Welt braucht gerade jetzt heilsame Worte
Kunstbetrachtung zu Ostern lenkt Blick auf Botschaft von der Auferstehung Jesu
Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“– seit fast zweitausend Jahren werden diese Worte als zentrale Osterbotschaft der Christenheit Jahr für Jahr weitergegeben. „Christ ist erstanden!“singt die Kirche, während in der Nacht von Karsamstag langsam das Licht des Ostermorgens heraufzieht und den Beginn einer neuen Zeitrechnung markiert: der Sieg des Lebens über den Tod.
Schwer zu glauben
Das Grab ist leer, Christus ist auferstanden von den Toten. Und allen, die glauben, wird neues, ewiges Leben zuteil. Es ist die wortwörtliche Unglaublichkeit dieser Botschaft, mit der sich Menschen immer schon schwergetan haben, nicht nur in unseren Zeiten. Paradoxerweise fällt es Menschen aktuell zunehmend leicht, irgendwelchen Verschwörungstheorien Glauben zu schenken, nach denen eine obskure Gemeinschaft des Bösen die Weltherrschaft an sich reißen will. Die österliche Gegenbotschaft vom heilvollen Plan Gottes, der das Leben will und den Tod überwindet, hat es dagegen schwer in unseren pandemischen Zeiten. Dabei bräuchte die Welt doch gerade jetzt heilsame und erlösende Worte, die über das hinausweisen, was uns tagtäglich vor Augen ist: Leben statt Tod, Auferstehung statt Untergang, Heilung statt Krankheit, Kraft statt Erschöpfung, Hoffnung statt Verzweiflung, Zukunft statt Ausweglosigkeit.
Die Botschaft von der Auferstehung Jesu von den Toten ist eine Ansage für das Leben weit über unsere leidvolle Gegenwart hinaus. Die christliche Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod ist der zentrale Kern des Osterfestes. Der auferstandene Christus ist Gottes Startpunkt für die Neuschöpfung, die wir doch so dringend benötigen. Bei unseren Versuchen, dies zu veranschaulichen, kommt menschliche Fantasie schnell an Grenzen. Oft genug bleibt sie dem Irdisch-Sichtbaren verhaftet. Auch die Christusdarstellung auf dem Leinwandgemälde in der evangelischen Stadtkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Delmenhorst wirkt merkwürdig entrückt und unwirklich für unsere Sehgewohnheiten. Das Bild in der Delmenhorster Innenstadtkirche stammt von dem eher unbekannten Louis Hoffmann aus Braunschweig. Zusammen mit dem gleich großen Gemälde „Christus am Kreuz“war es Teil des Kanzelaltarensembles von 1789 im zeitgleich fertiggestellten Neubau der Stadtkirche. Am Übergang zur Romantik entsprachen beide den Glaubensvorstellungen der damaligen Zeit.
Dem Auferstandenen sind die Leiden des Kreuzes kaum noch anzusehen. Um die Wundmale an Händen und Füßen zu entdecken, muss man sehr genau hinsehen. Ohne die parallele Kreuzesdarstellung ließe sich der Auferstandene kaum noch mit der Marter der Hinrichtung und dem Todeskampf in Verbindung bringen.
Leiden hinter sich lassen
Aber vielleicht kam es dem Maler genau darauf an: Kreuz und Auferstehung sind nicht voneinander zu lösen. Aber es gibt eine zeitliche Reihenfolge. Die Auferstehung erfolgt nach dem Tod und der Grablegung. Als Auferstandener lässt Christus alles Leiden, alles Sterben und alle Vergänglichkeit hinter sich. „Siehe, ich mache alles neu“heißt es im Buch der Offenbarung 21,5. Es ist der wiederkommende Christus, der diese Worte spricht. Als ob sie aus dem Mund des Auferstandenen auf unserem Bild fließen. Und zu uns sprechen wollen.