Viehweide und Exerzierhof
Pferdemarkt hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich
Oldenburg – Weide vor dem Heiligengeisttor, schon zu Graf Anton Günthers Zeiten ein Platz für den Pferdehandel, Exerzierplatz für Soldaten, Standort der Polizeidirektion und fürs Standesamt, Spielstätte des Staatstheaters, Rathaus, Heimat der Landesbibliothek und Wohnadresse für Studenten und nicht zuletzt über Jahrzehnte hinweg der Festplatz für den Kramermarkt – der Pferdemarkt hat eine bewegte Geschichte.
Initialzündung
Die Initialzündung für die Erschließung des Pferdemarktes gab Herzog Peter Friedrich Ludwig 1803. Er verband die Altstadt über das Heiligengeisttor hinweg mit dem Gelände vor dem Friedhof und ließ nach seiner Rückkehr aus dem Exil und dem Ende der Franzosenzeit Kasernen für die Infanterie-Soldaten bauen.
Dort, wo sich heute die Landesbibliothek und das Studentenwohnheim befinden, stand bis zu einem verheerenden Großbrand im Jahr 1895 eine in den Jahren 1819/1820 errichtete Kaserne, die 1835/1836 in westlicher Richtung ihr Gegenstück bekam (heute Neues Rathaus). 1837/38 wurde außerdem noch ein Gebäude für die Militärakademie am westlichen Ende des Platzes gebaut (heute Standesamt).
Der Pferdemarkt war also fest in Händen des Militärs.
Zweimal erfuhr er weitere einschneidende Veränderungen – im Jahr 1867, als mit dem Bau der Eisenbahnlinie der Platz durchschnitten wurde, und in den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, als er mit der Bahnhochlegung den Kreisverkehr erhielt. Zurück zu den Kasernen: In ihrer Gesamtheit bildeten sie ein beeindruckendes Bild, das am 20. September 1895 durch einen Brand jäh zerstört wurde. Aus allen drei Gebäudeteilen der östlichen Kaserne schlugen die Flammen. Zwei Jahre später wurde die Brandruine abgerissen. Anstelle der zerstörten Infanteriekaserne wurde von 1900 bis 1902 ein Neubau errichtet, der ebenfalls militärisch genutzt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Polizeiverwaltung ein. Nach einer umfangreichen Restaurierung 1985/86 durch den Architekten Reinhard Fritsch ist die Landesbibliothek mit ihren Beständen in diesem repräsentativen Gebäude untergebracht.
Mehrere Brände
Im Bereich dieser Kaserne hatte es vorher schon einmal gebrannt. 1862 war im direkten Anschluss an den Bau in Richtung Osten eine dritte Kaserne fertig geworden, so dass von da an die gesamte Infanterie in Oldenburg zusammengezogen werden konnte. Am 9. April 1878 brannte die Kaserne des Füsilierbataillons lichterloh. Über die Entstehung des Brandes wusste man nicht viel, man hatte nur herausbekommen, dass er in einem verschlossenen Bodenraum der Landwehrabteilungen entstanden war.
Für die Bevölkerung war anschließend die Meldung der Militärbehörde besonders wichtig, dass es keine Einquartierungen geben sollte. Man wollte stattdessen schnell Notunterkünfte in Massenquartieren herrichten.
1879 wurde eine neue Kaserne auf dem Donnerschweer Exerzierplatz am Kranberg in Angriff genommen. 1886 war auch auf dem Brandplatz am Pferdemarkt ein neues Kasernengebäude für die Infanterie im preußisch-wilhelminischen Stil fertig – die „Rote Kaserne“. Von 1955 bis 1992 wurde sie von der Bundeswehr-Standortverwaltung genutzt. Nach dem 1994 erfolgten Umbau wohnen Studenten darin.