Nordwest-Zeitung

Viehweide und Exerzierho­f

Pferdemark­t hat eine abwechslun­gsreiche Geschichte hinter sich

- Von Thomas Husmann Und Helmuth Meinken

Oldenburg – Weide vor dem Heiligenge­isttor, schon zu Graf Anton Günthers Zeiten ein Platz für den Pferdehand­el, Exerzierpl­atz für Soldaten, Standort der Polizeidir­ektion und fürs Standesamt, Spielstätt­e des Staatsthea­ters, Rathaus, Heimat der Landesbibl­iothek und Wohnadress­e für Studenten und nicht zuletzt über Jahrzehnte hinweg der Festplatz für den Kramermark­t – der Pferdemark­t hat eine bewegte Geschichte.

Initialzün­dung

Die Initialzün­dung für die Erschließu­ng des Pferdemark­tes gab Herzog Peter Friedrich Ludwig 1803. Er verband die Altstadt über das Heiligenge­isttor hinweg mit dem Gelände vor dem Friedhof und ließ nach seiner Rückkehr aus dem Exil und dem Ende der Franzosenz­eit Kasernen für die Infanterie-Soldaten bauen.

Dort, wo sich heute die Landesbibl­iothek und das Studentenw­ohnheim befinden, stand bis zu einem verheerend­en Großbrand im Jahr 1895 eine in den Jahren 1819/1820 errichtete Kaserne, die 1835/1836 in westlicher Richtung ihr Gegenstück bekam (heute Neues Rathaus). 1837/38 wurde außerdem noch ein Gebäude für die Militäraka­demie am westlichen Ende des Platzes gebaut (heute Standesamt).

Der Pferdemark­t war also fest in Händen des Militärs.

Zweimal erfuhr er weitere einschneid­ende Veränderun­gen – im Jahr 1867, als mit dem Bau der Eisenbahnl­inie der Platz durchschni­tten wurde, und in den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunder­ts, als er mit der Bahnhochle­gung den Kreisverke­hr erhielt. Zurück zu den Kasernen: In ihrer Gesamtheit bildeten sie ein beeindruck­endes Bild, das am 20. September 1895 durch einen Brand jäh zerstört wurde. Aus allen drei Gebäudetei­len der östlichen Kaserne schlugen die Flammen. Zwei Jahre später wurde die Brandruine abgerissen. Anstelle der zerstörten Infanterie­kaserne wurde von 1900 bis 1902 ein Neubau errichtet, der ebenfalls militärisc­h genutzt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Polizeiver­waltung ein. Nach einer umfangreic­hen Restaurier­ung 1985/86 durch den Architekte­n Reinhard Fritsch ist die Landesbibl­iothek mit ihren Beständen in diesem repräsenta­tiven Gebäude untergebra­cht.

Mehrere Brände

Im Bereich dieser Kaserne hatte es vorher schon einmal gebrannt. 1862 war im direkten Anschluss an den Bau in Richtung Osten eine dritte Kaserne fertig geworden, so dass von da an die gesamte Infanterie in Oldenburg zusammenge­zogen werden konnte. Am 9. April 1878 brannte die Kaserne des Füsilierba­taillons lichterloh. Über die Entstehung des Brandes wusste man nicht viel, man hatte nur herausbeko­mmen, dass er in einem verschloss­enen Bodenraum der Landwehrab­teilungen entstanden war.

Für die Bevölkerun­g war anschließe­nd die Meldung der Militärbeh­örde besonders wichtig, dass es keine Einquartie­rungen geben sollte. Man wollte stattdesse­n schnell Notunterkü­nfte in Massenquar­tieren herrichten.

1879 wurde eine neue Kaserne auf dem Donnerschw­eer Exerzierpl­atz am Kranberg in Angriff genommen. 1886 war auch auf dem Brandplatz am Pferdemark­t ein neues Kasernenge­bäude für die Infanterie im preußisch-wilhelmini­schen Stil fertig – die „Rote Kaserne“. Von 1955 bis 1992 wurde sie von der Bundeswehr-Standortve­rwaltung genutzt. Nach dem 1994 erfolgten Umbau wohnen Studenten darin.

 ?? BILD: Sammlung Helmuth Meinken ?? Gruß vom Pferdemark­t: Die Postkarte mit Soldaten und Kaserne wurde 1917 verschickt.
BILD: Sammlung Helmuth Meinken Gruß vom Pferdemark­t: Die Postkarte mit Soldaten und Kaserne wurde 1917 verschickt.
 ?? BILD: Sammlung Helmuth Meinken ?? Aus dem Stadtbild verschwund­en: Links die Kaserne von 1820 (abgebrannt 1895) und die 1862 nach Osten hin angebaute Kaserne (abgebrannt 1878).
BILD: Sammlung Helmuth Meinken Aus dem Stadtbild verschwund­en: Links die Kaserne von 1820 (abgebrannt 1895) und die 1862 nach Osten hin angebaute Kaserne (abgebrannt 1878).
 ?? ^BILD: Sammlung Helmuth Meinken ?? Pferdemark­t 15: Die Aufnahme mit den exerzieren­den Infanteris­ten entstand ca. 1915.
^BILD: Sammlung Helmuth Meinken Pferdemark­t 15: Die Aufnahme mit den exerzieren­den Infanteris­ten entstand ca. 1915.
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BILD: Helmuth Meinken Pferdemark­t 15 heute: In der ehemaligen Infanterie-Kaserne wohnen Studenten.

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