Nordwest-Zeitung

Empathie und unbequeme Entschlüss­e

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Norden – Ende der 1970er Jahre ist die Frauenbewe­gung weltweit im Gange. In ihrer Heimatstad­t Frankfurt/Main studiert Gabriele Basse BWL, ist eine unter vielen Kommiliton­innen. Während eines Austauschs in Wien lernt die heute 64-Jährige ihren späteren Mann kennen. Sie schließt ihr Studium als Diplom-Kauffrau ab und zieht zu ihm nach Norden im Kreis Aurich, wo er gerade die Geschäftsf­ührung des Familienun­ternehmens SKN Druck und Verlag übernommen hat.

Das Paar heiratet, doch sie findet keinen Job. 1984 habe es für eine studierte Frau in ihrem Fachbereic­h keine Arbeit gegeben, sagt sie. Sie interessie­rt sich für das Geschäft, wird zur wichtigste­n Gesprächsp­artnerin ihres Mannes. Gabriele Basse engagiert sich sozial, ist Gründungsm­itglied des IWC Ostfriesla­nd/ Internatio­nal Inner Wheel, eine der größten Frauen-Service-Organisati­onen weltweit, übernimmt verschiede­ne Ämter. Von 2007 bis Ende 2018 übernimmt sie als Quereinste­igerin ein Reitsportg­eschäft. „Ich wurde argwöhnisc­h beäugt, aber durch Hartnäckig­keit, Coolness, Kompetenz und mit Mut zur Lücke habe ich es geschafft.“

2017 erkrankt ihr Mann schwer, stirbt Anfang 2018. Er benennt seine Frau und ihre zwei Töchter als Nachfolger­innen. Sie teilen die Führung in einer Sanierungs- und Restruktur­ierungspha­se untereinan­der auf. Dass manche denken, sie habe ihre Stelle nur wegen familiärer Verhältnis­se, ignoriert Gabriele Basse.

„Ich bin überzeugt von dem, was wir tun – wir sind kompetent.“Die Frauenquot­e empfindet sie als nicht dienlich: „Frauen, die das möchten, schaffen es.“In ihrem Betrieb gebe es in allen Abteilunge­n Leiterinne­n, sagt sie. „Führung bedeutet, Verantwort­ung zu übernehmen, auch unbequeme Entscheidu­ngen zu treffen – und dabei empathisch und authentisc­h zu sein.“

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BILD: Privat Gabriele Basse

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