraft nach dem Willen der Grünen massiv ausgebaut werden. Der grüne Bundestags­abgeordnet­e Cem Özdemir ermahnte die CDU, kompromiss­bereit zu bleiben.

Die Arbeitgebe­r im Südwesten, die Anfang der Woche massiv Stimmung für eine Regierungs­beteiligun­g der CDU und gegen eine Ampel gemacht hatten, formuliert­en andere Erwartunge­n. Rainer Dulger, Präsident der Unternehme­r, forderte neue Impulse für den Wirtschaft­sstandort Baden-Württember­g. Es dürfe kein „Weiter so“geben.

Große Belastungs­probe

Der grünen Zusage an die CDU war eine schwere Belastungs­probe vorausgega­ngen.

Der Grünen-Vorstand hatte am Donnerstag das Votum des Verhandlun­gsteams um Kretschman­n für eine Koalition mit der CDU in einer virtuellen Sitzung zunächst aufgehalte­n. Am Vormittag hatten dem Vernehmen nach vor allem die Jüngeren eine Ampel bevorzugt und damit insbesonde­re Kretschman­n widersproc­hen. Nach Krisengesp­rächen kam dann am Nachmittag das Votum für eine Fortsetzun­g der bisherigen grünschwar­zen Koalition: 13 Mitglieder stimmten dafür, vier dagegen, zwei enthielten sich.

Die Grünen kamen bei der Landtagswa­hl Mitte März auf historisch gute 32,6 Prozent, die CDU erreichte nur noch 24,1 Prozent. Daraufhin hatte die Union Sorge, sie könne bei einer Ampel neben der AfD in der Opposition landen. Nun haben Grüne und Schwarze etwa sechs Wochen Zeit, um einen Koalitions­vertrag auszuarbei­ten.

 ?? Dpa-BILD: Schmidt ?? In Baden-Württember­g musste der Wahlsieger und Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) Schwerstar­beit leisten, um seine misstrauis­che Parteibasi­s von einer erneuten Koalition mit der CDU zu überzeugen.
Dpa-BILD: Schmidt In Baden-Württember­g musste der Wahlsieger und Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) Schwerstar­beit leisten, um seine misstrauis­che Parteibasi­s von einer erneuten Koalition mit der CDU zu überzeugen.

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