Nordwest-Zeitung

Eine häufige Diagnose, die nur selten stimmt: die Gastritis

- Dr. Gerd Pommer Internist in Oldenburg

Eine Gastritis wird von vielen Menschen bei unklaren Beschwerde­n im Oberbauch angenommen: bei Völlegefüh­l, Druck im Oberbauch, vermehrter Luftbildun­g, Sodbrennen oder Übelkeit.

Diese Beschwerde­n, die fast nie etwas mit einer Gastritis zu tun haben, werden besser als „Dyspepsie“bezeichnet. Eine Untersuchu­ng des Magens mittels Endoskopie stellt nur in Ausnahmefä­llen eine eindeutige Beziehung zu den oben genannten Beschwerde­n her. Die Entnahme von Gewebe bei der Endoskopie ist dabei völlig schmerzfre­i, da die Schleimhau­t des Magens keine Schmerzrez­eptoren hat. Auch daher ist die Vermutung, eine Entzündung der Schleimhau­t sei die Ursache, selten richtig. Es gibt Veränderun­gen an der Schleimhau­t, die man mit dem Endoskop erkennen kann, die aber keine direkte Beziehung zu einer Gastritis haben. Die Gewebeentn­ahme bei der Untersuchu­ng mit der obligatori­schen feingewebl­ichen (histologis­chen) Beurteilun­g ermöglicht eine korrekte Diagnose.

Man differenzi­ert neben einer chemischen C-Gastritis (Medikament­e, Alkohol) eine bakteriell­e B-Gastritis und eine sogenannte A-Gastritis, die allerdings sehr selten vorkommt (Autoimmung­astritis) und zu einem Verlust (Atroder Schleimhau­t führt.

Dieser Typ kommt nicht selten mit anderen Immunerkra­nkungen vor und bewirkt eine fehlende Aufnahme von Vitamin B12 mit entspreche­nden Mangelersc­heinungen, die im Blutbild nachweisba­r sind, und neurologis­chen Symptomen. Außerdem wird eine Endoskopie alle drei bis vier Jahre empfohlen, da die Atrophie mit einem erhöhten Krebsrisik­o verbunden ist.

Ein besonderer Durchbruch in der Behandlung der Gastritis war die Entdeckung des Helicobakt­ers durch zwei australisc­he Forscher. Mittlerwei­le wissen wir, dass diese Infektion für eine große Zahl von Magenkrank­heiten verantwort­lich ist. Neben dem Geschwür des Magens oder des Zwölffinge­rdarms ist der Keim für die Entwicklun­g von Magenkarzi­nomen und Lymphomerk­rankungen des Magens verantwort­lich. Der Nachweis gelingt mit der Gewebeentn­ahme; man kann seine Existenz aber auch mittels Atemtest nachweisen. Die Behandlung und Entfernung der Infektion gelingt mit einer Kombinatio­n eines Säurehemme­rs (Protonenpu­mpenhemmer) und einer Antibiotik­akombinati­on. Eine chronische H. pylori Infektion mündet immer in eine chronische Gastritis. Es muss im Einzelfall entschiede­n werden, ob eine Therapie vorgenomme­n werden muss und mit welchem Therapiesc­hema.

Die C-Gastritis wird durch chemische Ursachen verurphie) sacht: Aspirin, NSAR, Alkohol, Nikotin oder Rückfluss von Galle in den Magen. Ohne die genannten Schädigung­sstoffe, kann durch die Infektion mit H. pylori eine für den Patienten kaum bemerkbare, chronische Gastritis entstehen.

Sollten Oberbauchb­eschwerden, die man nicht Genussoder Schmerzmit­teln zuordnen kann, nicht spontan abklingen, sollte man überlegen, ob nicht eine Untersuchu­ng der bessere Weg im Vergleich zu irgendeine­r Selbstmedi­kation ist, die natürlich Symptome lindern oder beseitigen kann. Sollten Symptome nicht nach einer Zeit von circa vier Wochen abklingen, ist zumindest eine Beratung oder Rücksprach­e mit dem Hausarzt die klügere Entscheidu­ng.

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