Eine häufige Diagnose, die nur selten stimmt: die Gastritis
Eine Gastritis wird von vielen Menschen bei unklaren Beschwerden im Oberbauch angenommen: bei Völlegefühl, Druck im Oberbauch, vermehrter Luftbildung, Sodbrennen oder Übelkeit.
Diese Beschwerden, die fast nie etwas mit einer Gastritis zu tun haben, werden besser als „Dyspepsie“bezeichnet. Eine Untersuchung des Magens mittels Endoskopie stellt nur in Ausnahmefällen eine eindeutige Beziehung zu den oben genannten Beschwerden her. Die Entnahme von Gewebe bei der Endoskopie ist dabei völlig schmerzfrei, da die Schleimhaut des Magens keine Schmerzrezeptoren hat. Auch daher ist die Vermutung, eine Entzündung der Schleimhaut sei die Ursache, selten richtig. Es gibt Veränderungen an der Schleimhaut, die man mit dem Endoskop erkennen kann, die aber keine direkte Beziehung zu einer Gastritis haben. Die Gewebeentnahme bei der Untersuchung mit der obligatorischen feingeweblichen (histologischen) Beurteilung ermöglicht eine korrekte Diagnose.
Man differenziert neben einer chemischen C-Gastritis (Medikamente, Alkohol) eine bakterielle B-Gastritis und eine sogenannte A-Gastritis, die allerdings sehr selten vorkommt (Autoimmungastritis) und zu einem Verlust (Atroder Schleimhaut führt.
Dieser Typ kommt nicht selten mit anderen Immunerkrankungen vor und bewirkt eine fehlende Aufnahme von Vitamin B12 mit entsprechenden Mangelerscheinungen, die im Blutbild nachweisbar sind, und neurologischen Symptomen. Außerdem wird eine Endoskopie alle drei bis vier Jahre empfohlen, da die Atrophie mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist.
Ein besonderer Durchbruch in der Behandlung der Gastritis war die Entdeckung des Helicobakters durch zwei australische Forscher. Mittlerweile wissen wir, dass diese Infektion für eine große Zahl von Magenkrankheiten verantwortlich ist. Neben dem Geschwür des Magens oder des Zwölffingerdarms ist der Keim für die Entwicklung von Magenkarzinomen und Lymphomerkrankungen des Magens verantwortlich. Der Nachweis gelingt mit der Gewebeentnahme; man kann seine Existenz aber auch mittels Atemtest nachweisen. Die Behandlung und Entfernung der Infektion gelingt mit einer Kombination eines Säurehemmers (Protonenpumpenhemmer) und einer Antibiotikakombination. Eine chronische H. pylori Infektion mündet immer in eine chronische Gastritis. Es muss im Einzelfall entschieden werden, ob eine Therapie vorgenommen werden muss und mit welchem Therapieschema.
Die C-Gastritis wird durch chemische Ursachen verurphie) sacht: Aspirin, NSAR, Alkohol, Nikotin oder Rückfluss von Galle in den Magen. Ohne die genannten Schädigungsstoffe, kann durch die Infektion mit H. pylori eine für den Patienten kaum bemerkbare, chronische Gastritis entstehen.
Sollten Oberbauchbeschwerden, die man nicht Genussoder Schmerzmitteln zuordnen kann, nicht spontan abklingen, sollte man überlegen, ob nicht eine Untersuchung der bessere Weg im Vergleich zu irgendeiner Selbstmedikation ist, die natürlich Symptome lindern oder beseitigen kann. Sollten Symptome nicht nach einer Zeit von circa vier Wochen abklingen, ist zumindest eine Beratung oder Rücksprache mit dem Hausarzt die klügere Entscheidung.